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Kulturanker und Eigentümer des TGA-Gebäudes und der Bördebrauerei planen für Juni und Juli Kultur-Ereignis "Mystique" verzaubert die Alte Neustadt im Sommer

Von Martin Rieß 19.01.2013, 02:27

Kultureller Höhepunkt des Sommers 2012 war "Romantik 2.0" im Altstadtkrankenhaus. "Mystique" heißt das Nachfolgeprojekt vom Verein Kulturanker. Es steigt im Juni und Juli an der Sieverstorstraße in der Alten Neustadt.

Alte Neustadt l Wo in Magdeburg schläft Dornröschen? Beim Blick auf Teile der Sieverstorstraße liegt der Eindruck nahe: Hier. Mehrere leer stehende Häuser, ein ungenutzter Büroblock, eine freigeräumte Fläche vor dem Sudturm der alten Bördebrauerei. Das Gebiet verfügt ohne Zweifel über einen eigenen Charme, eine morbide Eleganz, über einen Zauber. Und genau dieser Zauber ist es, der die Sieverstorstraße im Sommer zum künstlerisch-kulturellen Mittelpunkt der Stadt machen soll und die Besucher in Scharen anziehen soll: Unter dem Titel "Mystique" bereitet der Verein Kulturanker hier nach der viel beachteten Romantik 2.0 das nächste Projekt vor.

Kunst soll dem ganzen Viertel Aufschwung verleihen

Gestern haben sich Akteure vom Kunstverein und Georg Beckers als Vertreter der Eigentümer am TGA-Gebäude zu einem Gespräch getroffen. Beckers erzählt: "Ende vergangenen Jahres haben sich die Vertreter des Kulturankers bei uns gemeldet - und ich war von Anfang an begeistert." Schon mehrfach hatte das Gelände seinen Reiz für Kunst und Kultur ausgespielt - als Kulisse für den Kinofilm "Hilde" über Hildegard Knef und für zwei Fernsehfilme oder als Fotomotiv für Kulissen im Theater Magdeburg beispielsweise. "Aber allein schon von der Größe wird ,Mystique\' das alles sprengen und hoffentlich auch die Entwicklung des Viertels beflügeln helfen", sagt Georg Bauers.

Alexander Bieß ist einer der beiden Vorsitzenden vom Kulturanker und sagt: "Zum ersten Mal also breitet sich unsere Kunstaktion in diesem Jahr über die Grenzen eines einzelnen Komplexes aus." Im Klartext: Als Herzstück soll das blaue TGA-Gebäude samt Außengelände mit Mystik und Magie die Besucher verzaubern. Korrespondieren wird mit diesem Standort das Areal der ehemaligen Bördebrauerei. Hier soll ein Stadtgarten entstehen. Mit Labyrinth und unter Beteiligung all derer, die daran mitwirken wollen. Ein Stück urbanes Gärtnern und Landwirtschaften in der Gemeinschaft also an einer bislang dafür ungenutzten Stelle. Alexander Bieß: "Wir wollen dazu ganz speziell mit einer Schule und einem Seniorenheim Gespräche führen, denn wir sehen hier einen guten Ansatz dafür, auch die Generationen zusammenzubringen."

Noch nicht mit im Boot, in den Planungen aber auf jeden Fall von hoher Bedeutung: Die Häuser in dem Straßenzug rechts und links der Sievers- torstraße. Wenn schon eine bauliche Aufwertung an einer ganzen Reihe der Häuser seit Jahren auf sich warten lässt - frische Farbe könnte gleich für ganz neue Eindrücke sorgen und gedanklich neue Perspektiven für die Eigentümer und Nutzer öffnen. "Wir haben uns da schon erkundigt, was mit einem Farbroboter beispielsweise möglich wäre", sagt Alexander Bieß. Und auch andere Varianten zu einem solchen farbigen Perspektivwechsel an den Fassaden sind denkbar: Mit Vliesen ließen sich beispielsweise Gestaltungsideen an die Wände bringen.

Dass die Mystique keineswegs ein Neuaufguss der Romantik 2.0 werden soll, wird beim Blick auch auf eine ganze Reihe von organisatorischen Neuerungen deutlich. So sind es diesmal zwar weniger Künstler als im vergangenen Jahr im Altstadtkrankenhaus. Von 100 anstelle von mehr als 200 ist die Rede. Dafür haben die Kreativen aus Magdeburg, aber auch aus Metropolen wie Berlin und Hamburg und aus dem Ausland mehr Zeit zur Vorbereitung. Karsten Steinmetz, der neben Alexander Bieß Vorsitzender des Kulturanker-Vereins ist, sagt: "Dank der guten Zusammenarbeit mit Herrn Beckers können wir sehr viel früher in die Räume, können sehr viel intensiver an den Ideen und an den Räumen arbeiten."

Die acht Etagen sollen von Kuratoren betreut werden

Eine weitere Neuerung: Die acht Etagen des TGA-Hauses werden wahrscheinlich unter der großen Überschrift des Zauberhaften eigene Schwerpunkte bekommen. Betreut werden soll aus diesem Grund jede Etage von einem eigenen Kurator. Was die innere Organisation der Veranstaltung angeht, so soll in diesem Jahr auch zum ersten Mal ein Künstlerbeirat an den Entscheidungen mitwirken können.

Für den musikalischen Teil des Kunstfestivals ist Riccarda Belitzki zuständig. "Ich habe eine Liste mit 60 Musikgruppen, mit einigen laufen die Verhandlungen gerade. Das Musikprogramm soll spätestens Anfang Mai stehen." Und dann wird auch dem Außenstehenden klar, was sich ändert: Die Veranstaltungen sollen sich stärker auf die Wochenenden konzentrieren. Karsten Steinmetz hofft, dass sich damit auch die Außenwerbung für Höhepunkte besser umsetzen lässt als im vergangenen Jahr bei der Romantik 2.0.

Georg Beckers freut sich auf das Kulturereignis in der Alten Neustadt. Wohl auch, weil damit Querelen um Bebauung und Eigentumsfragen hintenangestellt werden. Beckers: "Es soll in diesen Monaten um die Magie dieser Orte gehen. Und ich glaube, dass dies genau der richtige Weg ist: Eigentümer arbeiten mit Künstlern zusammen und werden - dazu gibt es bereits entsprechende Aussagen - von Stadt und Land unterstützt." Im Klartext: Etwas Großes kann nur gelingen, wenn Privatwirtschaft, Ehrenamt und öffentliche Stellen an einem Strang ziehen. Bestes Zeichen dafür, dass dies funktionieren kann: Noch in den kommenden Wochen sind die nächsten Gespräche geplant. Bei diesen soll es dann schon um Einzelheiten gehen, um Fragen, die über das rein Organisatorische hinausgehen. Bauers verspricht: "Wir wollen den Künstlern so viel Freiheiten geben, wie möglich sind." Sprich: Alles, was nicht von Amts wegen verboten ist, dürfte diskutiert werden.