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225 geladene Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft, Bildung und Sport waren dabei Ein würdiger Auftakt für das Jubiläum

Von Claudia Labude 30.05.2009, 05:26

Dafür, dass Wolmirstedt in den letzten 1000 Jahren so viel durchgemacht und eine tolle Entwicklung genommen hat, fanden die Redner beim gestrigen Festakt vor allem kurze Lobesworte. Das off zielle Programm in Anwesenheit des Ministerpräsidenten dauerte nur knapp anderthalb Stunden.

Wolmirstedt. Die Schlossdomäne war gestern für viele Leute ein Ort zum Feiern. Während in der Museumsscheune 225 geladene Gäste vom Stadtratsvorsitzenden Gerald Zimmermann begrüßt wurden, brach vor dem Scheunentor ein Hupkonzert aus. Auch das Zupforchester aus Dahlenwarsleben, das mit leisen aber beschwingten Tönen für die musikalische Umrahmung des Festes sorgte, wurde von polterndem Geschirr begleitet.

" Ich wurde vom Bürgermeister überzeugt, dass es sich bei den Geräuschen draußen nicht um einen Protest gegen meine Anwesenheit hier richtet ", kommentierte Ministerpräsident Wolfgang Böhmer ( CDU ) den Lärm trocken und zur Erheiterung der Gäste. " Aber wenn ein junges Paar, so wie heute hier auf der Domäne, zum ersten Mal heiratet, dann kann man das auch ruhig richtig feiern. " Sowieso wäre es eine der Hauptaufgaben einer Stadt, die Jugend zu halten. " Schon in der Geschichte von Wolmirstedt ging eine junge Frau weg – Anna Katharina ( die Tochter des Kurfürsten Joachim Friedrich, Anmerkung der Red. ) wurde vom dänischen König Christian IV. geheiratet. Und noch heute trauern wir jeder jungen Frau nach, die das Land verlässt ", so Böhmer. Der Ministerpräsident hatte sich gut auf seinen Besuch in Wolmirstedt vorbereitet, wusste, dass man die Ersterwähnung feiert und die Stadt eigentlich älter als 1000 Jahre ist, auch wenn man das genaue Jahr nicht feststellen kann.

Von seinen Mitarbeitern hatte sich Böhmer auch aktuelle Zahlen heraussuchen lassen. Er lobte die Stadt für ihre geringe Arbeitslosenquote, den ausgeglichenen Haushalt, die geringen Verwaltungskosten, die im Land mit 577 Euro pro Einwohner angegeben werden und in Wolmirstedt nur knapp über 250 Euro pro Einwohner betragen, " was für eine sehr eff zient arbeitende Verwaltung spricht ". Auch die Pro-Kopf-Verschuldung sei in der Ohrestadt deutlich niedriger als im Landesdurchschnitt. Der CDU-Politiker attestierte der Stadt durch ihre Entwicklung beste Zukunftsaussichten. " Und das ist absolut ein Grund, drei Wochenenden lang zu feiern. "

Dem stimmte auch Haldenslebens Bürgermeister Norbert Eichler ( CDU ) zu, der in Doppelfunktion ganz herzlich zu diesem " herausragenden Jubiläum " gratulierte. Eichler ist auch Präsident des Städte- und Gemeindebundes und war schon auf dem Haldensleber Neujahrsempfang von Bürgermeister Dr. Hans-J ürgen Zander zum gestrigen Festakt eingeladen worden. " Solch ein Fest stiftet Identität, schafft Geborgenheit und bringt Menschen zueinander ", so Eichler. Er muss es wissen, denn im Feiern hat die Kreisstadt dem Ohrestädtchen etwas uneinholbar voraus – Haldensleben beging schon 1966 seine 1000-Jahr-Feier.

Verwurzelte Solistin

" Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern Geschichtetes – also der Boden, auf dem wir stehen und bauen ", nutzte Zanders Haldensleber Amtskollege ein Zitat des deutschen Theologen Hans von Keler, um deutlich zu machen, dass die Menschen etwas zum Anfassen bräuchten, um sich damit zu identifzieren. Und das wäre dem " alten, jungen Geburtstagskind Wolmirstedt " mit seiner baulichen Entwicklung gerade in den vergangenen zehn Jahren sehr gut gelungen.

Als letztem Redner blieben Bürgermeister Dr. Hans-J ürgen Zander nicht mehr viele ungesagte lobende Worte über seine Stadt übrig, weswegen er lieber noch einmal zurückblickte und die Ersterwähnung zitierte. In Sachen Humor stand der Gastgeber seinen Vorrednern aber in nichts nach. " Ich hoffe, dass die Hochzeitfeier da draußen in neun Monaten Folgen hat und diese dann in zwanzig Jahren auch noch hier wohnen ", so der Bürgermeister.

Er dankte allen Beteiligten, die das jetzt beginnende und seit Jahren vorbereitete Jubiläum mit organisiert haben und stieß mit seinen Gästen auf die Stadt und ihre Bürger an.

Nach dem gut anderthalbstündigen Programm waren sich alle Gäste einig, dass der gestrige Festakt den würdigen Auftakt für die Feierlichkeiten bildete. Dafür hatte neben der wunderbaren Dekoration nicht zuletzt auch die musikalische Umrahmung gesorgt. Während Torsten Kahler, Leiter des Dahlenwarsleber Zupforchesters, für die Stadt eigene " Klänge der Freude " arrangiert hatte, gab das Magdeburger Ensemble " Voices only " neben Klassik auch beschwingten a-capella Pop zum Besten. Die Zuhörer konnten sich das Lachen nicht verkneifen, als Mathias Vetter eine Liebeserklärung an seine Deutschlehrerin sang. Diese ist am Ende leider mit dem Mathelehrer durchgebrannt und hat ihren schwärmenden Schüler nicht erhöht. Nach den Grammatikschwächen des Liedtextes zu urteilen, hat dieser im Unterricht aber auch eher von der Lehrerin geträumt, als ihr beim Vermitteln des Lehrstoffes zuzuhören.

Der musikalische Gast mit dem meisten Bezug zur Stadt war aber Kerstin Baumgardt. Mittlerweile an der Komischen Oper in Berlin, denkt die Solistin immer gern an Wolmirstedt zurück, ist sie doch im Alter von zwei Jahren hierher gekommen, weil ihr Vater im Kaliwerk arbeitete. Die stolzen Eltern wohnen beide immer noch in Wolmirstedt und lauschten gestern auch im Publikum den Darbietungen ihrer Tochter, die sich auch die Jubiläumsfeierlichkeiten anschauen will, an deren Auftakt sie selbst Anteil hatte.