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Gartenpartei will trotz Widerstand aus den Sparten in den Stadtrat Mit grünem Daumen und leerer Kasse in den Wahlkampf

Von Robert Richter 26.11.2013, 02:15

Magdeburg l Mit einem Personaltableau voller Polit-Neulinge und erklärtermaßen ohne einen Euro in der Wahlkampfkasse will die im Sommer gegründete Magdeburger Gartenpartei im nächsten Jahr zur Kommunalwahl antreten.

Die Zahl der Parteimitglieder steigt zwar nicht so schnell wie anfangs erhofft und selbst innerhalb der Gartenvereine stoßen "Die Dunkelgrünen", wie sie sich selbst bezeichnen, auf Widerstände. Doch Parteichef Roland Zander gibt sich kämpferisch: "Unsere Partei wächst langsam, aber beständig, so dass wir jetzt auf die 300 zugehen. Wir werden in allen zehn Magdeburger Wahlbereichen Kandidaten aufstellen."

Zander hatte stets verkündet: "14 000 Kleingärtner in Magdeburg sind eine Macht." Ob den politischen "Nobodys" tatsächlich aus dem Stand der erträumte Einzug in den Stadtrat gelingt, wird sich am 25. Mai an den Wahlurnen entscheiden. Ihre "Beteiligungsanzeige" haben die Gartenfreunde jedenfalls schon beim Landeswahlleiter abgegeben.

Ein Wahlprogramm ist noch nicht beschlossen. In einem ersten Entwurf steht nicht allein der Schutz von Gärten und Grünflächen - die Gründungsidee. Die "Laubenpieper" fordern zum Beispiel auch mehr Engagement der Stadt für Ordnung und Sicherheit ergänzend zur Polizei, keine Ausgliederungen von Angestellten aus Verwaltung und öffentlichen Einrichtungen mehr oder den Erhalt von Kulturstätten wie dem AMO.

"Wir wollen den Verkauf von Stadteigentum verhindern. Dazu gehört auch der Barleber See", erklärt Vorstandsmitglied Reiner Heyer. Er zeigt sich noch selbst verblüfft über seine plötzlichen politischen Ambitionen: "Dass ich mit fast 70 anfange, mich so zu engagieren, hätte ich nie gedacht", so der Rentner. Auch Parteichef Zander, 47, der als Hausmeister und DJ arbeitet, sagt: "In eine Partei einzutreten oder eine zu gründen, wäre mir vorher nicht in den Sinn gekommen."

Doch als Ende Juli öffentlich wurde, dass eine Reihe von Gartensparten als Eigenheimbauland ausgewiesen werden sollen, sei die Idee entstanden, sagt Zander rückblickend: "Mit uns betroffenen Gärtnern hatte kein Mensch gesprochen, wir haben es nur dank der Volksstimme erfahren, sonst wären unsere Gärten bald weg gewesen." Vom Stadtverband der Gartenfreude zeigen sich Zander und Co. "bitter enttäuscht": "Von dem versprechen wir uns nichts mehr. Viele Gartenvorstände wollen aber nicht mit uns zusammenarbeiten, lehnen uns ab. Doch wir wollen als Kleingärtner künftig selber im Stadtrat mitentscheiden."

Da die Partei keine Mitgliedsbeiträge kassiere, sei für den Wahlkampf allerdings kein Geld da: "Plakate brauchen wir nicht. Wir überzeugen mit Inhalten", sagt Partei-Vize Harald Hartmann. Die zentrale Botschaft der "Dunkelgrünen": "Gärten und Grünflächen sind keine Baulandreserven." Die Gartenfreunde wollen die Magdeburger Stadtpolitik "umpflügen". Wenn es nach ihnen geht, ab 2014 im Stadtrat.