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Festgottesdienst würdigt 20 Jahre Gemeinschaft evangelischer Schlesier in Anhalt Chance für gemeinsame friedliche Zukunft

Von Helmut Rohm 26.03.2012, 03:29

Mit einem Festgottesdienst in der Zerbster St. Trinitatiskirche beging die Gemeinschaft evangelischer Schlesier in Anhalt am Sonnabend ihr 20-jähriges Bestehen. Gegründet worden war sie 1992 in Dessau.

Zerbst l Versöhnung predigen und Versöhnung leben, zwischen den Menschen und Gott sowie im Besonderen zwischen den Menschen untereinander - das war der Grundgedanke, der die Predigt von Bischof Ryszard Bogusz aus Wroclaw/Breslau prägte.

Der polnische Bischof war am Sonnabendnachmittag in der Zerbster Trinitatiskirche Gast des festlichen Jubiläumsgottesdienstes anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft Anhalt in der "Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee)".

Die Kirchen, so Bischof Bogusz, "standen immer in der ersten Reihe, als es galt, nach den unseligen Folgen des Zweiten Weltkrieges das deutsche und das polnische Volk zu versöhnen und die Chancen für eine friedliche gemeinsame Zukunft zu nutzen".

Es entwickelten sich sehr gute Gründe, mit Optimismus in die Zukunft zu blicken. Die deutsch-polnischen Beziehungen wurden stabil auf hohem Niveau gestal-tet. Das werde auch aktuell dadurch unterstrichen, dass die erste Auslandsreise den gerade neugewählten deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck nach Polen führe.

Nach der politischen Wende und dem Zusammenschluss der beiden deutschen Staaten, so Dr. Christian-Erdmann Schott, Vorsitzender der "Gemeinschaft evangelischer Schlesier", waren es "schlesische Pioniere" wie Pfarrer i.R. Heinz Lischke aus Zerbst und Diakon i.R. Heinz Stumpe aus Neinstedt im Harz, die es übernahmen, die evangelischen Schlesier "aus dem gesellschaftlichen Untergrund, in den sie in der DDR abgedrängt wurden, herauszurufen und zu sammeln".

So sei es Pfarrer Lischke zu verdanken, dass am 31. Oktober 1992 in der Auferstehungskirche zu Dessau ein von 65 Schlesiern besuchter Gottesdienst abgehalten wurde - gewissermaßen die Geburtsstunde der Landesarbeitsgruppe Anhalt.

Christian-Erdmann Schott würdigte die Initiativen und Aktivitäten der evangelischen Schlesier Anhalts. Er hob dabei die Aufführung der "Brieger Christnacht" von Max Drischner, die Gestaltung von Ausstellungen und die Organisation von Reisen hervor. Das Zusammenwirken mit der evangelischen Kirche in Polen und insbesondere die enge und ebenfalls über 20 Jahre andauernde Zusammenarbeit mit Bischof Bogusz fanden hohe Anerkennung.

Heinz Lischke, der mit dem Festgottesdienst zugleich sein Amt als Vorsitzender der Gemeinschaft evangelischer Schlesier in Anhalt abgab, hatte die zahlreichen Ehrengäste und Gottesdienst-Besucher begrüßt, darunter den Zerbster Oberkirchenrat i.R. Dietrich Franke, der die Gründung der Gemeinschaft in Anhalt ermöglichte.

Heinz Lischke, Heinz Stumpe und Bischof Ryszard Bogusz wurden für ihr engagiertes Handeln vom Vorsitzenden der "Gemeinschaft evangelischer Schlesier" mit der "Goldenen Ehrennadel" ausgezeichnet.

Der gut besuchte Festgottesdienst stand unter der Schirmherrschaft des Kirchenpräsidenten der Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, in dessen Händen auch die Liturgie des Gottesdienstes lag.

Der Folklorechor des Schlesischen Heimat- und Freundeskreises Roßlau unterstützte die Veranstaltung gesanglich.

Der Nachmittag klang mit einer gemeinsamen Kaffeetafel aus.