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Bestattungsinstitut in Zerbst Dieser Mitarbeiter hat die Pietät im Pelz

Das muss wahre Katzenliebe sein: Obwohl Bestattungsunternehmer Frank
Zimmermann eine Katzenhaarallergie hat, ließ er einen herrenlosen Kater
bei sich wohnen. Das Tier habe eine wundersame Wirkung auf Trauernde,
sagt Mitarbeiterin Marlies Weihmann.

Von Franziska Werner 04.04.2014, 03:16

Zerbst l Felix ist ein ausgesprochen entspannter Chef. Seine Mitarbeiter begrüßt er jeden Morgen mit einem tiefen Schnurren als Zeichen dafür, dass er gerne gestreichelt werden möchte. "Er klingt dann wie ein kleiner Traktor", beschreibt Marlies Weihmann das amüsiert. Wenn Felix einmal länger nicht im Fenster sitzt, würden die Leute sich wundern und hineinkommen, um zu fragen, ob es ihm gut ginge.

Der Kater ist Jedermanns Sonnenschein im Bestattungsinstitut - einem Ort, an dem normalerweise nicht allzu viel gelacht wird. Umso besser also, dass es den Kater gibt: "Wir denken manchmal, in dem Felix steckt in Wirklichkeit ein Mensch, sein ganzes Wesen ist unbeschreiblich". Seinem Ruf macht Kater Felix alle Ehre.

Kater irrtümlich für schwangere Katze gehalten

"Was bist du denn für eine schöne Dicke?", hätte eine alte Dame mit einem Trauerfall erst vor kurzem gefragt. Weil Felix ein bisschen zu viel auf den Hüften hat, hatte sie ihn für eine schwangere Katze gehalten. Einer von vielen Fällen, in denen es der Kater schaffte, Trauernden für einen Moment Freude zu bereiten. "Durch seine liebe Art gelingt es ihm, dass Trauende zumindest für kurze Zeit ihren Schmerz vergessen können. Damit erstaunt er uns immer wieder", berichtet Weihmann. Gegen das "Zuviel" auf den Hüften hat sein Tierarzt ihm eine Diät verordnet.

Als Felix vor rund neun Jahren zur Familie Zimmermann kam, war er längst nicht so gut ernährt: "Sein ehemaliger Besitzer hatte nicht viel Geld, deshalb bekam er ständig billige Sardinen aus der Öldose." Als der Mann, der über dem Bestattungsinstitut eine Wohnung gemietet hatte, wegzog, ließ er den kleinen Kater einfach zurück.

Eigentlich hatte der Bestatter schon eine Katze, doch Felix war es gelungen, Frank Zimmermann von sich zu überzeugen. Etwas anders sieht es da schon bei Katze Susan aus, die den Kater leider gar nicht mochte. "Sie ist eine Diva", erzählt Marlies Weihmann. "Wenn es Zoff gibt, ist er immer derjenige, der nachgibt. Sie stolziert dann einfach fort, mit wackelnden Hüften, wie ein Model."

Fester Platz am runden Tisch im Beratungszimmer

Doch wer freundlich ist, punktet eben auch bei Kunden. Seit einiger Zeit hat der Kater deshalb sogar einen festen Platz am runden Tisch im Beratungszimmer. "Wir fragen natürlich vorher, ob es in Ordnung ist, wenn der Kater während des Gesprächs im Raum bleibt" , so Marlies Weihmann.

Felix will einfach immer mit dabei sein. So hat er es sogar schon einmal geschafft, sich während einer Trauerfeier unter die Gäste zu mischen. Er hatte sich heimlich hinein geschlichen und dann unter eine Bank in der letzten Reihe gesetzt. Fast wäre das auch niemandem aufgefallen, bis Felix einen entscheidenden Fehler beging: Er schlief ein und fing an zu schnarchen. "Das war ein bisschen peinlich, aber auch da war niemand böse. Wir haben Felix dann eingesammelt und nach draußen gesetzt", verrät die Mitarbeiterin des Bestattungshauses.