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  7. Ein "zweites Leben" für ZE und AZE ?

Alte Autokennzeichen sollen künftig wieder verwendet werden können / Konkrete Regelungen dazu gibt es noch nicht Ein "zweites Leben" für ZE und AZE ?

Von Cordula Bischoff und Thomas Drechsel 23.04.2011, 04:28

Die Bundesverkehrsministerkonferenz hat grundsätzliches Grünes Licht für die Wiedereinführung ehemaliger Autokennzeichen gegeben. Zwar fehlen noch konkrete Vorgaben zur Handhabe in den Zulassungsstellen bei den Landratsämtern und kreisfreien Städten. Die offene Diskussion zum Für und Wieder jedoch ist voll im Gange.

Zerbst. Neuer Landkreis, neues Kennzeichen. Für Zerbster galt dies seit 1990. Als Teil des alten Bezirkes Magdeburg mit seinen Stammbuchstaben H und M durften die Zerbster in ihrem Kreis Zerbst seitdem "ZE" auf die Kfz-Kennzeichentafeln prägen lassen. Bis 1994. Da wurden die Kreise Zerbst und Roßlau und der Wörlitzer Winkel als Teil des Altkreises Gräfenhainichen zu "Anhalt-Zerbst". Die Kennzeichenfrage war recht schnell geklärt: "AZE" klang irgendwie pfiffig, aufgeweckt, originell. Bis 2007 war Ruhe an der Kennzeichen-Front. Dann aber zerfiel Anhalt-Zerbst in vier Teile, die seither "JL", "WB", "DE" oder "ABI" ans Auto schrauben, wenn es neu zugelassen wird. Die Zerbster landeten in Anhalt-Bitterfeld, das abgeleitete Kennzeichen "ABI" wird ebenfalls überwiegend positiv empfunden.

Drei Jahre nach der Kreisneugliederung in Sachsen-Anhalt hat nun die Verkehrsmi-nisterkonferenz und schließlich der zuständige Bundesminister auch die Verwendung einstiger Kfz-Kennzeichnungen für zulässig erklärt. Damit ist zumindest theoretisch die Bahn frei zurück zum ZE oder zum AZE. Eine Heilbronner Initiative bemüht sich bereits seit Jahren bundesweit, die alten Kennzeichen von strukturpolitischen Veränderungen unbehelligt weiter nutzen zu dürfen. Und fragt jetzt offenbar alle Kommunen in Sachsen-Anhalt ab, ob sie zu alten Zeichen zurückwollen.

Dem Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Zerbst lag der Brief in der vorigen Woche vor. Bürgermeister Helmut Behrendt (FDP) verlas das Schreiben und bat anschließend alle Ausschussmitglieder um ihre Meinung. Behrendt selbst meinte schelmisch: "Ich hab\' an meinem Auto ABI-ZE dran, mich betrifft das nicht." Silke Hövelmann (SPD): "Wer AZE haben will, soll es bekommen können. Ich wäre voll dafür."

Steffen Grey (FDP) erkundigte sich nach eventuellen Kosten für die Stadt, sollte sich die Kfz-Zeichen-Vielfalt einstellen. Die Frage blieb vorerst unbeantwortet, da es auf Kreis-ebene (er allein gibt aktuell in seinen Zulassungsstellen Kfz-Kennzeichen aus) noch keine Regelungen gibt.

Nicole Ifferth (UWZ) sprach sich "gegen ein Kennzeichen-Durcheinander aus". Worauf Slke Hövelmann nochmals bekräftigte, man möge doch jeden machen lassen, wie er möchte. Wilfried Bustro (CDU) erklärte: "Wir brauchen nichts anderes als ABI. Wir sind schließlich ein Kreis." Der Fachausschuss verständigte sich, vorerst keinen Stadtratsbeschluss anzuregen. "Wir lassen das ruhen", so Behrendt.

Die Meinungen der Zerbster zum Thema neue Kennzeichen sind sehr unterschiedlich. "Ich bin entschieden dafür, zum alten Kennzeichen ZE zurückzukehren. Das hat doch Tradition, Zerbst ist unsere Stadt", so Matthias Gommlich.

Die Frage nach ihrer Meinung zu den neuen alten Kennzeichen ließ eine Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte, völlig aus der Haut fahren. "Es ist mir wirklich völlig egal, welche Kennzeichen an den Autos sind. Viele Menschen hier haben andere und größere Sorgen als diese paar Buchstaben. Ich würde nicht noch mal losrennen und wieder Geld für neue Auto-Kennzeichen bezahlen, bloß weil sich ein paar Politiker mal wieder was überlegt haben. Als wir noch Kreisstadt waren, da ging es uns sowieso viel besser. Mit dieser Gebietsreform haben wir als Zerbster doch sowieso ein Stück unserer Identität für immer verloren. Daran würden neue Autokennzeichen auch nichts ändern."

Völlig entspannt sieht dagegen Felix Grasshoff die Diskussion. "Ich bin für AZE. Das hört sich gut an, das klingt einfach prima", so der junge Mann.

Anderer Meinung ist dagegen Christin Gäbe. "Ich bin für ZE als Kennzeichen, weil ich Zerbsterin bin", lacht sie. "Außerdem kann man dann schon am Nummernschild erkennen, aus welcher Stadt der andere Fahrer kommt. Ich finde das persönlicher, irgendwie schöner", so die 20-Jährige, die täglich als Berufsfahrerin unterwegs ist.