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Ab August steigen erneut die Eintrittspreise für Oper, Ballett, Musical und Konzerte / Schauspiel bleibt verschont Das Theater dreht an der Preisschraube

Von Katja Tessnow 06.02.2014, 02:19

Wer vor zehn Jahren in Magdeburg das Theater besuchte, zahlte 11 Euro im Schauspielhaus und maximal 23 in der Oper. Heute muss der Schauspielgast 17 Euro tief in die Tasche greifen; der beste Platz in der Oper kostet 29 Euro, zur Premiere 33. Dabei wird es nicht bleiben. Das Theater plant im Sommer eine neue Teuerungsrunde.

Altstadt l Von freiwillig kann keine Rede sein, wenn das Theater erneut an der Preisschraube dreht. Es ist zur regelmäßigen "Preisreform" politisch verpflichtet, denn Stadt und Land stemmen jeher den größten Teil der um die 20 Millionen Euro hohen Kosten, die das Spiel auf den Bühnen jährlich verursacht. Etwas über zehn Prozent ist das Theater selbst zu erwirtschaften in der Lage, was landesweit allerdings als vorbildlich gilt und eben auch den vormaligen Reformen der Theaterpreise in Magdeburg geschuldet ist. Alle zwei Jahre - jeweils zum 1. August 2006/2008/2010 und 2012 - bat das Theater in der Vergangenheit seine Besucher stärker zur Kasse. Die Einzeldosen der Preiserhöhungen fielen gering aus und bewegten sich zumeist im 1- bis 2-Euro-Bereich.

Das hat Prinzip: "Die Erfahrungen belegen, dass bei dem durch seine besonders hohe Preissensibilität gekennzeichneten Publikum im Einzugsbereich des Theaters Magdeburg regelmäßige und nachvollziehbar differenziert vorgenommene Preisanpassungen die höchsten Akzeptanzwerte erzielen", leitet Theater-Verwaltungschef Marc Stefan Sickel die Begründung des Beschlusspapiers für den Theaterausschuss ein. Er soll die neuen Preise ab August am 28. Februar absegnen, was - in Einsicht der Ratsmehrheit in die angespannte Haushaltslage am Theater - einer Formalie gleichkommen dürfte. Zumal: Der neue Preiskatalog des Theaters differenziert sehr nachvollziehbar zwischen Besuchergruppen, die möglichst nicht stärker belastet werden sollen und solchen, von denen das Theater glaubt, dass sie durchaus in der Lage sind, ein oder zwei Euro mehr fürs Ticket zu zahlen.

Beispiel: Auf den preiswertesten Plätzen steigt der Preis für den Besuch von Musicals (16 Euro) oder Konzerten (14 Euro)nicht, in teureren Platzkategorien werden bis zu 3 Euro mehr fällig; zum Beispiel 25 statt 22 Euro in der Platzgruppe D (Musical). Ähnlich geschickt geht das Theater bei der Oper vor; ermäßigte Tarife steigen gar nicht oder maximal um 1 Euro; der Vollzahler muss in der Regel ebenfalls 1 Euro mehr berappen (künftig 11 bis 30 je nach Platz), in der Platzgruppe C aber gleich 22 statt bisher 20 Euro. Zuschläge von bis zu 7,50 Euro werden für die verschiedenen Theater-Abonnements fällig, während die Lastminute-Tickets für Schüler und Studenten (8 Euro) und sozial Schwache mit Magdeburg-Pass (4 Euro) zum gleichen Preis erhalten bleiben. Den Preis für den Besuch des Schauspiels lässt das Theater mit 17 Euro (ermäßigt 9) gänzlich unangetastet.

Während also mancher Theatergänger von der Preiserhöhung möglichst gar nichts spüren soll, muss wer Vollzahler ist und auf den besten Platz beharrt regelmäßig tiefer in die Tasche greifen. Theaterverwalter Sickel erklärt das so: "Bei den Anpassungen der Regelpreise erfolgten spürbare Erhöhungen in erster Linie im Segment der Vollzahler, also mit Blick auf die relativ betrachtet finanzstärkste Publikumsgruppe. Die Erhöhungsschritte wurden außerdem nach den Platzgruppen differenziert, so dass die Anpassung in den ,teureren\' Platzgruppen regelmäßig höher ausfällt als in den preisgünstigeren."

Einfach hat sich das Theater - zum besseren Wirtschaften gezwungen - die Gestaltung der neuen Eintrittspreise offenbar nicht gemacht. Die Bühnen sind um einen Ausgleich zwischen gutsituierten Gästen und jenen bemüht, die kaum einen Euro fürs Theater übrig haben, aber trotzdem nicht darauf verzichten wollen - und sollen. Speziell für junge Theatergänger sollen die Schwellen auch finanziell möglichst niedrig gehalten werden.

Effektlos sollen die neuen Theatertarife dennoch nicht bleiben; das Theater kalkuliert mit jährlichen Mehreinnahmen in Höhe von 100000 Euro. Im Vorjahr haben die städtischen Bühnen rund 2,8 Millionen Euro aus Eintrittsgeldern, Gastspielen und dem Verkauf von Programmheften eingenommen.