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Dr. Stephan Riemschneider ist in seiner Ortschaft Steutz und darüber hinaus in Ehrenämtern aktiv "Ich wollte mich da einbringen, wo ich wohne"

Von Petra Wiese 25.01.2014, 02:22

"Du bist spitze!" Sechs Kandidaten bewerben sich um den Titel "Lokalmatador 2013". Den Sieger ermitteln einzig die Volksstimme-Leser mit dem Abstimmungs-Coupon. In den nächsten Wochen stellen wir alle Kandidaten mit ganz persönlichen Geschichten vor. Heute: Dr. Stephan Riemschneider.

Steutz l Stephan Riemschneider ist mit 39 Jahren der jüngste Bewerber unter den Kandidaten um den Titel Lokalmatador 2013. In seinen Bemühungen und Leistungen für die Allgemeinheit, seinem ehrenamtlichen Engagement in seiner Ortschaft Steutz, um Schule und in Vereinen steht der in Hohenmölsen geborene promovierte Biochemiker seinen älteren Mitbewerbern keineswegs nach. Im Gegenteil, seine ehrenamtliche Tätigkeit ist nicht nur umfangreich sondern auch vielfältig.

Seit 2005 ist Dr. Stephan Riemschneider Steutzer. Von Halle aus suchten er und seine Frau Arbeit und einen Ort, wo die Familie ansässig werden könnte. "Wir haben die Landkarte aufgeschlagen", so Riemschneider. Zum Arbeitsplatz im Impfstoffwerk Dessau-Tornau passte Steutz, wo sich Haus und Grundstück fanden. Im Juni 2009 ließ sich Riemschneider in den Steutzer Ortschaftsrat wählen, den Sitz bekam er über die Liste der FDP. "Ich wollte mitgestalten, mich da einbringen, wo ich wohne", erklärte er die Beweggründe. Seit dem Zusammenschluss mit der Stadt Zerbst habe der Ortschaftsrat zwar nicht mehr so viel Entscheidungsgewalt, aber es lassen sich Themen ansprechen, die wichtig für den Ort sind, die dann in der Stadt Gehör finden.

"Jede Ortschaft sollte die Themen vorbringen, die ihr am Herzen liegen", so der Steutzer. Im Stadtrat würde er gern die Anliegen seines Ortes vertreten, deshalb möchte er sich bei der nächsten Wahl als Kandidat aufstellen lassen. Am liebsten würde er dann im Schul-, Sozial-, Kultur- und Sportausschuss aktiv werden.

Die Schullandschaft liegt ihm besonders am Herzen, kämpft er doch aktiv für den Erhalt der kleinen Grundschulen nicht nur in Steutz, sondern auf den Dörfern im allgemeinen. Die Schulpolitik interessierte ihn schon immer. Durch die Diskussion um Mindestschülerzahlen und Bestandsfähigkeit stieß er auf das Aktionsbündnis "Grundschulen vor Ort", wo er sich seitdem engagiert und wie er es erläuterte "zur inneren Diskussionsgruppe der Initiative" gehört.

Zuletzt machte er im Kreistag auf das Thema aufmerksam, warb für den Erhalt der kleinen Landschulen. "Ich möchte, dass das Thema ins Bewusstsein dringt", so Dr. Riemschneider. Was für Steutz gilt, gilt für andere Dörfer ebenso - gibt es keine Schule mehr, verödet der ländliche Raum. Es geht im wahrsten Sinne um ein Dorf mit Zukunft und die Zukunft, das sind unsere Kinder. Riemschneider hat selbst zwei Mädchen im Grundschulalter und einen kleinen Jungen. Er setzte sich unter anderem dafür ein, dass in der Steutzer Grundschule jetzt eine landkreisübergreifende Beschulung möglich ist und nun Kinder aus dem benachbarten Rietzmeck und aus Brambach hier unterrichtet werden können, wenn es die Eltern wünschen. So sieht es im Moment entgegen der ursprünglichen Prognosen ganz gut aus, was die Schülerzahlen für Steutz bis zum Schuljahr 2017/18 angeht. Hat die Grundschule Bestand, bleibt der Ort attraktiv für junge Familien.

Steutz hat neben Kita und Schule noch einiges mehr an gesellschaftlich-kulturellem Leben zu bieten. Jedes Jahr zu Pfingsten können Gäste erleben, was es alles im Dorf gibt. Zu "Kreuz Quer durch Steutz" wird dann eingeladen und das inzwischen seit 2007. Nachdem mit Fördermitteln der EU die alte Schmiede restauriert worden war, wollte man das Dorf einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren. Die erste Aktion war so erfolgreich, dass die Sache einfach weitergeführt werden musste und auch die Schauschmiede sollte regelmäßig offen gehalten und belebt werden. Der Verein "Ländliches Leben Steutz-Steckby" wurde 2008 gegründet, Dr. Stephan Riemschneider stellte sich als Vorsitzender zur Verfügung.

18 Mitglieder werden im Verein geführt. Man geht kleine, aber konstante Schritte. 2010 konnte dank weiterer Fördermittel das Obergeschoss der Schmiede ausgebaut werden. Hier lädt der Verein zu Veranstaltungen mit wechselnden Themen ein. Die Vereinsmitglieder repräsentieren das Dorf auch in der Region. Bei eigenen Veranstaltungen sind es zum Glück viele Leute aus dem Ort, die gerne helfen und unterstützen, auch wenn sie nicht im Verein sind, ist Riemschneider froh. Er würde sich aber dennoch über neue Mitglieder freuen.

Ein weiterer Verein, an dessen Spitze Dr. Stephan Riemschneider seit dem vergangenen Jahr steht, ist der Verein der Freunde und Förderer der Kreismusikschule "J. F. Fasch". Als "kleine, aber feine Musikschule" bezeichnete Riemschneider die Einrichtung, in der auch seine beiden Töchter ein Instrument erlernen. Im Gespräch mit Dr. Walter Elß, dem damaligen Vereinsvorstand, wurde deutlich, dass ein Generationswechsel im Verein demnächst anstehen würde und so ergab sich 2012 zunächst die Fördervereinsmitgliedschaft, etwas später die Mitarbeit im Vereinsvorstand und schließlich die Übernahme des Staffelstabes.

Auch dem Schlossverein Zerbst gehört der Steutzer und Kreisschatzmeister der FDP an. Zum einen, weil er alte Gebäude interessant findet und nicht jeder ein Schloss zu bieten hat. Zum anderen, weil er gesehen hat, "dass da viel Engagement da ist." Und das möchte er unterstützen, in dem Falle aber als "stilles Mitglied", in der Hoffnung, es zu erleben, dass der vorhandene Schlossflügel originalgetreu wieder aufgebaut ist.

Viel freie Zeit dürfte Dr. Stephan Riemschneider eigentlich nicht bleiben für Privates, aber beim wöchentlichen Badmintonspiel, obwohl Riemschneider von Hause aus eigentlich Judoka ist, findet er einen körperlichen Ausgleich und beim Lesen historischer Romane kann er sich entspannen. Darüber hinaus widmet er sich der familiären Ahnenforschung. Nebenbei werden Haus und Hof erhalten, und auch der Leidenschaft, mit Holz umzugehen und alte Möbel aufzuarbeiten, geht er immer mal gerne nach.