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Bundesweiter Protest zum Schutz der Flüsse und gegen fragwürdige Wasserstraßenprojekte In Steutz brennen Fackeln für die Elbe

Von Daniela Apel 01.02.2011, 05:39

Für den Schutz der Flüsse und gegen fragwürdige Wasserstraßenprojekte haben am Sonnabend 7000 Bürger in acht Bundesländern und 45 Städten entlang der Elbe, Saale, Schwarzen Elster und Donau protestiert. Ein Ort der Aktion "Fackeln für die Elbe" war Steutz. Oberhalb der Flachswerksiedlung fanden sich über 40 Kinder und Erwachsene ein, um gemeinsam für den Erhalt des letzten großen naturnahen Flusses zu demonstrieren.

Steutz. Kurz nach Sonnenuntergang entzündeten am Sonnabend über 40 Bürger in Steutz "Fackeln für die Elbe". Bereits zum dritten Mal beteiligte sich der Ort an der bundesweiten Aktion, zu welcher der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemeinsam mit Bürgerinitiativen, Verbänden, Vereinen und Kirchen aufgerufen hatte. Eine Premiere stellte allerdings der Veranstaltungsort dar. Erstmals fand der Protest oberhalb der Flachswerksiedlung am Hochufer der Elbe statt.

Während einzig Entengeschnatter die idyllische Ruhe durchschnitt, griffen Jung und Alt zu den Fackeln, um ein flammendes Zeichen für den Erhalt des letzten großen naturnahen Flusses zu setzen, der dort unter ihnen dahinströmte. Zusammen demonstrierten sie unter anderem gegen den geplanten Elbe-Saale-Kanal zwischen Calbe und Barby, an den Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) unverändert festhält. Ob das umstrittene Projekt realisiert wird, bleibt abzuwarten. Der so genannte Scoping-Termin in Bernburg, mit dem das Planfeststellungsverfahren eröffnet werden sollte, wurde abgesagt. Hintergrund ist, dass Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) die deutschen Schifffahrtswege basierend auf dem Verkehrsaufkommen neu ordnen will. Dementsprechend soll dann in Ausbau- und Unterhaltungsmaßnahmen investiert werden.

"Bei der Wirtschaftlichkeitsprüfung fällt der Elbe-Saale-Kanal durch", war sich Cornelia Lüddemann sicher. "Wir müssen trotzdem sehr wachsam sein, was passiert", wandte sich die Landtagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen aus Dessau an die Flussschützer in Steutz. Denn mit der Terminabsage sei das Planfeststellungsverfahren noch nicht aufgehoben.

"Das ist unser Stuttgart 21"

<6>"Man muss die Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit solcher Projekte hinterfragen", fand Mario Rudolf. Sollten sie in den Landtag einziehen, würden sie das überprüfen lassen, erklärte der Landesvorsitzende und Direktkandidat der Freien Wähler Sachsen-Anhalt. Eines ihrer Wahlziele sei der Erhalt der Natürlichkeit der Flussläufe von Elbe und Saale, informierte Rudolf. Wie Cornelia Lüddemann begrüßte er die Aktion "Fackeln für die Elbe", die von so vielen Bürgern unterstützt wird.

Einer der zahlreichen Teilnehmer, die es an das Steutzer Elbufer trieb, war Karl Kirsch. "Das ist unser Stuttgart 21", machte er deutlich, dass er gegen den Kanalbau und die Vertiefung der Elbe ist. "Ich bin ein alter Öko", bemerkte der Wertlauer lächelnd. "Die Elbe ist das Schönste in der ganzen Gegend", schwärmte er von dem Fluss, der sich noch so natürlich durch die Landschaft schlängelt. "Wenn die Elbe und die Aue nicht wären, hätten wir hier nicht diese Vielfalt."

"Wir mögen diesen Fluss, und er soll in dieser Form erhalten bleiben", sagte Ines Oehme aus Roßlau. Gemeinsam mit ihrem Mann Holger beteiligte sie sich zum wiederholten Mal an der bundesweiten Aktion. Das Paar sorgt sich, dass der Bau des Elbe-Saale-Kanals einen Ausbau der Elbe nach sich zieht. Das wollen die Beiden verhindern. Zumal sie eine ganz direkte Verbindung zu dem einzigartigen Strom haben. Denn sie wohnen nur wenige Schritte vom Fluss entfernt, den sie zudem täglich auf der Fahrt zur Arbeit nach Dessau überqueren.

Auch Familie Paul aus Steutz erlebt die Elbe jeden Tag hautnah. Von ihrem Haus in der Flachswerksiedlung ist es nicht weit bis zum Hochufer mit seinem beeindruckenden Ausblick auf den Fluss. "Wir wollen, dass man die Elbe so lässt, wie sie ist", betonte Michael Paul. "Wo sie ausgebaut haben, wird das Hochwasser schlimmer", sprach auch er sich gegen derartige Eingriffe in die Natur aus.

Derweil trafen immer noch weitere Bürger aus Steutz und den umliegenden Orten ein, um sich für "ihren Fluss" einzusetzen. Die deutliche Steigerung der Teilnehmerzahl im Vergleich zu den Vorjahren freute die Organisatoren in Steutz. "Wir möchten uns bei jedem bedanken, der mit seiner Teilnahme an der Aktion gezeigt hat, dass er sich Gedanken macht und weitsichtig in die Zukunft schaut", erklärte stellvertretend Monika Sauer.