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Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck begeistert mit zwei Konzerten im Schloss Unterhaltsamer Vivaldi, Furioses aus Wien

Von Helmut Rohm 24.09.2012, 03:28

"Man muss die Menschen mögen", das ist eine Grundüberzeugung von Christian Simonis, Generalmusikdirektor der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck. Am Sonnabend haben er und sein Orchester zum sechsten Mal einen Konzerttag im Zerbster Schloss gestaltet.

Zerbst l "Hier in Zerbst habe ich mit viel Freude und auch Dank gespürt, dass dieses Mögen auf Gegenseitigkeit beruht", erzählt er am Abend im Volksstimme-Gespräch. Da komme vieles zusammen, das Ambiente des Gebäudes sicher, das durch einen ungemein engagierten Förderverein erhalten und vor allem zum Leben wiedererweckt wurde, die überreiche Zerbster Historie und vor allem natürlich das aufgeschlossene und begeisterungsfähige Publikum. "Daran werde ich mich stets gern erinnern", verabschiedete er sich.

Für den aus Wien stammenden GMD Simonis war es das letzte Zerbster Konzert. Er wird nach acht Jahren erfolgreicher Tätigkeit Schönebeck nach dem Spielzeitende verlassen.

"Hier in Zerbst beruht das Mögen auf Gegenseitigkeit."

GMD Christian Simonis

Die Konzerttage im Schloss gehen auf eine Anregung von Christian Simonis zurück. Unterstützung dafür haben die Kammerphilharmonie und der Förderverein Schloss Zerbst, der sich dabei immer auch über eine zusätzliche finanzielle Unterstützung für seine Arbeit freuen kann, in der Erdgas Mittelsachsen GmbH und den Zerbster Gasstadtwerken gefunden.

In der fast ausverkauften festlich gestalteten Eingangshalle des Schlosses leitete Christian Simonis am Abend eine zweistündige, begeistert aufgenommene "Serenade". Mit seiner Moderation, liebenswürdig in seiner unnachahmlichen Wiener Art und unterhaltsam informativ über die Komponisten und deren Werke, erinnerte er die Kenner an schon mal Gehörtes, den Neuen schuf er einen verständlichen Einstieg in klassische Musik.

Im ersten Teil spielte die Schönebecker Philharmonie in großer Besetzung Joseph Haydns (1732-1809) Sinfonie Nr. 104. Es ist seine letzte, die auch oft als die "Londoner" bezeichnet wird. Ihre Uraufführung hatte sie 1795. In seiner Anmoderation schlug Christian Simonis schon den gedanklichen Bogen zum zweiten Teil des Konzertes, in dem "Tänze aus dem alten Wien" erklangen. "Haydns dritter Satz ist ein Menuett und im vierten Satz bezieht er sich unter anderem auf ein kroatisches Tanzlied", so sein Hinweis.

Hadyns Sinfonie wird mit einem wuchtigen Fanfarenmotiv eröffnet. Leise agierende Streicher übernehmen. Später fügen sich Flöten und Oboen ein. Dieser Adagio-Allegro-Satz besticht durch seine Vielfalt, die den Gästen ein kurzweiliges Zuhören beschert. Auch die folgenden Sätze - Andante; Menuetto, Allegro; und Finale, Spirituoso - sind von gut erlebbarer Einfachheit, Schlichtheit und Verständlichkeit geprägt. "Darin", so GMD Simonis, "zeigt sich die hohe kompositorische Kunst von Joseph Haydn".

Nach der Pause erlebte das Publikum mit Werken von Johann Strauß (Vater, 1804-1849) und Joseph Lanner (1801-1843) eine mit Anekdoten gewürzte ungemein beschwingte musikalische Reise ins "tänzerische Wien". Schlag auf Schlag begeisterten Tarantella, Galopp, Walzer und als zweite Zugabe der weltbekannte "Radetzky-Marsch" die Zuhörer.

Auch schon am Sonnabendnachmittag gab es ein begeistertes Publikum. Traditionell lud die Schönebecker Philharmonie zum Familienkonzert ein. Leider war die Eingangshalle dabei nicht voll besetzt. Doch immerhin über 50 kleine und große Gäste folgten der konzertanten Vorstellung der "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi (1655-1736). Der italienische Komponist, dessen Porträt im Verlaufe des Konzertes enthüllt wurde, hat Frühling, Sommer, Herbst und Winter mit vier kürzeren Violinkonzerten beschrieben.

Farad Billimoria, 1. Konzertmeister der Philharmonie, erklärte anschaulich und mit Vorstellung der Instrumente, wie verblüffend nachvollziehbar Vivaldi viele typische Naturerscheinungen wie sanfte Winde, heftige Stürme, tobende Gewitter, Vogelstimmen, einen schlafenden Hirsch, einen bellenden Hund, aber auch die Jagd oder Tänze imitierte. Auch dieses Konzert wurde zu einer Dreiviertelstunde unterhaltsam erlebter Musik.