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Geiger Thomas Fichtner und ein besonderes Projekt um "Josa mit der Zauberfiedel" Über Zerbster Schule ans "Ende der Welt"

Von Helmut Rohm 27.03.2014, 01:21

Thomas Fichtner, Geiger der Anhaltischen Philharmonie Dessau, geht auf eine besondere Reise. Mit seinem Projekt "Josa mit der Zauberfiedel" möchte er auf dem Weg Kinder für die Musik begeistern.

Zerbst l "Zum 28. April habe ich grünes Licht bekommen", erzählt Thomas Fichtner. Da wird seine Reise von Dessau aus Richtung Norden bis nach Kiel beginnen und nach der Ostsee-Fähre über Schweden und bis nach Norwegen gehen. "Gehen" sei aber falsch. "Diese Reise werde ich mit dem Fahrrad absolvieren, Tagesstrecken zwischen 50 und bis zu 130 Kilometern", erklärt Thomas Fichtner. Diese Idee entstand nach Gesprächen mit Freunden in Norwegen. Seitens der Theaterleitung hat Thomas Fichtner für seine Reise eine gute Unterstützung, insbesondere sei auch Generalmusikdirektor Antony Hermus begeistert.

Warum er diese Reise unternimmt und was er dabei machen wird, konnten die Schüler der zweiten Klassen an der Zerbster Astrid-Lindgren-Grundschule in der vorigen Woche von ihm selbst erfahren. Auch an diesem Donnerstag ist er noch einmal in der Schule zu Gast.

Thomas Fichtner ist nämlich Musiker der Anhaltischen Philharmonie Dessau. Sein Instrument ist die Geige. Seit Jahren schon ist er neben seinen Aufgaben im Orchester in Kindereinrichtungen und Schulen deutschlandweit unterwegs. Eines seiner Projekte, das er mit seiner Geige schon fast 300 Mal an verschiedenen Orten präsentiert hat, ist das musikalische Märchen "Josa mit der Zauberfiedel" nach der gleichnamigen Geschichte von Janosch. Entwickelt habe er diese musikalische Erzählung zunächst für die eigenen Kinder. Dann gab es einen Auftritt in deren Kindergarten. Inzwischen gehören dieses und andere Projekte, auch die anderer Musiker und Musikergruppen der Anhaltischen Philharmonie, zur Dessauer Theater-Initiative "Musiker kommen in die Schule" (eingeschlossen sind auch Kindereinrichtungen d. A.).

Genau mit dem musikalischen Märchen über Josa wird Thomas Fichtner auf seine Nordreise gehen, und unterwegs Kinder für das Geigenspielen, das Musizieren überhaupt und auch für diese wunderbare Geschichte begeistern. Es werde gewissermaßen eine "Reise bis ans Ende der Welt".

An der Astrid-Lindgren-Grundschule folgten die Kinder ganz gespannt, welche Abenteurer Josa auf seiner Reise zu bestehen hat. Thomas Fichtner erzählt spannend, spielt szenisch hier und da, spricht reizvolle Dialoge, trommelt Rhythmen, setzt die Pantomime ein - und spielt die Geige vorzüglich beim Kommentieren der Handlung.

"Das ist für mich jedes Mal ein bisschen anders, weil die Mädchen und Jungen oft unterschiedlich reagieren."

Die Geschichte: Der kleine Josa ist zu schwach, um wie sein Vater Köhler zu werden. Ein Vogel schenkt ihm eine Zauberfiedel. Wenn man darauf eine Melodie vorwärts spielt, werden alle, die sie hören, größer. Wenn man sie rückwärts spielt, werden alle kleiner. Josa begibt sich auf eine lange Wanderschaft zum Mond; er will durch sein Spiel erreichen, dass der Mond ebenfalls größer und kleiner wird. Auf dem Weg dorthin erlebt er viel Elend, kann aber mit seinem Spiel helfen; selbst den gierigen König kann er mit seiner Geige besiegen. Schließlich kommt er bis ans Ende der Welt ...

"Das ist für mich jedes Mal ein bisschen anders, weil die Mädchen und Jungen oft ganz unterschiedlich reagieren, aber meistens machen sie sehr gut mit und überraschen mich oft mit neuen Ideen und Anregungen. So ist auch unser Gedankenaustausch über das ,Ende der Welt` entstanden. Das macht für mich auch den besonderen Reiz aus", erzählt Thomas Fichtner in der Pause ganz begeistert.

Für seine Reise hat er sich gut vorbereitet. Mit der Familie sei sein Vorhaben seit etwa eineinhalb Jahren abgesprochen. Die Kondition ist gut antrainiert, ein gutes Reiserad steht zur Verfügung. Die gebaute Kofferbühne muss in Dessau bleiben, "aus Transportgründen". Doch die angefertigten Figuren nehme er auf jeden Fall mit. Für Kenner fügt er noch an, dass er wegen "Überlänge" nur einen "halben Bogen" mitnehmen kann.

In Vorbereitung auf diese Reise hat Thomas Fichtner in der Region längs der Reiseroute Kontakt mit interessierten Partnerschulen aufgenommen. Seit der vorigen Woche gehört neben den Grundschulen Walternienburg, Roßlau Waldstraße, Oranienbaum, Lindau, die Evangelische Grundschule Dessau eben auch die Astrid-Lindgren-Grundschule Zerbst dazu.

Nach seiner Reise besucht Thomas Fichtner die Schulklasse ein weiteres Mal und berichtet von seiner Fahrt. Wie hat es nun ausgesehen, am Ende der Welt?

Ziel für Thomas Fichtner ist die Nähe des Nordkaps, "wenn ich es bis zum dortigen Ferienbeginn schaffe".

Übrigens: Die geplante Reiseroute kann auf der Homepage des Anhaltischen Theaters Dessau angeschaut werden.