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Krankenhaus Zerbst: Leitende Schwester der Notaufnahme, Monika Bressel, geht in den Ruhestand Der letzte Dienst fällt auf den Silvestertag

Von Judith Kadow 02.01.2014, 01:17

Viele Zerbster verbinden mit der Notaufnahme des Zerbster Krankenhauses einen Namen: Monika Bressel. Nach 45 Jahren hat sie an Silvester nun ihren letzten Arbeitstag. Dem Haus bleibt sie trotzdem erhalten.

Zerbst l Sie kennt jeden Zentimeter der Notaufnahme, das Krankenhaus in Zerbst in- und auswendig: Monika Bressel. Die gestandene Krankenschwester bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Fast nichts. Ihr nahender Ruhestand vielleicht ein wenig.

"Ich hatte ja schon ein wenig Angst, in ein Loch zu fallen. Ich hatte immer mit Menschen zu tun und will auch in Zukunft nicht darauf verzichten." Mit ihren 65 Jahren hat Monika Bressel am Silvesterabend gegen 18 Uhr zum letzten Mal das Krankenhaus als leitende Krankenschwester der Notfallambulanz verlassen - nach 41 Jahren in dieser Position.

Doch das Loch, das wird es nicht geben. Monika Bressel bleibt dem Krankenhaus erhalten. Zweimal in der Woche wird sie zukünftig als Durchgangsarzt-Schwester zur Verfügung stehen. "Ich freue mich sehr, dass ich diese Möglichkeit erhalte."

45 Jahre und drei Monate: So schnell ist die Zeit vergangen. "Mir macht der Beruf nach wie vor viel Spaß." Das kann er auch deshalb, weil ihre Familie ihn stets mitgetragen hat. "Dienste wie an Silvester oder Heiligabend haben meinem Mann nie etwas ausgemacht oder meiner Tochter. Das war sehr wichtig."

Nun war es ein Silvester-Dienst, den sie einmal mehr absolvierte. Doch die Routine ist spürbar, kein Zeichen von Nervosität. "Man weiß nie, wie viel los sein wird. Im Durchschnitt behandeln wir 40 Patienten am Tag", erzählt Monika Bressel. Die Palette reicht vom Kind mit Ohrenschmerzen bis zum älteren Herren mit Blockade in der Wirbelsäule. "Sie alle landen erstmal bei uns und an solchen Feiertagen, wenn keine Arztpraxis offen hat, erst recht." An Silvester kommt zwar auch die eine oder andere Verbrennung mehr hinzu, doch vor allem sind es die Wunden von Prügeleien, die behandelt werden müssen. Oder Blutabnahmen. Hat sich der Verdacht auf Trunkenheit am Steuer nach einem Atemalkoholtest bestätigt, erfolgt die Blutabnahme in der Notfallambulanz.

"Was den Umgang mit Böllern angeht, sind die Leute vorsichtiger geworden", ist ihre Erfahrung. Die Vorfälle seien früher viel gravierender gewesen. "Einmal hatten wir einen Patienten mit solch schweren Verbrennungen, dass wir ihn nach Halle in das Krankenhaus Bergmannstrost ausfliegen lassen mussten." Solch einen Fall möchte Monika Bressel nie wieder erleben.

An Heiligabend 2013 waren es mehr als 30 Patienten, die die Notfallambulanz aufsuchten. An Silvester ist mit einer eben so hohen Zahl zu rechnen. In einer Früh-, einer Mittel- und einer Spätschicht betreut jeweils eine Schwester die Patienten. Hinzu kommen zwei Fachärzte - einer aus dem Fachbereich Chirurgie, einer von der Inneren. "Regulär sind wir acht Schwestern, die hier Dienst versehen."

Es war stets der Notfalldienst, in dem Monika Bressel tätig war. Sie begann mit einer Ausbildung zur Sprechstundenschwester und parallel zur Krankenschwester. Später war sie Oberschwester an der Polyklinik. "Trotz all des Fortschritts und der besseren Technik ist es immer noch wichtig, den Kontakt zum Menschen zu haben", erzählt sie. Das kann ein aufmunternder Zuspruch sein oder eine kleine Streicheleinheit. "Man muss auch mal Gefühl zeigen und darf sich nicht vom Patienten entfernen."

Das dies im Zerbster Krankenhaus gelingt, beweist die Resonanz der Patienten. "Die Patienten sagen, sie lieben das Krankenhaus, auch wegen seiner familiären Atmosphäre."

Diese Atmosphäre wird Monika Bressel auch in Zukunft genießen. Doch sie wird auch neue Aufgaben in Angriff nehmen. So wird sie sich ehrenamtlich in der Rheumaliga engagieren. Und auch als Schöffin wird sie weiterhin tätig sein. Nach einer Amtszeit als Jugendschöffin am Amtsgericht Zerbst wird sie nun als Hauptschöffin am Landgericht in Dessau wirken.

Ihren Ausstand hat Monika Bressel bereits gegeben. Doch eines ist ihr noch wichtig: "Ich bedanke mich bei meinen lieben Kollegen für die tollen Jahre. Auch die Krankenhausleitung war mir immer ein fairer Partner. Danke. Ich habe mich hier sehr wohlgefühlt."