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Loburger Altkantor trägt sich beim Neujahrsempfang in das Ehrenbuch der Stadt ein Roland Theuring: Mensch der leisen Töne

Von Stephen Zechendorf 28.01.2015, 02:05

Der Loburger Altkantor Roland Theuring ist im Rahmen des Neujahrsempfangs in Loburg mit einem Eintrag in das Ehrenbuch der Stadt Loburg geehrt worden. Den Beschluss dazu hatte der Ortschaftsrat in seiner Sitzung am 8. Dezember im nichtöffentlichen Teil gefasst.

Loburg l Der am 5. April 1944 in Halle an der Saale geborene Sohn eines Kaufmannes und einer Stenotypistin war nach schulischer und musikalischer Berufsausbildung zum Organisten/Katecheten in einer Reihe von Kirchengemeinden als Organist und Kirchenmusiker tätig, zuletzt, vor seinem Zuzug nach Loburg, in der Paulus-Gemeinde in Magdeburg. Seit seiner erfolgreichen Bewerbung auf die ausgeschriebene Kantor-Stelle in Loburg im Jahr 2002 wirkte er neben seiner Arbeit als Landesposaunenwart als Kantor, Organist und Leiter der Laurentius-Bläser.

Umfassendes Ehrenamt

Die Laudatio hielt Rigolf Meth-ling, Vorstandsmitglied im Kahrlingorgel-Verein. Meth-ling hatte viel zu tun, alle Facetten des Ehrenamtes von Roland Theuring aufzuzählen: "Er engagiert sich für die Erhaltung und Pflege der Kahrling-Orgel und um die Musikpflege in Loburg und der Region. An der Seite unseres langjährigen Vorsitzenden, Prof. Bobbert, organisierte Herr Theuring ein vielfältiges musikalisches Angebot in unserer Region. Neben der musikalischen Untermalung der Gottesdienste leistete er vorbildliche Arbeit bei der Vorbereitung und Gestaltung der alljährlichen `Loburger Orgelsommer`, hielt Kontakt zu `Loburg-Initiative` aus dem Ruhrgebiet, die nach der Wiedervereinigung durch Benefizkonzerte das Musikleben der Stadt bereichert und zusammen mit anderen Enthusiasten Ende 1998 den Kahrling-Orgelverein gegründet hatten. Während der langjährigen Sanierungszeit der barocken Kahrling-Orgel, die als einzig erhaltene Orgel dieses Orgelbaumeisters gilt und im Jahre 2005 zum 300-jährigen Jubiläum im neuen Glanz erstrahlen konnte, war und ist bis heute Herr Theuring der Orgelbaufirma Schuke ein kompetenter, Ansprechpartner."

Nach seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2011 legte Roland Theuring die Hände nicht in den Schoß. Auch nach seiner aktiven Zeit organisiert er das musikalische Konzertprogramm des Loburger Orgelsommers. Im Jahre 2011 übernahm er den Vorsitz des Vereines. "Es ist beeindruckend, wie es ihm immer wieder gelingt, Musiker aus Europa und Übersee für ein Konzert in Loburg zu gewinnen. Durch Überzeugungskraft, auf der weltweit einzigen Kahrling-Orgel spielen zu dürfen, haben schon viele internationale Organisten den Weg in die Loburger Kirche gefunden", erläuterte Rigolf Methling. Doch Roland Theurings Herz und sein Verstand gehören nicht nur einer Orgel: Neben dem Kahrling-Orgelverein engagiert er sich seit Jahren auch für die Sanierung, Pflege und Bespielung der Orgel in Dornburg. Er baute die sommerliche Musikreise "40 Minuten Orgelmusik" auf leitet den Posaunenchor Barleben.

Rigolf Methling bezeichnete Theuring als einen Menschen der leisen Töne, der allzu oft im Stillen und doch erfolgreich wirkt. "Kulturelle, regionale Leuchttürme wie die Kahrlingorgel und die Laurentiuskirche für die Menschen erfahrbar zu machen, bedarf es uneigennütziger Persönlichkeiten, wie die des Herrn Theuring."

Theuring trat danach selbst ans Mikrofon, dankte für die Ehrung und machte zwei Geständnisse: Als er vor Jahrzehnten erstmals in Loburg war, war er alles andere als begeistert vom Ort. Auch, dass er sich zuletzt mit Wegzugsgedanken getragen habe, sagte Theuring. Nun will er bleiben und erntete dafür viel Applaus.

Schnellentscheidung

Der Volksstimme sagte Theuring später: "Eigentlich muss ich dankbar sein, dass es mich vor fast 13 Jahren nach einer Schnellentscheidung nach Loburg trieb. Die Konfrontation mit der Restaurierung einer Barockorgel war Neuland in meiner beruflichen Praxis und eine neue Spezialisierung: das Kennenlernen barocker Orgeln, der musikalische Umgang damit, vor allem auch spieltechnisch. Die einzige von Andreas Kahrling noch existierende Orgel ist als Dokument barocker Baukunst ein besonderes Kulturgut in unserer Stadt. Das muss gepflegt und erhalten werden. Der Aufwand und die Mühen der Rekonstruktion sollen nicht umsonst gewesen sein. Die Orgel muss benutzt, bewegt werden, sie muss leben."

An der Spitze des Kahrling-Orgelvereins sorge er gern für die Pflege, Erhaltung und Bespielung der Orgel sowie für die Konzertplanungen. Günstig dabei sei die ebenfalls sanierte Kirche. "Ich bin erfreut und dankbar, dass sich am Ende meines Berufslebens solch eine neue Spezialität aufgetan hat, die vor 50 Jahren im allgemein noch nicht relevant war", so Theuring.