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Tausende Gäste feiern Wiederbelebung des Schiffshebewerkes Ahoi! Die Wanne ist (wieder) voll

Ein echtes Fest der Freude feierten Tausende Magdeburger und Gäste aus
der Region am Sonnabend am Schiffshebewerk in Rothensee. Seine
Wiederinbetriebnahme sieben Jahre nach der Stilllegung wurde von Jubel
begleitet.

Von Katja Tessnow 26.08.2013, 03:25

Magdeburg. Am Anfang jubelten die Offiziellen. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) und Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) überschlugen sich in ihren Lobreden aufs Gelingen eines Projektes, an das mancher den Glauben zwischenzeitlich schon aufgegeben hatte. Mit 56.000 Unterstützerunterschriften, zähem Verhandlungswillen, Protestaktionen vor dem Bundesverkehrsministerium, dem regional gebündelten Wunsch nach Fortbestand und bei technischer Unterstützung der ortsansässigen Wasser- und Schifffahrtsverwalter wurde das Denkmal sozusagen dem Grab - in Berlin längst geschaufelt - entrissen. Trümper und Webel tauften den 24. August 2013 unisono als einen "Tag der Freude", ernteten Jubel - und die Mehrzahl der Magdeburger Kandidaten zur bevorstehenden Bundestagswahl nutzte den Anlass, sich gleich mit drin zu sonnen.

Dem Festvolk - vom Kleinkind bis zum betagten Senior - war\'s recht; glückliche Gesichter allenthalben. Aufgeregte Väter und Opas erklärten ebenso aufgeregten Steppkes im Akkord die Funktionsweise des Riesenfahrstuhls. "Endlich!", jubeln auch Marion und Ronald Manthey. Die Niegripper steuern am Sonnabend mit "Kleenpaul" (ihr Motorschiff) das Hebewerk an und stehen am oberen Kanal an der Kaimauer Schlange zum Absenken. Sie sind aus dem Häuschen vor Freude über die wiedergewonnene Attraktion und fragen - unten angekommen - nach einem Spendentopf für deren Erhalt. Hebewerksbetriebsleiter Marcel Bremer hebt die Hände: "Sollten wir wohl mal aufstellen!" Während an Land schon kräftig Spenden eingesammelt wurden (ab 65 Euro können Spender ihre Namen an Tafeln vorm Hebewerk verewigen lassen), fehlt noch die Sammelbüchse für die vielen Sportbootführer, die sozusagen vom Wasser aus Geld herüberreichen wollen. Und das wird dringend gebraucht. Geld stehe aktuell nur für den "Betrieb auf Verschleiß" zur Verfügung, erwähnte Lutz Trümper am Rande, um nachzulegen: "Wenn eine große Reparatur ansteht, haben wir ein Problem."

Doch daran mochten die Festgäste am Sonnabend vorerst nicht denken. Warum auch? Die 75-jährige "alte Tante" verrichtete ihren Wiedereröffnungsdienst tadellos und hievte die anlandenden Kähne im Akkord 16 Meter über den Elbpegel - hoch zum Mittellandkanal und wahlweise gleich oder später wieder runter.

Im Kulturprogramm lagen Shantychöre aus Magdeburg und Wangerooge (Letztere hatten sogar einen 1000-Euro-Fluthilfe-Spendenscheck dabei) in der Publikumsgunst um einiges vor dem vermeintlichen Stargast Anna-Carina Woitschack samt Playbackausfall. An der Versorgungsfront wurde der Ketschup knapp; lange Schlangen an den deutlich zu wenigen Versorgungsständen. Das zeitweilige Parkchaos rund ums Festtreiben bewegte die MVB zur Einstellung ihres versprochenen Shuttleverkehrs. Betagte Magdeburger mussten sich zu Fuß auf den Rückweg machen - wutschnaubend. Andere kamen erst gar nicht an. Ein kräftiger Wermutstropfen im ansonsten verbreiteten Freudentaumel.

Das Schiffshebewerk ist in Betrieb: Dienstag bis Donnerstag sowie Sonnabend/Sonntag von 9 bis 15.30 Uhr, Freitag von 11 bis 15.30 Uhr; Montag ist Ruhetag.