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Stadt bittet den Landkreis um konkrete Zahlen für die einzelnen Einrichtungen Wie steht es um die Kita-Versorgung?

Von Daniela Apel 19.05.2015, 03:18

Ein Investor trägt sich mit dem Gedanken, in der Zerbster Jüdenstraße eine Kinderbetreuungseinrichtung zu bauen. Um den Bedarf zu ermitteln, ist zunächst die aktuelle Kita-Versorgung im Stadtgebiet zu klären.

Zerbst l Im März unterrichtete Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) den Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportausschuss über die Pläne eines Investors, in der Jüdenstraße Wohneinheiten im Rahmen des betreuten Wohnens zu errichten. "In diesem Komplex würde er auch, insofern die Stadt dies benötigt, einen Kindergarten, eine Krippe, einen Hort - oder eine Mischung der Betreuungsformen - bauen", erläuterte er damals. Um den genauen Bedarf zu ermitteln, ist allerdings aussagekräftiges Zahlenmaterial erforderlich. Und daran hapert es im Moment.

"Deshalb können wir heute nur einen Zwischenstand bekanntgeben", entschuldigte Evelyn Johannes auf der aktuellen Sitzung des Gremiums. Die Amtsleiterin der Finanz-, Sozial-, Schul- und Sportverwaltung informierte über ein Schreiben an den Landkreis, in dem jener um die benötigten Daten gebeten wird. Konkret beinhaltet es den Wunsch, den Jugendhilfeplan zur Kindertagesbetreuung im Kreis Anhalt-Bitterfeld für jede einzelne Einrichtung fortzuschreiben und damit aufzuschlüsseln, wo der Engpass liegt.

Denn in der bis 2025 geltenden Bedarfs- und Entwicklungsplanung wird die Einheitsgemeinde Zerbst nur in ihrer Gesamtheit betrachtet. "Mit 89 Prozent ist die Versorgung demnach super", sagte Sylvia Lehnert. Dies verschleiert jedoch die Tatsache, "dass punktuell in einzelnen Einrichtungen der Kernstadt und in Steutz nicht ausreichend Plätze zur Verfügung gestellt werden können, wie die Sachbearbeiterin darlegte. Zumal die zu Grunde liegenden Zahlen bereits aus 2012 stammen.

Fakt ist zudem, dass die Stadt zwar bei der Finanzierung des Betreuungsangebotes mit im Boot sitzt. Für die Erfüllung der Versorgungsansprüche indes ist seit Inkrafttreten des Kinderförderungsgesetzes der Landkreis verantwortlich. "Dennoch sind wir immer wieder Ansprechpartner für Eltern, deren Anfragen wir dann weiterleiten", erläuterte Evelyn Johannes.

"Kann denn jeder Anspruch noch gesichert werden?", hakte Silke Hövelmann (SPD) nach. "Es gibt Wartelisten und es können nicht alle Wunschplätze erfüllt werden", entgegnete Sylvia Lehnert. Zwar gebe es bislang keine Klageverfahren, "aber es ist eine unbefriedigende Situation", beschrieb die Sachbearbeiterin das Aufeinanerprallen von Theorie und Praxis. Beispielhaft erzählte sie von Eltern, die ihr Kind gern in die Steutzer Kita geben würden - frei ist aber nur ein Platz im Walternienburger "Märchenland".

Bernd Wesenberg (Bündnis 90 / Grüne) sprach den Zuzug von osteuropäischen Arbeitern an. "Der Zuwachs ist da. Vereinzelt kommen Familien mit Kindern", bestätigte Sylvia Lehnert. Hinsichtlich der grundsätzlich nicht einfachen Erstellung von Bedarfsprognosen ist dies durchaus ein Faktor - wenn auch ein äußerst komplizierter. Denn es lässt sich nur schwer vorhersagen, wie viele Familien herkommen oder wie lange sie bleiben.

"Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir mit Prognosen oft falsch lagen. Es gibt keine Garantie", gab Evelyn Johannes die vielfältigen einzukalkulierenden Aspekte zu bedenken. Einen weiteren sprach Nicole Ifferth (UWZ) an. Sie wies auf die vielen älteren Arbeitnehmer in den Unternehmen der Region hin. Diese gingen irgendwann in naher Zukunft in Rente und dann seien ihre Stellen neu zu besetzen. "Wichtig ist da, wie sieht es mit Kita-Plätzen und mit Grundschulen aus?" Denn für junge Familien und damit junges Fachpersonal sei die soziale Infrastruktur ein wesentlicher Standortfaktor und ausschlaggebend für die Wohnortentscheidung.

"Wir müssen auch an die Dörfer denken, die mit Leben erfüllt werden sollen", meinte Regina Frens (FFZ), Ortsbürgermeisterin von Steutz. Zugleich betonte sie die Dringlichkeit des Themas. "Wir müssen dran bleiben", bestätigte Ausschussvorsitzender Bernd Adolph. "Wir dürfen nicht in die Situation geraten, keine Kita-Plätze mehr anbieten zu können", mahnte Bernd Wesenberg.

Der Landkreis hat nun bis 1. Juni Zeit, auf das Schreiben aus Zerbst zu antworten.