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Falsche Vorstellungen, fehlende Informationen / Magdeburger Verein hilft im Trennungsfall Verliebt, verlobt, verheiratet - getrennt: "Für diesen Fall sorgen viel zu wenige vor"

Von Jana Heute 23.03.2013, 02:16

Verliebt, verlobt, verheiratet und in 40 Prozent der Fälle am Ende doch wieder geschieden. Der Streit ums Sorgerecht, um Unterhalt oder die Kinder kostet Geld und Nerven. Der Informationsbedarf ist im Trennungsfall groß, wie es der Interessenverband Unterhalt und Familienrecht in der Elbestadt gerade wieder erlebt.

Magdeburg l Am Anfang hängt der Himmel voller Geigen - am Ende steht so manches Mal der Rosenkrieg. In Magdeburg liegt die Scheidungsrate derzeit unverändert hoch bei etwa 40 Prozent und damit rund 5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Jeder weiß zwar, dass Scheidungen teuer sind. Insbesondere, wenn sich die Beteiligten nicht gütlich einigen können. Dennoch schließt nur ein Bruchteil der Paare einen Ehevertrag ab, der im Trennungsfall viel Ärger und Geld erspart. Manfred Ernst, Leiter der Bezirksstelle Magdeburg des Interessenverbandes Unterhalt und Familienrecht (ISUV), schätzt die Zahl im "unteren einstelligen Bereich".

Infoabende und Stammtische

Dabei, so Ernst, koste ein Ehevertrag nur wenige Hundert Euro, während die Scheidung allein durch Anwalts- und Gerichtskosten "ungleich teurer" werde. Fehlende Vorsorge für den Trennungsfall oder aber häufig falsche Vorstellungen von dem, "was einem nach der Trennung zusteht", seien die Hauptprobleme. Der Verein ISUV, für den sich Manfred Ernst bereits seit zehn Jahren engagiert, informiert deshalb regelmäßig in Veranstaltungen über alle wichtigen Themen rund um Ehe- und Partnervertrag (gleichfalls wichtig für die zahlenmäßig wachsenden Lebensgemeinschaften), über Fragen von Unterhalt, Versorgungsausgleich, Gütertrennung usw. Mindestens einmal im Monat werden solche Infoabende oder Stammtische (siehe Kasten) angeboten. Wegen der anstehenden Gesetzesänderung zur Stärkung des Sorgerechts für nichteheliche Väter bestehe momentan besonders großer Informationsbedarf. "Wir haben schon eine Zusatzveranstaltung angesetzt", berichtet Manfred Ernst. Er stellt jedoch klar: "Wir informieren als Verein über die rechtlichen Rahmenbedingungen, bieten aber keine Rechts- oder Eheberatung", so der 68-Jährige.

Wobei er in der Paarberatung für Mitglieder schon das intensivere Gespräch suche. "Bei den meisten, die zu uns kommen, ist die Trennung beschlossene Sache. Da geht\'s dann um das ,Wie\'", so Ernst. Das Paar, das sich nach 40 Jahren Ehe trennen will, frage er allerdings schon mal, "ob die Scheidung wirklich sein muss" oder es nicht reiche, künftig getrennte Wege zu gehen. Mit Blick auf die Folgen einer Scheidung etwa für die Rente oder das Erbrecht lohne sich das Nachdenken darüber allemal.