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Stadtteilreport sieht im Viertel höchsten Entwicklungsbedarf / Viele Kinder mit Erziehungshilfe Soziale Probleme im Kannenstieg am größten

Im aktuellen Stadtteilreport belegt der Kannenstieg in einem Ranking aus
verschiedenen sozialen Faktoren den ersten Platz. Demnach besteht dort
der größte soziale Entwicklungsbedarf.

Von Stefan Harter 05.11.2013, 02:10

Kannenstieg l Nach 2007 und 2010 erstellte die Stadtverwaltung in diesem Jahr den dritten Report über die 40 Magdeburger Stadtviertel. Von Alt-Olvenstedt bis Zipkeleben wurden dafür verschiedene soziale Indikatoren untersucht, aufgeschlüsselt und verglichen. Im Ergebnis schneidet der Kannenstieg am schlechtesten ab.

Während die rote Laterne in den beiden vorigen Studien nach Neu-Olvenstedt ging, rutschte das Neubauviertel auf den zweiten Platz. Der Kannenstieg war 2007 auf Rang vier, drei Jahre später bereits an zweiter Stelle, bevor er in diesem Jahr nun die Spitzenposition einnimmt und somit laut Report den "höchsten sozialen Entwicklungsbedarf" repräsentiert. Auf den weiteren Plätzen folgen: Neu-Olvenstedt, Neustädter See, Neue Neustadt, Fermersleben, Altstadt, Buckau, Neustädter Feld, Salbke, Sudenburg, Reform und Leipziger Straße.

Welche Werte wurden für die Bewertung herangezogen? Die Statistiker schauten sich u.a. den Anteil verschiedener Altersgruppen an. Wie viele Ältere, wie viele Jugendliche leben in einem Viertel? Wie viele beziehen Sozialhilfe oder andere staatliche Leistungen? Der Ausländeranteil wird genauso einberechnet wie die Bevölkerungsdichte und die Wanderung durch Weg- und Zuzüge. Ausgehend vom gesamtstädtischen Durchschnitt erhielt jeder Stadtteil in jeder Kategorie einen Rang zugewiesen. In der Summe aller Kategorien liegt der Kannenstieg nun vorne.

Den ersten Rang bei einer einzelnen Kategorie belegt der Kannenstieg aber nur bei dem Anteil an Kindern und Jugendlichen, die Hilfen zur Erziehung erhalten. U.a. hat der Stadtteil nach Stadtfeld-Ost die zweithöchste Bevölkerungsdichte in Magdeburg (53,9 Einwohner je Hektar).

Weitere Ergebnisse des Stadtteilreports: Der Anteil der Menschen, die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (Rang 2) und Hilfen zum Lebensunterhalt (Rang 4) erhalten ist sehr hoch, ebenso der Anteil Senioren. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unter der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter ist mit Rang 5 unter dem städtischen Durchschnitt.

Der Kannenstieg ist aber nicht der einzige Stadtteil mit einem Negativtrend in dem Ranking: Während sich die Alte Neustadt, Hopfengarten und Rothensee kontinuierlich verbesserten, wurde bei den Stadtteilen Neustädter See, Salbke, Berliner Chaussee und Herrenkrug ein wachsender Entwicklungsbedarf festgestellt. Anhand der Erkenntnisse aus ihrem Stadtteilreport wollen die Sozialplaner der Stadt erkennen, auf welche Viertel sie zukünftig ihr Augenmerk verstärkt legen müssen. Aufgrund der knappen Mittel im städtischen Haushalt sollen diese mit Hilfe der Reportergebnisse so zielgerichtet wie möglich eingesetzt werden.

Die Sprecherin der Arbeitsgruppe Gemeinwesenarbeit (GWA), Ute Kaden, kann die Untersuchung nicht nachvollziehen. "Wir hatten erst kürzlich eine Forschungsgruppe bei uns im Stadtteil, die die Bewohner befragte. Sie stellten fest, dass die Zufriedenheit sehr hoch ist", erklärte sie gestern.