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Neuer Kreiselternrat ist drei Monate im Amt – Eine erste Bilanz Priorität haben Freitische und Schülerbeförderung

05.01.2010, 04:54

Zerbst / Köthen ( ar / mz / uli ). Fast drei Monate ist der neue Kreiselternrat im Amt. Die 23 Mitglieder haben die Zeit gut genutzt, wie in einem Gespräch mit dem Vorsitzenden des Kreiselternrates, Lothar Pfeiffer, und Vorstandsmitglied Jennifer Zerrenner zu erfahren war. Drei der fünf Vorstandsmitglieder sind neu in der Funktion. Gerade sie hätten sich eine Art Einführung in die neue Aufgabe gewünscht, sagt Jennifer Zerrenner. Denn : " Die Formalien können einen erschlagen, und immer wieder sind Fristen einzuhalten. "

Zwei Schwerpunkte hat sich das neue Gremium zunächst gesetzt. Seine Mitglieder wollen das Recht auf eine gesunde Ernährung für alle Kinder im Landkreis durchsetzen, weshalb sie das Thema Freitische, unabhängig vom Kreistag, auf ihre Fahnen geschrieben haben. Und es geht ihnen um sichere Schulwege, wobei die Schülerbeförderung im Mittelpunkt steht. " Das sind zwei Bereiche, in denen schnell etwas getan werden muss ", sagt Lothar Pfeiffer.

Warum es ihm am Herzen liegt, dass Kinder aus bedürftigen Familien möglichst unbürokratisch am Freitisch teilnehmen können, macht Pfeiffer an einem Beispiel deutlich : " Meine Frau ist Grundschullehrerin und hat mir von einem Erlebnis erzählt, das mich sehr betroffen gemacht hat. " Sie hatte beobachtet, wie eine ihrer Schülerinnen die Hälfte ihres Frühstücksbrotes mit der Bemerkung aufsparte : " Das muss ich mir aufheben, sonst habe ich mittags nichts mehr zu essen. " " Ich bin der Meinung, dass in unserem reichen Land kein Kind hungern muss ", sagt Pfeiffer. Und dass es ihm zu lange dauere von der Bedarfsermittlung in der Schule über die Elternbefragung bis hin zur Entscheidung über die Teilnahmeberechtigung am Freitisch.

" Wir haben uns im Vorstand des Kreiselternrates verständigt, wie wir selbst etwas bewegen können, und haben uns an den Geschäftsführer des Küchen-Kantinen-Partyservice Bergmann GmbH & Co. KG gewandt ", erläutert Pfeiffer. Die Firma Bergmann ist nur ein Anbieter für Schülerspeisung im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Im Ergebnis des Gespräches habe Geschäftsführer Boris Bergmann erklärt, er könne zwar keine pauschale Anzahl kostenloser Mittagessen an Schulen liefern.

Aber : " Ich könnte mir vorstellen, für die betreffenden Kinder nach Anmeldung durch eine offizielle Stelle bis zur Genehmigung des Antrages auf Teilnahme am Freitisch für bis zu fünf Tage ein kostenfreies Mittagessen zur Verfügung zu stellen ", heißt es in einem Brief an den Kreiselternrat.

Busse weniger

auslasten

In diesem Zeitraum müsste es nach Auffassung des Kreiselternrates möglich sein, eine amtliche Entscheidung herbeizuführen. Im nächsten Schulausschuss, der am 12. Januar tagt, soll der Vorschlag durch den Ausschussvorsitzenden Konrad Kinzel an die Abgeordneten herangetragen werden, so Pfeiffer und Zerrenner. Auch zum Thema Schülerbeförderung hat der Kreiselternrat ein Gespräch mit dem zuständigen Geschäftsführer der Vetter GmbH, Wolfdietrich Vetter, geführt. Was dabei herausgekommen ist, berichtet Jennifer Zerrenner : " Wir haben uns unter anderem noch einmal über das Problem der Stehplätze in den Schulbussen ausgetauscht und festgestellt, dass die Forderung, im Schülertransport nur 25 Prozent Stehplätze anzubieten, nicht durchsetzbar ist. " Die Elternvertreterin aus Trinum hat selbst zwei Kinder, die täglich den Schulbus benutzen. Der Kompromiss, der zwischen Beförderungsunternehmen und Kreiselternrat gefunden wurde, sieht nun so aus, dass nur 70 Prozent der Bus-Kapazität ausgelastet werden soll.

Vorangekommen ist man auch beim Problem der Schulanfangszeiten. Langfristig soll erreicht werden, dass Wartezeiten für Fahrschüler dadurch verkürzt werden, dass eine bessere Abstimmung zwischen den Schulen und dem Verkehrsunternehmen bezüglich Unterrichtsbeginn und -ende erfolgt, um für die Zukunft einen optimierten Fahrplan zu erarbeiten.

Alle Wünsche werde man zwar nicht erfüllen können, räumen die Elternvertreter ein. Was sie sich versprechen, ist aber eine deutliche Verbesserung der aktuellen Situation. Darüber hinaus wollen die Mitglieder des Kreiselternrates an einem Sicherheitstraining des Busunternehmens teilnehmen, um sich ein Bild von den Beförderungsbedingungen zu machen. Mehr Sicherheit auf dem Schulweg, das bedeutet für die Elternvertreter auch, die Vorgänge in den Schulbussen besser unter Kontrolle zu bekommen. Deshalb sprechen sie sich für die Einführung von Busbegleitern aus den Reihen der älteren Schüler aus. Diese könnten nach ihrer Vorstellung mit dem Busunternehmen kooperieren, beispielsweise, um Vandalismus vorzubeugen oder schnell auf Unpünktlichkeit von Bussen zu reagieren. Geschult werden könnten die Busbegleiter durch die Firma Vetter. Ein Vorschlag, der auch an den Kreisschülerrat herangetragen werden soll, mit dem man nicht nur auf diesem Gebiet künftig enger zusammenarbeiten möchte.

Arbeitsgruppen

gebildet

Die Firma Vetter habe sich darüber hinaus bereit erklärt, für Schüler, die derzeit keinen Beförderungsanspruch haben, weil ihr Wohnort nicht die nötige Mindestentfernung vom Schulort erfüllt, einen " Kleinsttarif " einzuführen. Man könne sich vorstellen, dass die Beförderung für rund 50 Euro im Jahr erfolgt, so Zerrenner. Möglich werde das allerdings zunächst nur auf Strecken sein, die vom Schülerverkehr befahren werden. " Es ist besser, miteinander als übereinander zu reden ", ziehen Pfeiffer und Zerrenner ein Resümee aus den geführten Gesprächen. Die Elternvertreter freuen sich über die Zusage der Vetter GmbH, sich künftig in regelmäßigen Abständen auszutauschen.

Fortsetzen möchte der Kreiselternrat auch die Reihe thematischer Veranstaltungen, mit der er im November zum Thema " Flexible Schuleingangsphase " begonnen hat. Lehrer und Eltern hatten dort die Möglichkeit, Fragen an einen Experten des Kultusministeriums Sachsen-Anhalt zu stellen. Um die Kontinuität ihrer Arbeit zu sichern, haben die Elternvertreter Arbeitsgruppen gebildet, die gezielt an Themen wie Schülerspeisung, Schülerbeförderung oder die Erarbeitung einer neuen Geschäftsordnung dranbleiben wollen. Damit wollen sie die Basisarbeit weiter verbessern.