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Seit Ende März liegen in der Sparte Birkheide in Genthin vier Gärten brach / Ein-Euro-Jobber wurden abgezogen Gärtner verwundert: Warum gibt es bei uns keine Tafelgärten mehr?

Von Anja Guse 02.07.2011, 06:34

Tafelgärten sind gemeinnützig, wettbewerbsneutral und zusätzlich - also rundum eine schöne Sache. Das findet auch Werner Gnoyke. Allerdings kommt seine Kleingartenanlage Birkheide in Genthin nicht mehr in diesen Genuss. Seit März liegen vier Gärten brach, die zuvor als Tafelgärten genutzt wurden. Von den Ein-Euro-Jobbern, die hier einst die Fläche bewirtschafteten, fehlt jede Spur. "Aber warum?", fragt der Vereinsvorsitzende.

Genthin. Werner Gnoyke und seine Gartenfreunde verstehen die Welt nicht mehr. Seit Ende März liegen in der Anlage Birkheide in Genthin 2400 Quadratmeter Gartenacker brach. Das Unkraut wächst unkontrolliert in die Höhe. Mohn und Feldblumen breiten sich aus. Einzig ein paar Gartenzwerge grüßen am Wegesrand. Romantisch verklärte Spaziergänger erkennen darin eine bunte Schmetterlingswiese. Die Mitglieder der Gartensparte Birkheide sehen jedoch nur ein verkommenes Stück Ödland.

"Warum tut sich bei uns nichts mehr?", fragt Werner Gnoyke. "Warum wurde ausgerechnet bei uns die geschätzte Arbeit der fleißigen Ein-Euro-Jobber in diesem Frühjahr jäh unterbrochen? Woanders wird das Projekt Tafelgarten doch auch fortgeführt."

Am 3. Juni hatte die Volksstimme über die Tafelgärten der Diakonie in Burg und Genthin berichtet. Kartoffeln, Tomaten, Bohnen... - alles, was dort angepflanzt und geerntet wird, kommt der Tafel und damit bedürftigen Menschen zugute.

Das gleiche Konzept wurde bislang auch in der Gartenanlage Birkheide, am Bahnhof und am Schulgarten in Genthin verfolgt. Träger war hier das Institut für Berufliche Bildung (IBB). Meistens seien Jahresverträge geschlossen wurden. Seit Ende März fielen die Angebote weg, heißt es aus dem IBB. Die Maßnahmen der Diakonie in Burg und Genthin blieben dagegen zum großen Teil bestehen.

"Warum wird hier so unterschiedlich gehandhabt?", fragen Gnoyke und seine Vereinskollegen Martin Schulze und Bernd Kohlstrunk und schütteln mit dem Kopf. Gemeinsam schauen sie auf die Brachfläche und ärgern sich.

Die Gärten gehören der Stadt, erzählt Vorsitzender Gnoyke. Sie seien eigens für die Tafelgärten zusammengeschlossen und abgegeben worden. Selbst eine Hütte zum Unterstellen und ein Verschlag für die Gartengeräte sind vorhanden. "Was soll jetzt daraus werden?", fragt er weiter.

Sie selbst könnten nicht aktiv werden und die Flächen nicht verpachten. Das müsse nun die Stadt übernehmen. Doch am besten wäre die Fortführung der Tafelgärten, sind sich die Gärtner einig.

"Die Maßnahme ist ausgelaufen", erklärt Andy Martius, Bereichsleiter Leistungsbereich im Jobcenter Jerichower Land, auf Volksstimme-Nachfrage. Im Jobcenter wird über den Einsatz von Ein-Euro-Jobbern entschieden. "Ob in Genthin eine Realisierung über Bürgerarbeit möglich ist, wäre zu prüfen", so Martius.

In Genthin wurde in diesem Jahr das Projekt Bürgerarbeit angeschoben (Volksstimme berichtete). Ein-Euro-Maßnahmen wurden dagegen zurück gefahren.

120 Gärten gehören zur Anlage Birkheide. Davon stehen drei leer, hinzu kommen die vier Tafelgärten. Die Schollen sind meist um die 600 Quadratmeter groß. Die Anlage besteht seit 1925.