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Landkreis bündelt Beratungsaufgabe für die nächsten zwei Jahre in einer Hand DRK stellt alle Sucht- und Drogenberater

Von Thomas Drechsel 28.12.2011, 04:21

Die Suchtberatung in Anhalt-Bitterfeld wird ab Januar 2012 ausschließlich über den DRK-Kreisverband Bitterfeld-Zerbst organisiert. Die bisherigen Verträge waren wegen seinerzeit unsicherer Finanzierbarkeit vom Landkreis gekündigt worden.

Zerbst/Köthen l Die insgesamt vier Drogen- und Suchberatungsstellen des Landkreises Anhalt-Bitterfeld in Wolfen, Bitterfeld, Köthen und Zerbst werden künftig komplett in Trägerschaft des DRK-Kreisverbandes Bitterfeld-Zerbst betrieben. Darüber informierte der Ordnungsdezernent des Landkreises, Bernhard Böddecker. "Wir wollen die Beratungsstruktur ohne Bruch fortführen. Dies gelingt. Wichtig ist, das Angebot für die aktuell bereits Betroffenen und auch die Neuzugänge vorzuhalten. Zum Zweiten sollen möglichst viele der bisherigen Mitarbeiter mit ihren ganz sensiblen persönlichen Beziehungen zu den Betroffenen auch zukünftig in dieser Tätigkeit fortbeschäftigt bleiben. Drittens ist wichtig, die Suchtberatung wie bisher auch mit Landes- und Eigenmitteln erträglich zu finanzieren", erklärte Böddecker.

Bislang war der DRK-Kreisverband mit Suchtberatung lediglich in Wolfen tätig. In Bitterfeld und Köthen war es das Diakonische Werk Bethanien, in Zerbst die Diakonie. Während die Suchtberatungsstelle in Wolfen weder umzieht noch Personalwechsel erleben wird, sind in Bitterfeld, Köthen und Zerbst neue Örtlichkeiten zu beziehen. Und: Von den zusammen fünf Mitarbeiterinnen in den bisherigen Beratungsstellen sind lediglich drei auf das Beschäftigungsangebot des DRK eingegangen.

"Die Suchtberatung wird aus einer Hand erfolgen. Dies setzt Synergieeffekte frei, so dass wir das bisherige Beratungsangebot in den gewohnten Orten auch bei weniger Personal aufrecht erhalten können", meint DRK-Geschäftsführer Matthias Martz. Insgesamt sieht er fünf Planstellen vor. Bislang waren es sechs. Der Beratungsbedarf werde ständig beobachtet. "Wenn er ansteigt, muss über die Präsenz in dieser oder jener Stadt neu nachgedacht werden. Grundsätzlich werden die Berater jedoch noch stärker an mehreren Orten im Einsatz sein", bestätigte Martz.

Aufgaben zur kreisweit einheitlichen Erfüllung in eine Hand zu geben, hat in Anhalt-Bitterfeld Vorbilder. Die Kreiswerke sind für die gesamte Abfallentsorgung zuständig geworden, der öffentliche Personennahverkehr ist in der Zuständigkeit eines einzigen Verkehrsunternehmens. Kreisvolkshochschule und Kreismusikschule werden von einer kreiseigenen Firma bewirtschaftet. "Die Bündelung ist notwendig, allein schon aus Effizienzgründen. Sie ist aktuell auf eine Laufzeit von zwei Jahren ausgerichtet", erläuterte Böddecker. Die Leistung sei nicht ausgeschrieben worden. Vielmehr seien alle potenziellen Träger - die bisherigen sowie ein vor wenigen Monaten in Köthen neu gegründeter Verein- angefragt worden, ob sie die Aufgabe in Gänze für das gesamte Landkreisgebiet übernehmen wollen. "Es gab daraufhin sehr unterschiedliche Angebote." Ein qualitativ sehr gutes Angebot sei vom DRK abgegeben worden. Dieses hat auch der Gesundheits- und Sozialausschuss befürwortet. Eine Ausschreibung sei nicht nötig gewesen, da die Leistung über Fördermittel finanziert wird.

Grundsätzlich soll die Durchführung der Suchtberatung mit ihren Beratungsgesprächen, Treffen und Präventionsveranstaltungen künftig nicht mehr im Voraus bezahlt werden. "Es gibt einen Antrag auf vorzeitigen Maßnahmebeginn. Bis dazu entscheiden ist, geht der Landkreis in Vorleistung, damit die Suchtberatung auch tatsächlich nahtlos angeboten wird", so Böddecker. Bestenfalls könne man mit derselben Summe wie bisher rechnen - 291 600 Euro pro Jahr. Darin enthalten sind 14 900 Euro direkt vom Landkreis. Schlimmstes Szenario nach bisherigen Landesansagen wäre eine Summe von lediglich rund 200 000 Euro plus Landkreis-Anteil (14 900 Euro). "Auch damit müssten wir dann klar kommen", erklärte Martz.

Die jüngste verfügbare Statistik beschreibt das Jahr 2010. Damals wurden in Zerbst 93 Sucht-Klienten beraten, 54 neue kamen übers Jahr dazu. Kreisweit betrug die Klientenzahl 1013. 351 kamen neu dazu.