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Polizei ermittelt in Magdeburg nach drei Brandanschlägen und 140 weiteren Straftaten Tausende demonstrieren gegen Neonazis

Mehr als 12000 Menschen haben am Sonnabend friedlich auf der Meile der Demokratie gegen einen Aufmarsch von rund 700 Neonazis demonstriert. An anderen Orten in der Stadt blieb es nicht so ruhig. Die Polizei ermittelt jetzt zu 143 Straftaten. 28 Beamte wurden bei Angriffen
verletzt.

Von Matthias Fricke 20.01.2014, 02:31

Magdeburg. Die Polizei konnte am Sonnabend mit einem Großaufgebot von 3300 Beamten Zusammenstöße zwischen Rechten und Gegendemonstranten in Magdeburg verhindern. Dennoch kam es zu zahlreichen Straftaten wie Brandstiftungen, Schienenblockaden und Landfriedensbrüchen.

Rund 700 Neonazis aus ganz Deutschland hatten aus Anlass des 69. Jahrestages der Bombardierung Magdeburgs einen Marsch durch die Innenstadt angemeldet. Doch dieser verspätete sich zunächst, weil Unbekannte an drei Stellen auf Anlagen der Bahn bei Rackwitz in Nordsachsen, im Süden Magdeburgs und bei Mahlwinkel (Börde) Brandanschläge verübten. Die Ermittler fanden an den Tatorten Reste von Kunststoffflaschen mit Brandbeschleunigern.

Zudem blockierten rund 50 Personen aus der linken Szene die Eisenbahnschienen der Strecke Magdeburg-Biederitz (Jerichower Land) und verhinderten damit die Anreise zur Aufmarschroute der Rechten im Herrenkrug. Nachdem die Beamten die Strecke geräumt hatten, entdeckten sie einen Aktenkoffer mit einem Druckzünder. Es war eine Attrappe.

Die Polizei sperrte ab Mittag alle Elbbrücken der Stadt, um linke Gruppen daran zu hindern, in den Osten der Stadt zu gelangen. Nur noch Anwohner durften zeitweise zu Fuß oder mit dem Fahrrad die Übergänge passieren. In Magdeburg sorgte dies für Verkehrschaos, zeitweise drehte sich kein Rad mehr. In der Stadt selbst kam auch der öffentliche Nahverkehr wegen zahlreicher Spontandemonstrationen immer wieder zum Erliegen.

In der Otto-von-Guericke-Straße hatten Chaoten Baustellenabsperrungen in die Gleise geworfen.

Am Neustädter Bahnhof und im Stadtteil Sudenburg lieferten sie sich weitere Scharmützel mit der Polizei. "Insgesamt sind 28 Polizisten bei den Einsätzen verletzt worden. Die meisten von ihnen haben Wurfgeschosse getroffen", sagte Beatrix Mertens, Sprecherin der Polizeidirektion Nord. Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) verurteilte die Angriffe auf die Polizisten und andere Straftaten: "Es ist dumm und unnötig, zur Meinungsäußerung Gewalt anzuwenden."

Erst mit mehrstündiger Verspätung begann der Marsch der Rechten, der am Ende durch ein Wohngebiet im Süden der Stadt führte.

Auf der "Meile der Demokratie" blieb es friedlich. 170 Akteure organisierten dort ein buntes Programm. Unter den Besuchern waren auch Ministerpräsident Reiner Haseloff, Landtagspräsident Detlef Gürth (beide CDU) und Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD).