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Historischer Vortrag über eine deutsch-russische Legende / Auftakt einer fünfteiligen Vortragsreihe Michael Münchow berichtet vom Mythos Bernsteinzimmer

Von Franziska Werner 08.03.2014, 02:16

Zerbst l Unzählige Mythen spannen sich um das sagenumwobene Bernsteinzimmer. Den Historiker Michael Münchow, Magister Artium, haben sie in der Vergangenheit immer wieder beschäftigt. Seinen Vortrag darüber wollten am Donnerstagabend rund 50 Zerbster hören.

Das Bernsteinzimmer erlangte seine Bekanntheit vor allem dadurch, dass es seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges als verschollen gilt. Sein Verbleib gibt Historikern und geneigten Hobbyforschern seitdem Rätsel auf. Was vielen nicht bekannt sei: "Das Bernsteinzimmer war ursprünglich im Berliner Stadtschloss beheimatet", erklärte der Referent den Zuhörern. Denn für gewöhnlich werde das Bernsteinzimmer zunächst einmal mit dem russischen Zarenhof in Verbindung gebracht. Schon kurz nach seiner Fertigung galt das Bernsteinzimmer den Zeitgenossen als das "achte Weltwunder". Der russische Zar Peter der Große bewunderte das Zimmer bei seinem Besuch in der preußischen Residenz des "Soldatenkönigs", der im Gegensatz zu seinem Vorgänger für derlei Kunst am Bau wenig übrig hatte, dafür aber "Lange Kerls" für seine Leibgarde suchte. So kam es mit Zar Peter zum Austausch von Geschenken zur Besiegelung einer Allianz gegen Schweden, und das Zimmer wurde gegen Soldaten mit Gardemaß getauscht.

Erst rund 200 Jahre nach seiner Fertigung im Jahr 1716 gelangte es als Geschenk des preußischen Königs Friedrich-Wilhelm I. in den Katharinenpalast des russischen Sankt Petersburg. Der im Dienste des russischen Hofes stehende italienische Architekt Bartolomeo Francesco Rastrelli brachte das Zimmer durch Einfügung von Spiegelpilastern und vergoldeten Schnitzereien zu seiner endgültigen Größe.

Gibt es das Zimmer noch?

Für den gebürtigen Greifswalder gibt es einen guten Grund, sich mit dem Bernsteinzimmer zu befassen. "Mich störte, dass so oft davon zu hören ist, aber niemand etwas genaues zu wissen schien. Also wollte ich das selbst recherchieren", so Münchow. Rund zwei Monate hat er das in diversen Bibliotheken getan. Seine Erkenntnis: "Das Bernsteinzimmer ist in den Wirren nach 1945 vernichtet worden." Ende der 1970er Jahre wurde in Sankt Petersburg mit der Erschaffung eines Nachbaus des Bernsteinzimmers begonnen. 2003 wurde es anlässlich der 300 Jahrfeier der Stadt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der Vortrag zum Bernsteinzimmer bildete am Donnerstag den Auftakt zu einer insgesamt fünfteiligen Vortragsreihe von Historiker Michael Münchow in Zerbst. Der nächste Teil seiner Reihe "Historische Betrachtungen" findet am Dienstag, 15. April, zu dem Thema "Albrecht der Bär" in der Kreisvolkshochschule am Standort Zerbst, Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 5, statt.

Bis Juli folgen Vorträge zu Fürst Wolfgang von Anhalt, dem alten Dessauer und zu Eike von Repgow. Alle Infos dazu finden Geschichtsfans auf www.kvhs-abi.de.