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Beteiligungsbericht der Stadt zeigt für die BWZ schwierige, aber beherrschbare Zukunft auf Zerbster Wohnungsgesellschaft segelt hart am Wind

Von Thomas Drechsel 07.05.2014, 01:19

Zerbst l Die regionale Wohnungswirtschaft steht vor erheblichen Veränderungen. Dies wurde ein weiteres Mal im Beteiligungsbericht der Stadt Zerbst für das Jahr 2012 deutlich. Der Bericht spiegelt auch die wirtschaftliche Situation der Bau- und Wohnungsgesellschaft Zerbst (BWZ) wider. Die Gesellschaft gehört der Stadt Zerbst. Der Bericht lag nach Billigung durch den Stadtrat im April öffentlich aus.

Die BWZ wird bis 2021 voraussichtlich weitere 800 Wohnungen nicht mehr vermietet haben, weil der Wohnungsbedarf insgesamt drastisch sinkt. Die Gesellschaft reagiert darauf mit ihrer Unternehmensplanung und kalkuliert bei den leerstandsbedingten Erlös-schmälerungen seit 2011 mit einer jährlichen Steigerungsrate von einem Prozent. Bis 2021 werden diese "Schmälerungen" folglich um 22 Prozent gestiegen sein.

Der Bilanzbericht zu 2012 stellt einen von der BWZ bewirtschafteten Wohnungsbestand von 1519 Wohnungen dar. Ende 2011 waren es 1531. Die Differenz ist das Ergebnis des Verkaufs von zwölf Wohnungen in der Lepser Straße in Zerbst. Ende 2012 bewirtschaftete die BWZ 58 aus den Jahren 1996 bis 1998 stammenden Neubauten, 362 vollsanierte Bauten, 850 teilsanierte und 249 unsanierte Bauten.

Die BWZ hatte Ende 2012 durch Leerstand und nicht umlagefähige Betriebskosten 676 900 Euro als Erlösschmälerungen auszuweisen. Ende 2011 betrug dieses Minus noch 643 900 Euro. 15,05 Prozent der Wohnungen standen leer. Hinzu kommen Erlösschmälerungen durch Mietminderungen aufgrund baulicher Mängel in Höhe von 3700 Euro (2011: 3300 Euro).

Im Jahr 2012 wurden keine Wohnungen abgerissen: Das Finanzvolumen des Stadtumbauförderungskontingentes aus einer Zielvereinbarung mit dem Land Sachsen-Anhalt war bereits ausgeschöpft. Allerdings stellte die BWZ Ende 2012 einen Antrag auf Zuwendungen zum Abriss von Wohnungen in der Lepser Straße 58 bis 72, um alle Möglichkeiten der Entlastung von DDR-Schulden nach der Altschuldenhilfeverordnung auszunutzen. Aus diesem "Topf" standen noch unverbrauchte Mittel in Höhe von rund 63 041 Euro zur Verfügung. Dieses Geld war zeitlich gebunden. Es war für Abrisszwecke nur bis zum Jahresende 2013 einsetzbar. Daher wurden die betreffenden Wohnungen im November/Dezember 2013 und somit fristgerecht abgerissen. Dass nach wie vor noch Abbruchhalden auf den Grundstücken liegen, der Auftrag somit noch nicht abgearbeitet ist, ist hinsichtlich der Zuwendungen unschädlich: Entscheidend ist die physische Vernichtung der Wohnungen.

Ins Jahr 2012 fällt auch die Entscheidung des Zerbster Stadtrates, der BWZ zwischen 2012 und 2021 jährlich einen Betrag von 58 500 Euro zur Aufstockung der Kapitalrücklage der Gesellschaft zu überweisen. Dadurch wird eine Darlehensumwandlung abgesichert, die im Gegenzug zum Erlass von 1,535 Millionen Euro Schulden geführt hat.

Insgesamt rechnet die BWZ für die Zukunft mit einer stabilen Liquiditätslage. Allerdings werden Verbesserungen der Finanzlage resultierend aus der absehbar rückläufigen Erlössituation durch steigenden Leerstand nicht zu erwarten sein. Die BWZ verspricht sich Wettbewerbsvorteile durch "zielgruppenorientierte Erhöhung der Wohnungsattraktivität". Dies kann allerdings nur im Rahmen verfügbarer Mittel über Bestandsaufwertungen und Modernisierungen geschehen. Zugleich wird eingeschätzt, dass die zur Verfügung stehenden Mittel eine ausreichende Basis für die Fortführung der Gesellschaft darstellen.