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Volksstimme-Leser berichten aus ihren Erinnerungen Heimatfotorätsel: Die Breite war eine ganz leichte Aufgabe

Von Thomas Drechsel 25.01.2014, 01:18

Das Heimatfotorätsel dieser Woche war leicht: Gesucht war die Breite, die Aufnahme entstand an der Ecke Breite/Wolfsbrücke.

Zerbst l Anita Friedrich aus Eichholz hatte auf der Breite ihr zweites Zuhause. Hier wohnte ihr Onkel, ein Kaufmann. Sie erinnert sich vor allem an die acht Wochen nach dem Bombardement auf die Stadt im April 1945. "Da haben wir beim Onkel gewohnt. Und haben mitbekommen, wie rührig er sich für die Menschen der Stadt einsetzte. Er hatte als Edeka-Kaufmann die Versorgung unmittelbar nach dem Angriff mit organisiert. So bekamen die Menschen etwas bei der Suppenküche." Bereits während des Angriffs sicherte der Onkel gemeinsam mit weiteren Bürgern den Brandgiebel zum nebenan brennenden Haus. "Er hat mit dafür gesorgt, dass das Feuer nicht übergriff. Wer weiß, ob sonst überhaupt noch Häuser in der Straße stehen geblieben wären."

Ganz anders die Erinnerungen von Günther Elz aus Luso. "Das war eine Zeit lang mein Schulweg." 1945 in Bone eingeschult, wurde er dort vier Jahre lang unterrichtet. Dem folgte die Zuweisung in die Schule am Plan, der damaligen Volksschule 2. "Aber die war noch nicht fertig, also wurden wir auf die Schloßfreiheit geschickt. Dort wurden wir in Schichten unterrichtet. Ich hatte damals ein Fahrrad, und damit ich es auch behielt, kam ich immer von Luso geradelt und stellte es am Frauentorplatz bei Bekannten ab. Dem schloss sich dann der Schulweg über die Breite zur Schloßfreiheit an." Dem Schulbesuch am Plan hatte sich damals der Besuch der Schule am Rephuns Garten angeschlossen, erinnert sich Elz noch genau.

Rosemarie Klitsch aus Zerbst erinnert sich noch gut an die Geschäftsleute auf der Breite. Der Lebensmittelhändler Osterland, auf dessen Hof eine Heißmangel betrieben wurde, und an das Wohnhaus von Regina Albrecht, die sich als Zerbsterin und Vorstand der Kreissparkasse Zerbst in der Wendezeit und danach um die Stadt verdient gemacht hatte.

Bei Harald Neupert aus Zerbst löste das alte Foto Erinnerungen an das Wannenbad auf der Breite aus. Bis in die 1970-er Jahre hinein war es betrieben worden. "Wer kein eigenes Bad hatte, konnte hier baden. Hat glaube 2,50 DDR-Mark gekostet. Im Erdgeschoss des Gebäudes war ein Gang, von da ging es in die Abteile mit den sehr großen Wannen. Da passten locker zwei Mann rein." Ansonsten erinnert er sich an die Geschäfte: Den Eisenwarenhandel Böttcher (heute Sperling) oder Lebens- und Genussmittelhändler Speidel. "Da konnte man auch vor oder nach der Öffnungszeit kommen, er hat immer aufgemacht. Wir hatten mal als Klempnerlehrlinge gegenüber zu tun und nichts zu trinken. Da sind wir mit der Schubkarre rüber, und wir bekamen, was wir brauchten." Neben Speidel befand sich "Zoo-Krappe", daneben wiederum die Einkaufs- und Liefergenossenschaft für die Sattler und Schuhmacher. Gegenüber, in dem einstigen Straßenzug Richtung Schloßkonditorei, befand sich eine große Bushaltestelle. "Die Zerbster nannten das Busbahnhof", so Neupert. Heute ist hier lediglich ein Fußweg entlang des Roten Gartens.

Detlef Teßmann aus Zerbst erkannte die Breite natürlich auch. Er vermisst die frühere Parkordnung, genau wie Klaus Göring aus Leitzkau. Seinerzeit wurde der Verkehr mittig über die Breite geführt. Und Teßmann erinnert sich gut an den Kohlehandel und die Skoda-Werkstatt daneben - etwa dort, wo sich heute der Firmensitz von "Schondorf Giehl" befindet.

Gabriele Sanetra aus Zerbst erinnert sich an das neue Geschäftshaus auf der Ecke Breite/Wolfsbrücke. Sie hatte 1961 in der Notenbank in der Fritz-Brandt-Straße eine Lehre begonnen. Daraus wurde nach der Wende eine Anstellung bei der Dresdner, dann der Commerzbank auf der Breite. "Das war dort sehr schön im Vergleich zu allen früheren Bankgebäuden." Sie erinnert sich noch an ihre Lehrzeit. "Damals herrschte eine ganz andere Ordnung. Für eine neue Miene für den Kugelschreiber musste man unterschreiben. Da wurde ich dann sogar noch gefragt, wieso die alte innerhalb von drei Wochen leer sei. Ob ich vielleicht einem Freund damit etwas geschrieben hätte, wurde ich gefragt. Und die Bleistifte wurden benutzt, bis sie nur noch drei Zentimeter lang waren. Ich glaube, in dem Bereich hat sich viel verändert", muss sie schmunzeln.

Unter allen Anrufern verloste die Redaktion einen Biber-Ticket-Gutschein im Wert von 10 Euro. Diesen gewinnt Detlef Teßmann aus Zerbst.