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Würstchen und Wärme auf dem Speiseplan

Weihnachten gilt als Fest der Familie, der Freude - und des guten
Essens. Aber nicht jedem sind üppige Gaumenfreuden vergönnt. Dutzende
Magdeburger sind froh, sich überhaupt ein warmes Essen leisten zu
können, und sind auf die "Tafel" angewiesen. Hier stehen heiße
Mahlzeiten und warme Worte gleichermaßen auf dem Speiseplan - zum
Beispiel in Olvenstedt.

Von Rainer Schweingel 26.12.2013, 18:22

Magdeburg l "So, bitte sehr und guten Appetit". Elke Kraft von der Magdeburger Tafel balanciert das Tablett mit zwei Tellern zielsicher zum Tisch der Familie Tunnat/Schwan und serviert Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat. Am Tisch der Magdeburger Tafel sitzen Gerd Tunnat mit Partnerin Astrid Schwan und ihre sechs Kinder Jenny, Vanessa, Alyssa, Emily, Lucas und Tim. Während Vater Gerd die vier Euro Eigenbeitrag für acht Essen zahlt, schmeckt es den ersten Kindern schon prima. "Wir sind froh, hierher kommen zu dürfen, nicht nur zu Heiligabend", sagt Mutter Astrid Schwan.

"Hier" - das ist die Ausgabestelle Olvenstedt der Magdeburger Tafel. Getragen von der Arbeitsförderungsgesellschaft AQB verarbeiten Köche Lebensmittelspenden von Einkaufsmärkten zu Frühstücksangeboten, warmen Mittagsmahlzeiten oder Verpflegungsbeuteln, die auf Wunsch mitgenommen werden können.

"Hier" in Olvenstedt und der zweiten Ausgabestelle in Buckau servieren die "Tafel"-Köche täglich um die 100 Mittagessen, Tendenz leicht steigend, bilanziert AQB-Chefin Alexandra Rießler. Doch das Essen ist nur ein Motiv, mittags den Weg zur Tafel in der St.-Josef-Straße zu suchen. Ein Schwatz mit anderen Besuchern oder den Köchen der Tafel ist auch immer drin. Ganz abseits der persönlichen Lage gibt es hier neben der Mahlzeit für den Bauch auch eine für Herz und Gemüt.

Päckchen wechseln die Besitzer "Tafel"-Zukunft ungewiss

An diesem Heiligen Abend ist aber dennoch etwas neu. Im Vorraum stapeln sich bunt verpackte Geschenke. Kunden der Magdeburger Sparkasse hatten sie gefüllt und beschriftet in den Filialen abgegeben. "Junge 5-7 Jahre" steht auf dem einen, "Mädchen 13-16 Jahre" auf einem der anderen Pakete. Ein Hinweis, für wen das Geschenk gedacht ist. Sparkassensprecher Mathias Geraldy und AQB-Chefin Alexandra Rießler verteilen die Geschenke stellvertretend für die Päckchenpacker an die Besucher der Tafel, damit sie ihrerseits Kindern oder Enkeln eine Freude bereiten können. "Tafel"-Besucher Peter Jerecke ist überrascht und erfreut von der Spende, als er nach dem Mittagessen noch ein Päckchen mitnehmen kann. Er will es an Verwandte weiter verschenken. So wechseln an diesem 24. Dezember dutzende Geschenke ihren Besitzer, während die "Tafel"-Mitarbeiter die nächsten Essenausgabe vorbereiten.Ironie des Schicksals. Während viele "Tafel"-Kunden selbst in schwierigen Lebenssituationen stecken, geht es der "Tafel" nicht anders. Die Finanzierung ist bis Oktober gesichert, aber "was dann kommt ist unklar", sagt Alexandra Rießler. An diesem Dienstag wird aber auch das ausgeblendet. Es ist schließlich Heiligabend.