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Zum Arbeitgeber für die Ärzte zu werden, ist Option in Möckern / Genthiner übernimmt Hausarztpraxis Wenn die Gemeinde die Praxis stellen muss

Von Franziksa Ellrich 01.02.2014, 01:17

Möckern/Genthin l Eine gute Grundversorgung. Das ist, worauf es Bürgermeister Frank von Holly in seiner Stadt Möckern ankommt. Mit drei Ärzten sei die gegeben. Aber es gab Zeiten, da sah das anders aus. Vor sieben Jahren stand in der Stadt eine der wenigen Praxen leer - es gab keinen Nachfolger. "Die Gemeinde hat dann sogar Räumlichkeiten sowie Geräte zur Verfügung gestellt und finanziert, um die Versorgung zu garantieren", erinnert sich Frank von Holly.

Nach einem halben Jahr war die Vertretungsärztin wieder weg. "Logisch, wenn die Mediziner ihre Arbeit nicht mehr bezahlt bekommen, sobald sie ein bestimmtes Budget überschreiten", findet von Holly. Für ihn hat der Mangel an Hausärzten eine klare Ursache: "Die Messlatte für einen Allgemeinmediziner liegt höher, aber die Bezahlung ist niedriger als bei einem Spezialisten." Hinzu kommen die anstrengenden Hausbesuche.

Von denen hat sich Dr. Andres Bodamer nicht abschrecken lassen. Der 38-Jährige wird die Hausarztpraxis seiner Mutter in Genthin übernehmen. Dr. Sighilde Bodamer ist jetzt 63 Jahre alt und arbeitet noch zusammen mit ihrem Sohn in der Praxis. Von der Zusammenarbeit zehrt Bodamer in dem gesamten Ärztehaus: "Ich lerne viel von den älteren Kollegen."

Doch: "Eigentlich wollten meine Eltern nie, dass ich Mediziner werde", erinnert sich Andres Bodamer. Aber durch seine Mutter hat er die Arbeit als Hausarzt kennengelernt. "Ich finde, das Schöne an so einer allgemeinmedizinischen Praxis ist, die große Vielfalt und der enge Kontakt zu den Patienten", so Bodamer. Er bietet in seiner Praxis von der Schmerztherapie bis hin zur Akupunktur eine Rundumversorgung an. "Hier bin ich mein eigener Chef - nicht wie im Krankenhaus." Doch Andres Bodamer bedauert, dass die Funktion des Hausarztes als Koordinatur vom Gesundheitssystem nicht mehr gewollt ist.

Ein Leben in der Kleinstadt Genthin macht dem ehemaligen Studenten der Magdeburger Universität nichts aus. "Das ist hier nicht mit einer Landarztpraxis auf dem Dorf zu vergleichen." Anders als in den Stadtteilen der Gemeinde Möckern.

In ein paar Jahren steht der nächste Arzt der Stadt vor dem Nachwuchsproblem. "Landarzt muss man aus Überzeugung werden, da der größere Aufwand nicht entlohnt wird", erklärt Bürgermeister von Holly. Genau deswegen würde dieser Job vor allem zu jemandem passen, der die Natur liebt und zum Beispiel Hobbys wie das Reiten hat.

Findet sich niemand, freundet sich Frank von Holly bereits mit folgendem Gedanken an: "Es kann gut sein, dass wir als Gemeinde eine Praxis stellen und zum Arbeitgeber der Ärzte werden."