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Keine Spur von Drei-Meter-Skulptur Dino vom Neustädter See "wie vom Erdboden verschluckt"

Seit sechs Wochen ist der Dino vom Neustädter See wie vom Erdboden
verschluckt. Trotz TV-Sendung und Berichten in unterschiedlichen
Zeitungen fehlt von dem Urzeitvieh jede Spur. Schon jetzt bilden sich
erste Legenden über den Verbleib des Deinonychus.

20.11.2013, 02:09

Magdeburg l Er könne sich noch genau an den Anruf erinnen, sagt Matthias Aschenbach von der Agentur Winter aus Erfurt. "Der Dino ist weg", sagte die Kassenfrau an jenem Morgen vor sechs Wochen nach ihrem täglichen Kontrollgang. "Ich frage mich bis heute, wer so etwas macht", sagt Aschenbach. Seine Agentur organisiert die Wanderausstellung "World of Dinosaurs", die derzeit am Naherholungszentrum Neustädter See gastiert. Nach mehreren Zeitungsberichten - auch in der Volksstimme - landete der kuriose Fall im Fernsehen. Die MDR-Sendung "Kripo live" berichtete über den verschwundenen Dino (Name: Rüdiger) vom Neustädter See. Doch das Urzeitvieh bleibt verschwunden. Dafür werden die Theorien über den Verbleib von Rüdiger immer wilder.

Die Fakten: Laut Spurensicherung der Magdeburger Polizei waren in der Nacht vom 5. zum 6. Oktober drei Männer am Diebstahl des 1,65 Meter hohen und 3,20 Meter langen Tieres beteiligt. Bei dem gestohlenen Exponat handelt es sich um eine Nachbildung des fleischfressenden Deinonychus, etwa 60 Kilogramm schwer. Der Dino war eines von 53 Exponaten der Ausstellung am Neustädter See.

Der Diebstahl: Laut Spurensicherung wurde das Exponat über den Zaun gehoben. Schleifspuren führten zu der Begrenzung. Dann verliert sich die Spur. Bis heute gibt es laut Polizeisprecher Andreas von Koß nicht einmal Anlass für konkrete Ermittlungen. Dass der Deinonychus über den Seeweg in einem Boot verschleppt worden ist, hält von Koß für eher unwahrscheinlich. Das Vieh sei zu groß und zu schwer, um es ohne Probleme - und ohne zu kentern - in ein Boot zu bekommen.

Das Medienecho: Obwohl der Diebstahl des Dinos am 6. Oktober vom Veranstalter angezeigt wurde, gelangte der Fall erst 14 Tage später an die Öffentlichkeit. Neben anderen Zeitungen berichtete auch die Volksstimme. Zuletzt lief ein großer Beitrag in der MDR-Sendung "Kripo live".

Die Hinweise: Laut Polizeisprecher von Koß gibt es bisher keine brauchbaren Hinweise. "Hätte das Ding jemand gesehen, würden wir es wahrscheinlich wissen. Der Dino ist so auffällig und der Fall so bekannt, dass die Leute darüber sprechen", so von Koß weiter.

Die Geschichten: Bei der Polizei und dem Veranstalter sind zwar keine brauchbaren Hinweise eingegangen, dafür aber kuriose "Anmerkungen". So gab es etwa den Hinweis, dass konkurrierende Aussteller den Dino gestohlen haben könnten. Auch von Geisterbahnbesitzern auf der Suche nach schaurig-schönen Figuren war die Rede. Mancher Hinweisgeber war sich sogar sicher, dass das Vieh im See versenkt worden sei. "In den Vorgarten kann man sich das Stück ja schlecht stellen", sagte von Koß.

Der Wert: Die größten Exponate in der Ausstellung sollen mehrere Zehntausend Euro wert sein. Der gestohlene Deinonychus ist etwa sechs Jahre alt und laut Aschenbach zwischen 6000 und 10 000 Euro wert. Von Interesse für Diebe wäre das Metallgerüst in den Exponaten. Wobei der Aufwand und der Nutzen für Kriminelle hier in keinem Verhältnis stehen würden. "Vielleicht hat sich ja jemand einfach einen Scherz erlaubt", so Aschenbach weiter.

Der Verdacht: Auch der Vorwurf einer gezielten PR-Aktion steht im Raum. Wie Aschenbach von der Agentur Winter bestätigt, sind die Besucherzahlen seit dem kuriosen Verschwinden des Dinos in die Höhe gegangen. Hat es zu Beginn der Schau Tage mit kaum einem Besucher gegeben, ist das mittlerweile anders. Die Ausstellung wurde sogar bis zum kommenden Sonntag verlängert. "Dieser Vorwurf ist absurd. Wenn das so wäre, würden wir doch nicht mit der Polizei zusammenarbeiten. Außerdem gelangte der Fall erst ohne unser Zutun mehrere Tage nach der Anzeige in die Öffentlichkeit", sagte Aschenbach auf Nachfrage der Volksstimme.

Die Konsequenzen: Nach dem Diebstahl hat der Veranstalter auf dem Gelände am Neustädter See Videokameras installieren lassen. Obwohl die Schau in unterschiedlichen Varianten zeitgleich in mehreren Städten in ganz Europa zu sehen ist, hat es laut Aschenbach einen Diebstahl wie den in Magdeburg bisher noch nicht gegeben. Trotzdem sagt er, dass man auch im kommenden Jahr wieder in die Landeshauptstadt kommen will. Dann aber vielleicht auf die andere Seeseite.