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Erschießen geht nicht, vergrämen funktioniert nicht: Einwohner zunehmend verärgert und verunsichert Dreiste Schweine mitten in Bitterfeld

Von Lisa Garn (mz) 07.03.2014, 01:25

Ein Großaufgebot von Einsatzkräften wurde am Dienstag in die Bitterfelder Lessingstraße geschickt. Sogar die Feuerwehr rückt aus, um die Schwarzkittel vom Hof zu vertreiben. Doch der Erfolg ist mäßig.

Bitterfeld l Immer dreister treiben die Wildschweine in Bitterfeld ihr Unwesen. So lösten vier Tiere mit drei Frischlingen am Dienstagvormittag auf einem Hof der Lessingstraße eine Art Großeinsatz aus. Nacheinander trafen Polizei, Ordnungsamt, Jäger und die Feuerwehr ein. Doch die Versuche, die Wildschweine aus dem Wohngebiet zu vertreiben, schlugen fehl. So setzte die Polizei das Martinshorn ein - genutzt hat es nichts. "Das hat die Wildschweine nicht interessiert, die machten einfach weiter", sagt Michael Däumich vom Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld.

Gegen 10 Uhr wurde auch noch die Feuerwehr aus Wolfen gerufen. Inzwischen hatten sich Schaulustige versammelt, vom Fenster aus schauten die Nachbarn zu. Die Feuerwehrmänner spritzten die Tiere zur Abschreckung nass - doch auch dies interessierte nur mäßig. "Wir konnten sie hochtreiben, aber leider sind sie dann nur in den nächsten Garten gezogen", sagt Frank Staub von der Wolfener Feuerwehr. "Dort kamen wir mit dem Fahrzeug nicht mehr heran." Die Schwarzkittel waren also weiterhin mitten im Wohngebiet unterwegs.

Das Problem in Bitterfeld ist derzeit offenbar nicht in den Griff zu bekommen. Beteiligte stoßen an die Grenzen der Möglichkeiten, eine gewisse Ratlosigkeit macht sich breit. Denn Schießen ist verboten, weil innerhalb der Stadt nicht geschossen werden darf - zumal die Tiere derzeit Frischlinge bei sich haben. Sie zu verjagen, bringt auch nicht viel. Die Wildschweine lassen sich einfach an anderer Stelle in Bitterfeld nieder.

"Das Problem ist in der Stadt insgesamt größer als angenommen, das haben die vergangenen Wochen gezeigt. Und die Tiere haben immer weniger Scheu vor Menschen", sagt der Revierjäger Harald Eisenmann, der gestern in die Lessingstraße gerufen wurde. "Aber als Jäger haben wir im innerstädtischen Bereich aus bekannten Gründen wenig Möglichkeiten. Wir können den Jagddruck nur außerhalb Bitterfelds erhöhen, aber das löst die Situation in der Stadt nicht. Da ist nach wie vor die Verwaltung gefragt." Für den Herbst haben die Jäger eine Großjagd in den Waldgebieten um Bitterfeld angekündigt.

"Die Aktion zeigt, dass wir bemüht sind, situationsabhängige Hilfe zum Schutz der Bürger zu bieten", heißt es aus der Pressestelle der Stadtverwaltung. Nur: Das hilft langfristig nicht. Das weiß auch die Stadt. Bei einem Treffen am Dienstag habe sie sich mit beteiligten Behörden abgestimmt. Über genaue Maßnahmen wurde nichts bekannt. Derzeit würden Mitarbeiter weiterhin Bewuchs auf städtischen Flächen entfernen, um die Rückzugsmöglichkeiten der Tiere zu minimieren. Zudem müssen Brachflächen beräumt werden, also die Orte, an denen sich die Tiere mit Vorliebe einen dauerhaften Wohnsitz geschaffen haben. Das Problem: Die Grundstücke befinden sich zum Teil in Privatbesitz. "Es wird geprüft, wie gemeinsam mit Eigentümern vorgegangen werden kann", so Bitterfeld-Wolfens Pressesprecher Michael Mohr.

Den Bitterfeldern reicht es inzwischen: "Das ist doch alles nicht normal. Jeden Tag Wildschweine in der Stadt und gerade jetzt mit ihren Frischlingen sind sie gefährlich", sagt Roland Gabriel. Dass innerhalb der Stadt nicht geschossen werden darf, sieht er ein. "Aber dann soll man sie zumindest betäuben und abtransportieren. Irgend etwas muss hier ganz schnell passieren."