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Ausländische Studenten besuchen Zerbst im Rahmen eines Deutschkurses Wo liegt eigentlich Zentralasien?

17.07.2014, 01:16

Weit gereister Besuch an der Grundschule An der Stadtmauer: Fünf junge Studenten aus Zentral- asien besuchten den Ethikkurs und erzählten viel über ihre Heimatländer, Sitten und Haustiere.

Zerbst l Nuraiym steht vor der Grundschule An der Stadtmauer und redet auf Russisch mit Madina aus Usbekistan und Ilona aus Kasachstan. Die Kirgisin ist seit Anfang Juli in Deutschland. An der Hochschule Anhalt belegt sie einen Deutsch-Kurs. "Ich lerne in Kirgisien schon seit drei Jahren Deutsch", verrät sie. Der Akzent ist unverkennbar, aber die 21-Jährige redet sehr verständlich.

Der Besuch in der Schule ist Teil des Sommerkurses, der in diesem Jahr bereits in die 26. Runde geht. "Die Studierenden finden es immer spannend, mal eine deutsche Schule kennenzulernen, deshalb machen wir das auch", sagt Birgit Lemke von der Hochschule Anhalt, Standort Köthen. Sie begleitet diesmal fünf Studenten, die aus Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Vietnam nach Deutschland gereist sind. Reiner Zufall ist übrigens, dass die meisten der angereisten Studenten Russisch sprechen.

Birgit Lemke hat es eilig. Der Zeitplan für den Besuch in Zerbst ist sehr eng gesteckt. Trotzdem erklärt sie, warum die Wahl ausgerechnet auf die Grundschule An der Stadtmauer fiel: "Ich bin hier selbst zur Schule gegangen." Kein Wunder also, dass sie sich noch bestens in den Räumen auskennt.

Nuraiym hingegen geht etwas zögerlich durch die Schulflure. Die Logistik-Studentin schaut sich alles neugierig an. Besonders fasziniert ist die 21-Jährige vom Schulmuseum. Hier gibt es alte Schulchroniken, eine Bank, aber auch Alltagsgegenstände wie Schreibmaschinen, die widerspiegeln, wie sehr sich der Schulalltag verändert hat.

Auf dem Weg zu der Schulklasse, die die kleine Reisegruppe besuchen möchte, erzählt Nuraiym: "Ich hatte richtig Angst vorm Herkommen, aber hier ist alles sehr verständlich gemacht." Eine ihrer ersten Erfahrungen in Deutschland war der Hauptbahnhof in Leipzig. "Das war alles sehr groß und es gibt viele Gleise, aber Gott sei dank auch genug Bilder, die erklären, wo man hin muss", sagt sie.

Bei der Ethik-Gruppe, bestehend aus den Klassen 3a und b, stellt sie sich als erste vor und fragt: "Kirgisistan liegt in Zentralasien. Wisst ihr, wo das ist?" Der Blick in ratlose Gesichter lässt sie schnell zum Zeigestock greifen. Wie selbstverständlich geht Nuraiym zur großen Weltkarte an der hinteren Wand des Klassenzimmers und erklärt den Schülern, wo ihre Heimat liegt. Die Kinder fragen zunächst etwas zögerlich. Auf ein Gymnasium sei sie gegangen, antwortet Nuraiym, und zählt dann Tiere ihrer Heimat auf. De Fragestunde ist für Nuraiym schnell beendet und sie kann sich zurücklehnen und ihren Kommilitonen zuhören. "Gibt es in Usbekistan einen König?", fragt eine Schülerin zum Beispiel Madina. Auch, wenn es manchmal Verständnisschwierigkeiten gibt, alle Fragen werden von den Studenten geduldig beantwortet.

Besonders spannend für die Schüler ist Hong Duc. Der 20-Jährige kommt aus Vietnam. Da er noch nicht so gut Deutsch spricht, soll er etwas in seiner Landessprache sagen. Die erstaunten Gesichter bei den Schülern sprechen Bände.

Viel zu schnell ist die Schulstunde vorbei und die Reisegruppe muss weiter ins Zerbster Rathaus. Hier wartet schon der Bürgermeister auf den Besuch der ausländischen Studenten. Danach geht es weiter ins Katharina-Museum und zum Schloss. Die Kulturstadt Zerbst ist dabei ein echter Glückstreffer für die Studenten. "Wir fahren hier schon sehr lange hin. Früher haben Studierende mal Zeitungsausschnitte gesehen und wollten unbedingt herkommen", sagt Betreuerin Birgit Lemke. Neben den Ausflügen, die zum Beispiel auch nach Berlin oder Dresden gehen, gibt es Sprachkurse. Hier lernen die Studenten Technik- und Wirtschaftsdeutsch, Landeskunde sowie die richtige Aussprache.

Auf einen hat Deutschland einen besonders nachhaltigen Eindruck gemacht. Telzhan studiert Pädagogik und möchte gerne Lehrer werden. "Ich könnte mir auch vorstellen, nach Deutschland zu ziehen", sagt er. Wenn er dabei die selbe Geduld an den Tag legt, die er mit den Schülern der Grundschule An der Stadtmauer hatte, kann eigentlich gar nichts mehr schiefgehen.