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Kinder- und Jugendteam zeigt Grundschülern in Zerbst, wie sie sich behaupten und schützen können Keine Chance den "Mitschnackern"

Von Sebastian Siebert 22.09.2014, 03:20

Die Kinder der ersten und zweiten Klasse der Astrid-Lindgren-Grundschule in Zerbst haben an einem Sicherheitskurs teilgenommen. Ihre Eltern hatten die Idee dazu.

Zerbst l "Hilfe, die Frau verfolgt mich!", ruft Jan-Luca Hesse laut und drückt alle Klingeln am Hauseingang. Er lacht dabei und die Klingelknöpfe sind auch nicht echt. Es ist ein Spiel - mit ernstem Hintergrund.

Auf dem Schulhof der Astrid-Lindgren-Schule in Zerbst steht ein Auto. Darin sitzt Katharina Godderidge. Die Mitarbeiterin des Kinder-und-Jungend-Sicherheitsteams aus Barleben mimt die "Mitschnackerin". So nennen die Sicherheitsdozenten fremde Personen, die Kinder ansprechen und in ihre Auto locken wollen. Sie überprüft, wie viel der Junge in den vergangenen Tagen gelernt hat. Es ist eine Art zusammenfassende Abschlussübung. Der Name "Mitschnacker" sei absichtlich gewählt, erzählt Team-Leiterin Elli Hase. "Wir wollen den Kindern keine Angst machen. Im Gegenteil, wir wollen, dass sie selbstbewusst und aufmerksam sind", erzählt sie weiter.

In den drei Tagen zuvor haben die jungen Erwachsenen zusammen mit den Kindern über Gewalt gesprochen. "Wir haben darüber aufgeklärt, dass es seelische und körperliche Gewalt gibt und auch, dass es Auswege gibt", erzählte sie weiter. Praxisnah haben sie auch Situationen auf dem Schulhof begleitet. "Manchmal, wenn Jungs sich spielerisch raufen, tut der eine dem anderen weh, ohne das wirklich zu wollen. Der andere fängt dann auch an zu schlagen. Wir sagen ihnen, dass sie ganz klar ihre Grenzen aufzeigen sollen, in dem sie laut sagen: Aua, das tut mir weh!", berichtet die Sicherheitsdozentin. "Das klappt sehr gut", sagte sie erfreut. "Wir beobachten immer wieder, wie die Kinder das umsetzen."

Schwerpunkte setzen die Ausbilder auf den Umgang mit "Räubern" - Mitschülern, welche Kindern etwas wegnehmen wollen - und "Mitschnackern". "Die Schüler sollen vor allem Gefahren frühzeitig erkennen und reagieren, bevor sie in eine gefährliche Situation kommen", erzählt Elli Hase. Das fange beim Wechseln der Straßenseite an, bis hin zum sich lautstark bemerkbar machen, sollte das Kind angesprochen werden. "Es gibt kein `falsch` in solchen Situationen. Viele Kinder wollen höflich sein, weil sie so erzogen werden. Wir zeigen ihnen, dass sie nichts Falsches machen, wenn sie in diesem Fall abweisend und energisch reagieren."

Das "Kiju"-Team ist auf Initiative der Eltern in der Grundschule. "Aus ihren Reihen kam der Vorschlag", erzählte Schulleiterin Heike Bengner. Der Vorschlag sei bei den anderen Eltern, die eigens befragt wurden, gut angekommen. "So haben wir das Team zum ersten Mal eingeladen", fügte sie an.

Bereits Ende des Monats kommen sie wieder in die Grundschule. Dann arbeiten sie mit den dritten und vierten Klassen. Das Thema ist Cyber-Mobbing.