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RWE Innogy weiht Güterglücker Biogasanlage mit Tag der offenen Tür einZahlreiche Bürger erkunden moderne Technik

Von Daniela Apel 09.08.2010, 07:18

Mit einem Tag der offenen Tür hat die RWE Innogy GmbH am Sonnabend die Biogasanlage in Güterglück offiziell eingeweiht. 15 Millionen Euro investierte das Energieunternehmen in das umweltfreundliche Kraftwerk. Das erzeugt seit der vollständigen Inbetriebnahme im September 2009 täglich rund 15 000 Kubikmeter Gas. Wie das genau funktioniert, das erfuhren die Besucher bei geführten Besichtigungstouren.

Güterglück. Die Biogasanlage in Güterglück ist mit einer Wärmeleistung von 6,5 Megawatt eine der größten Deutschlands. Und sie ist die erste im Portfolio der RWE Innogy, die das erzeugte Biogas auf Erdgasniveau aufbereiten kann. Rund 50 000 Megawattstunden des "grünen Gases" werden jährlich ins Netz der Erdgas Mittelsachsen GmbH (EMS) eingespeist. Auch für den Schönebecker Gasversorger ist es das erste Projekt dieser Art. Knapp eine Million hat er in den Netzanschluss investiert.

Die RWE Innogy steckte gut 15 Millionen Euro in die moderne Biogasanlage, die von der Hese Biogas GmbH aus Gelsenkirchen, einem Unternehmer der Schmack Biogas Gruppe, am Ortsrand von Güterglück errichtet wurde. "Wir hätten uns keinen besseren Standort für dieses bedeutende Projekt wünschen können. Obwohl – wie bei jedem Großprojekt – nicht immer alles rund lief, haben wir hier vor Ort große Unterstützung erfahren", betonte Dr. Hans Bünting, Mitglied der Geschäftsführung von RWE Innogy. Gemeinsam mit dem Güterglücker Ortsbürgermeister Lutz Voßfeldt eröffnete er am Sonnabend den Tag der offenen Tür, zu dem sich zahlreiche interessierte Bürger aus der Region eingefunden hatten.

Der Termin war nicht zufällig gewählt. Am 7. August 2009 war die Biogasanlage erstmals an Netz gegangen. Ende September erfolgte die vollständige Inbetriebnahme des umweltfreundlichen Kraftwerks, das rund um die Uhr aus nachwachsenden Rohstoffen Energie erzeugt. Damit leiste die RWE Innogy nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern ebenfalls zur Versorgungssicherheit, bemerkte Bünting.

Ziel: Belastungen für Anwohner gering halten

Täglich wird die Anlage mit rund 120 Tonnen Material gefüttert. Neben rund 5000 Tonnen Gülle wird sie pro Jahr mit etwa 40 000 Tonnen Maissilage beschickt. Aber auch Grassilage und Zwischenfrüchte werden verwendet. Die Rohstoffe liefern Landwirte aus der Umgebung. "Die entstandene Biogasanlage bietet den ortsansässigen Landwirten eine neue, attraktive Möglichkeit, ihre Produkte direkt vor der eigenen Haustür zu vermarkten", sagte Lutz Voßfeldt.

Der Ortsbürgermeister erinnerte sich, wie die Firma Hese vor gut drei Jahren an die Gemeinde mit der Idee herantrat, auf dem ehemaligen Gelände des Agrochemischen Zentrums eine Biogasanlage zu errichten. Nicht jeder sei von dem Gedanken sofort begeistert gewesen. Doch nachdem sich die Ratsmitglieder eine baugleiche Anlage angesehen hatten, seien sie sich einig gewesen, das Projekt zu unterstützen, blickte Voßfeldt zurück. Er ließ dabei nicht unerwähnt, dass es Probleme mit der Anlieferung gegeben hat. Vor allem in Schora klagten Anwohner über Lärmbelästigungen durch die Transportfahrzeuge und über verlorene Ladung. Auch in Güterglück war bemängelt worden, dass der Mais auf die Straße rieselte. Vor der diesjährigen Ernte wird es wegen der Transporte zur Biogasanlage deshalb eine Beratung aller Beteiligten geben, um die Belastungen so gering wie möglich zu halten, wie Lutz Voßfeldt informierte. "Es ist wichtig, dass Sie Hinweise geben, wenn was nicht so funktioniert", forderte Hans Bünting die Bürger auf, sich dann direkt an die RWE Innogy zu wenden.

Aufforderung: Hinweise direkt mitteilen

Mit keiner Anregung, sondern einer Frage sah er sich sofort konfrontiert. Wann denn endlich die Handwerker bezahlt werden, die an der Biogasanlage mitgebaut haben, wollte jemand wissen. Sobald eine Rechnung eingegangen und geprüft sei, werde sie bezahlt, entgegnete Bünting. In einem Vier-Augen-Gespräch ließ er sich später den konkreten Sachverhalt schildern.

Nach den Reden sorgte der Nachwuchs des Güterglücker Karnevalklubs für eine flotte Tanzeinlage im Festzelt. Doch noch war der offizielle Akt nicht vorbei. Erneut schritt der RWE Innogy-Geschäftsführer zum Mikrofon, um zwei Schecks im Wert von jeweils 250 Euro zu überreichen. Während Corinna Buchholz die Spende für die Güterglücker Jecken entgegennahm, freute sich Dr. Jürgen Baumgart für den örtlichen Heimatverein über das Geld.

Blieb letztlich noch eines zu tun: die Einweihung der Biogasanlage. Dies geschah jedoch nicht mit dem traditionellen Banddurchschnitt. Stattdessen griffen Hans Bünting und Lutz Voßfeldt passenderweise zu Schaufeln und schippten Silage in eine Radladerschaufel.

Nun bot sich den zahlreichen Besuchern die Gelegenheit, die Anlage einmal von Nahem genau unter die Lupe zu nehmen. Und die Resonanz auf die angebotenen Führungen war groß. Interessiert besichtigten die Leute die beeindruckende Anlage, die auf einer Fläche von gut zwei Hektar entstand.

Kernstück sind die drei, gut 20 Meter hohen Fermenter, von denen jeder ein Volumen von 4000 Kubikmetern besitzt. In den luftdicht abgeschlossenen Zylindern verwandeln Bakterien das Substrat in Methan, das zu Biogas aufgearbeitet wird. Um Erdgasqualität zu erhalten, werden drei bis fünf Prozent Flüssiggas hinzugefügt. Als Nebenprodukt der alternativen Energiegewinnung entsteht ein reichhaltiges Gärsubstrat, das als Dünger wieder auf die Felder ausgebracht wird. Das umweltschonende Kraftwerk läuft fast vollautomatisch. Nur zum Beschicken der Biogasanlage und für Routinekontrollen wird Personal benötigt, wie die Besucher erfuhren.

Viele bestaunten zudem die Landmaschinen, die die Dobritzer Firma Frieling präsentierte. Unterdessen tollten die Kinder ausgelassen über die Hüpfburg der EMS. Auch für das leibliche Wohl der Gäste war mit frisch Gegrilltem und diversen Getränken gesorgt. Bereits in seiner Rede hatte Dr. Hans Bünting dem Güterglücker Heimatverein und allen Helfern gedankt, die das Fest möglich gemacht haben.