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Schweißer aus Dessau nach 17 Jahren wieder fest in Lohn und Brot Mit "50 plus" nach Zerbst in Arbeit vermittelt

Von Thomas Drechsel 04.09.2012, 03:24

Das Jobcenter Dessau-Roßlau hat einen 51-jährigen Schweißer aus Dessau in eine Zerbster Firma vermittelt. "Perspektive 50plus" eröffnete dem Langzeitarbeitslosen Thomas Elsner tatsächlich eine stabile Perspektive.

Zerbst l Thomas Elsner hatte schon fast keine Hoffnung mehr. "Seit 1995, als das Gasgerätewerk in Dessau dicht machte, gerade einmal zwei mickrige Zeitarbeitsplätze. Keine Perspektive. Von daher kann ich\'s kaum glauben, was jetzt geschieht." Elsner fährt seit Ende Juni täglich von Dessau nach Zerbst zur Arbeit. 14 Tage Schnupperkurs, dann Festeinstellung bei "Rad Krüger" in der Dobritzer Straße. Ein Volltreffer, denn was andere an dem Arbeitsplatz dort vielleicht abschreckt, ist für Elsner "ideal. Ich bin Schweißer, und ich kann so ziemlich alle gängigen Schlosser-Tätigkeiten. Genau das wird hier gebraucht".

Firmenchef Manfred Krüger freut sich auch. Bis dato mit Gattin Heidi ein Zwei-Mann-Unternehmen, schafft er die Arbeit nicht. "Ich habe hier im Kreis gesucht und nachgefragt und nie ist was Gescheites herausgekommen. Dann hab ich mich einfach auch bei der Arbeitsagentur in Dessau mit meinem Stellenangebot gemeldet."

Auch Praktika hatten bereits über einzelne Arbeitsspitzen hinweggeholfen. Aber: Krüger hat über die Jahre "die Nase voll von Praktikanten aus Gymnasien. Die sehen sich die Werkstatt an, finden alte Maschinen und viel Handarbeit. Nichts mit Knöpfchen drücken. Und drehen ab. Am liebsten sind mir L-Schüler. Schon manches Praktikum hab ich denen gegeben und war immer wieder erstaunt, wie gut das Handwerkliche funktioniert und wie ersthaft die Schüler bei der Sache sind". In einem Fall, noch gar nicht lange her, kam ein Jugendlicher und wollte "einfach nur was tun. Ich habe ihm ein altes Moped gegeben - er sollte es auseinanderbauen. Dann haben wir das alles von Grund auf überholt und zusammengebaut, rausgestellt, und wenig später war es verkauft. Den Jungen hab ich am Erlös beteiligt. Die Augen hätten Sie sehen sollen!", erzählt Krüger.

Doch für Festanstellungen hat es bislang keine Kandidaten gegeben, ausbilden darf Krüger auch nicht. Blieb also der Zugriff auf "die Alten. Diese 50plus-Aktion hat mich interessiert, denn das sind Leute, die handwerklich was drauf haben, weil sie in der DDR klarkamen". Kaum gemeldet, meldete sich das Jobcenter Dessau-Roßlau. "Wir haben derzeit 900 ältere Langzeitarbeitslose in unserem regionalen Programm ,Perspektive 50plus\'. 161 konnten allein in diesem Jahr in Beschäftigung integriert werden", erklärte Jens Krause. Der Geschäftsführer des Jobcenters Dessau-Roßlau kam eigens nach Zerbst, um die Integration Elsners in die Zerbster Firma beispielhaft vorzustellen. "Hier erkennt man, dass die Jobcenter auch über den eigenen unmittelbaren Zuständigkeitsbereich hinaus auf dem Arbeitsmarkt agieren. Wichtig ist doch, den Kunden in Beschäftigung zu bekommen." Krause weiß um die Probleme der älteren Langzeitarbeitslosen und ist bemüht, die mit dem Programm "Perspektive 50plus" gegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen. "Häufig treffen wir auf Leute, die sehr gern arbeiten würden, die vielleicht hier und dort noch eine Qualifikation brauchen, um voll einsteigen zu können."

Elsner ist offenbar einer von ihnen. "Endlich wieder dazugehören!", ist er froh.

Und für Krüger, der schon seit Jahren Originalteile für einstige Simson-Fahrzeuge und auch für diverse Fahrradhersteller fertigt, ein Segen. "Ich habe Aufträge sogar von Lufthansa und Air Berlin. Ein kleines Metall-Bauteil, aber man muss es herstellen." Er hat dem Dessauer sogar ein Fahrzeug besorgt, damit Elsner individuell mobil ist. Insgesamt ein halbes Jahr lang übernimmt das Jobcenter die Fahrtkosten.