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Fast 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt ein Waffenfund von 1945 aus den USA nach Magdeburg zurück Der Säbel aus der Villa Polte schreibt Geschichte

Ihr Marktwert liegt nur bei einigen Hundert Euro. Doch ein Säbel, ein
Degen und ein Dolch, die am Mittwoch von einem Privatmann aus den USA an
das Kulturhistorische Museum übergeben wurden, erzählen ein Stück
Nachkriegsgeschichte zwischen Magdeburg und Michigan/USA.

Von Robert Richter 10.10.2013, 03:05

Magdeburg l In einer hellen Holzkiste brachte der 70-jährige Chuck Deming 68 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen Waffenfund aus dem zerbombten Magdeburg von 1945 zurück in die Landeshauptstadt und präsentierte ihn gestern im Magdeburger Museum der Öffentlichkeit.

Die Waffen sollen aus einer Villa der früheren Polte-Werke an der heutigen Liebknechtstraße stammen. Jack K. Adams, im Zweiten Weltkrieg Obergefreiter in der US-Armee, hatte Degen, Säbel und Dolch nach dem Krieg aus Magdeburg mit in die USA genommen. Der vor fünf Jahren im Alter von etwa 90 Jahren verstorbene Amerikaner verfügte im Testament, dass seine Erinnerungsstücke wieder zurück nach Magdeburg gebracht werden sollen.

"Jacks Tochter hatte mich nach seinem Tod angesprochen, damit ich das übernehme", so Chuck Deming aus Michigan. Der heute 70-Jährige übernahm den "Fall". Er war in den 1960er Jahren selbst als Soldat drei Jahre lang in Deutschland stationiert. "Ich beschäftigte mich privat mit Geschichte, speziell dem Zweiten Weltkrieg", sagt Deming. Auf eigene Faust und Kosten brachte er die Waffen nun nach Deutschland und sicher durch den Zoll - "als Zeichen der deutsch-amerikanischen Freundschaft", erklärte Deming. Seine wichtigste Forderung gestern bei der Übergabe: "Die Waffen dürfen nicht in die Hände von Neonazis gelangen. Im Museum sind sie am besten aufgehoben."

Rückblende: Am 16. Mai 1945 schrieb der Obergefreite der US-Armee Jack K. Adams aus Magdeburg an seine Familie in der Nähe von Detroit/Michigan. Er verwendete einen Briefbogen der Armaturen- und Maschinenfabrik Polte, die während des Krieges in der Rüstungsindustrie unter anderem Waffenmunition herstellte. Unweit einer Villa auf dem Firmengelände (heute Liebknechtstraße) sei er untergebracht. Er habe dort auch einen Säbel gefunden, heißt es im Brief, der mit weiteren Erinnerungsstücken nun im Museum vorliegt.

Was sind das genau für Waffen? "Es handelt sich um einen Beamtendegen, vermutlich von der Post, aus der Zeit um 1900, sowie um einen Löwenkopfsäbel von etwa 1905 - möglicherweise ein ziviles Stück, da es keine militärischen Ornamente enthält", erklärt Dr. Tobias von Elsner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Museum. Das dritte Stück sei ein Dolch der SA.

Tobias von Elsner: "Diese Waffen sind von der Art her nicht so selten. Sie werden unter Sammlern für ca. 300 bis 350 Euro gehandelt. Von besonderem Interesse für uns sind die persönliche Geschichte und der Bezug zu Magdeburg. Da wir den Kontakt zur Familie in den USA haben, können wir die Herkunftsgeschichte dokumentieren."