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Zerbster Gewerbefachausstellung Ziel: Präsent sein und Nachwuchs finden

Die 23. Gewerbefachausstellung war ein Erfolg. Der Abschied vom Herbst als Veranstaltungszeitpunkt stieß auf gute Resonanz.

Von Thomas Drechsel 12.05.2014, 01:31

Zerbst l Dass die Handwerker hinter ihrem Wort stehen, daran hat er nie gezweifelt. Christian Keck, Steinmetzmeister aus Zerbst und als solcher "das Gesicht" dieser 23. Gewerbefachausstellung im Zerbster Schlossgarten, ist dennoch nicht ganz zufrieden. Zwar hatte sich die Anzahl der teilnehmenden Handwerker von 23 im Jahr 2012 auf nunmehr 31 hochgeschraubt, doch " es fehlt schon noch manches Gewerk. Das Handwerk mit all seinen Branchen ist leider nicht komplett vertreten".

Grundsätzlich aber ist Keck zufrieden. "Die Messe ist weniger ein Ort, um Geschäfte anzubahnen, als vielmehr eine Möglichkeit, das Handwerk vorzustellen. Hört jemand Steinmetz, assoziiert er sofort: Aha, Grabsteine. Dass längst neuartige Werkstoffe zum Einsatz kommen und der Steinmetz Küchen, Bäder und nicht lediglich Treppenstufen gestaltet, ist bei vielen noch nicht so bekannt."

Zum anderen, so Keck, könne er sich auf der Gfa auch intensiver der Nachwuchsgewinnung widmen. 23 Aussteller haben das Logo "Wir bilden aus" am Stand zu kleben. "Der Personalbestand wird ein immer größeres Problem. Die Auftragslage ist besser als noch vor wenigen Jahren, aber es fehlt Nachwuchs. Hinzu kommt, dass das Handwerk häufig auch im Wettbewerb mit industriellen Fertigern steht. Das gilt für Steinmetze genauso wie für Fensterhersteller."

Das Problem des fehlenden Nachwuchses bestätigt sich an jeder Gfa-Ecke. "Es ist immer schwerer, einen Passenden zu finden", sagt Tischlermeister Volker Pietrek. An zehn der 23 Messen hat er teilgenommen, kennt auch die Entwicklung bei den Handwerkskollegen. "Das Interesse beim Nachwuchs sinkt spürbar, und natürlich: Es werden immer weniger junge Leute. Doch Berufsausbildung im Handwerk ist wichtig für die weitere Existenz der Handwerksberufe."

Wilmar Natho, Geschäftsführer der gleichnamigen Bauklempnerei, hat sogar bereits seine Ansprüche heruntergeschraubt. "Ich brauche weder unbedingt einen mit Realschul-Abschluss noch einen mit Abitur. Entscheidend sind Interesse und Neigung zu handwerklicher Tätigkeit. Die scheint rapide zu schwinden. Wir haben bislang alle zwei Jahre einen neuen Azubi eingestellt. Aber das ist schon eine Weile her."

Die Gfa bot auch Informationen über nicht-handwerkliche Berufsbilder, denn unter den 23 ausbildenden Ausstellern waren beispielsweise auch der Landkreis Anhalt-Bitterfeld, die Kreissparkasse oder die Bundeswehr. "Wir waren eine Zeitlang nicht hier, haben diese Möglichkeit der Präsenz in der Öffentlichkeit jetzt aber wieder ergriffen", sagt Karriereplanungsoffizier Christian Kapahnke. Er kennt die Zerbster Schulen durch einzelne Aktivitäten recht gut und ist daher gar nicht erstaunt, dass junge Interessenten sehr erstaunt schauen, wenn er von 40 Berufsbildern berichtet, die von der Bundeswehr angeboten werden.

Die Gfa war erneut neben den Berufseinstiegs-Informationsplätzen ein Treffpunkt der hiesigen Wirtschaft. Messeleiterin Viola Tiepelmann freute sich über Erst-Anmelder, aber auch über Rückkehrer und natürlich die "Stamm-Aussteller" in gleicher Weise. 86 Aussteller sind offiziell vertreten, an manchem Stand haben sich Gemeinschaften gebildet. "So sind es tatsächlich über 90 Aussteller, was uns natürlich freut", so Frau Tiepelmann.

Gut besucht war auch das Rahmenprogramm im Zelt. Am Sonnabend wurde frisiert, Mode vorgeführt und ein facettenreiches Büfett angerichtet. Hier zeigten die Innungen ihr Potenzial - sehr zur Unterhaltung der zuschauenden Messe-Gäste. Im Zelt hatten das Umweltzentrum Ronny und der Flugmodellclub einen Stand gemietet. Hier zeigten Gymnasiasten der 5. und 7. Klassen, wie gut sie mit Holz umgehen können.

Zugleich lohnte auch ein Rundgang über das Außengelände. Hier konnte man beispielsweise die Gebietsverkehrswacht mit einem Überschlags-Trainer finden. Wenig entfernt war es äußerst lebendig: Alpakas aus Zernitz, Ziegen aus Lindau oder Kälber aus Deetz waren zur Freude der Kinder zu finden. Erneut waren auch die Rassegeflügel- und Kaninchenzuchtvereine präsent. Na klar: Auch sie suchen Nachwuchs.