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Verleihung der Sandsteinplastik aus dem Magdeburger Dom soll die absolute Ausnahme bleiben / Erste gute Darstellung eines Afrikaners Die beschwerliche Reise des heiligen Mauritius ins Pariser Stadtschloss Louvre

Von Martin Rieß 08.03.2014, 02:24

Magdeburg/Paris l Andere Museen haben schon angefragt - und sich eine Abfuhr eingehandelt. Jetzt aber konnte die Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt, die auch Eigentümer des Magdeburger Doms ist, nicht Nein sagen. "Ab Freitag kommender Woche wird die Skulptur des heiligen Mauritius im Museum des Pariser Louvre gezeigt", berichtet Stiftungssprecherin Eta Erlhofer-Helten.

Gezeigt wird das Kunstwerk bis zum 16. Juni im Rahmen einer kleinen Sonderschau, in der hauptsächlich Schätze aus der Abtei Saint-Maurice im Schweizer Kanton Wallis zu sehen sind. "Beim Louvre handelt es sich ja um das Museum der Museen in Europa - da halten wir eine solche kurzfristige Verleihung schon für gerechtfertigt", sagt Eta Erlhofer-Helten.

Angesichts der Bedeutung des Mauritius war beim Transport äußerste Vorsicht angesagt. Zunächst musste Thomas Groll zeigen, was er kann. Der Restaurator, der sich seit Jahren um den heiligen Mauritius kümmert, hatte zunächst den Schutz für die Farbe überfestigt. Grund: Auf der Skulptur befindet sich bis heute eine historische Farbschicht. Cornelia Wieg, Kustodin für Plastik in der Stiftung, berichtet: "Dann hat er noch die Beine ,verlängert`."

Der Rocksaum befindet sich zu dicht über dem Boden

Grund: Der Rocksaum des Heiligen ist so dicht über dem Boden, dass es ohne verlängerte Beine schnell zum Bodenkontakt kommen könnte, was wiederum zu Schäden an der Skulptur führen könnte.

Angegurtet und eingehaust konnte es dann auf die Reise gehen: Mit dem Spezialtransporter und unter der strengen Aufsicht von Cornelia Wieg, die Mauritius ein Stück seines Weges über Berlin - dort wurde noch ein Gemälde als Beifahrer aufgenommen - begleitete und ihn später im Louvre mit in die Ausstellung geleitete. Sie berichtet: "Die Kollegen dort haben ja Erfahrung und wissen eigentlich genau, was sie tun - aber ich habe da trotzdem genauestens aufgepasst und auch meine Meinung gesagt."

Angesichts des hohen Gewichts der Sandsteinskulptur, die da bewegt werden soll, war jedenfalls sowohl bei Transport als auch beim Aufstellen höchste Vorsicht angesagt. "So eine Skulptur kann man nicht mal eben an eine andere Stelle rücken, wenn der richtige Platz noch nicht vorbereitet ist", sagt die Kustodin.

Obacht ist allemal geboten angesichts des Wertes der Skulptur. Eta Erlhofer-Helten sagt: "Ich kann nachvollziehen, warum der Louvre unser Heiligenstandbild haben wollte, da wir kein weiteres, vergleichbares Standbild kennen: einmalig diese Darstellung eines Afrikaners - in der Mitte des 13. Jahrhunderts." Das sieht auch Kollegin Cornelia Wieg so und sagt: "Mit Mauritius wird erstmals ein Mensch aus dem südlichen Afrika als Heiliger dargestellt - und zwar in einer stimmigen Physiognomie und nicht einfach als dunkel eingefärbter Europäer." Bei dem Kunstwerk besteche auf der einen Seite die Feinheit insbesondere des Kettenhemdes und des Rocks.

Ein weitgereister Meister war da am Werk

Auf der anderen Seite sind die Gesichtszüge des Heiligen mit klaren Linien gezogen in einer Art und Weise, wie sie über Jahrhunderte nicht mehr erreicht wurde. "Man kann schon sagen, dass nach dieser Jüngeren Magdeburger Schule, in deren Zeit die Skulptur entstanden ist, sich mehr und mehr verspielte Feinheiten in den Vordergrund gedrängt haben." Eben einmal davon abgesehen, dass einen Afrikaner darzustellen vielen Künstlern in Europa über lange Zeit nicht wieder so gut gelingen sollte. "Wahrscheinlich ist der unbekannte Steinmetz, der den Mauritius geschaffen hat, ja wirklich einmal einem Afrikaner begegnet - und das bedeutet wohl, dass er ein weit gereister Mann war."

Falls der Magdeburger Mauritius allerdings auf den Geschmack des Reisens kommen sollte - die Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt wird sich diesem Wunsch entgegenstellen. Eta Erlhofer-Helten sagt: "Mauritius gehört nach Magdeburg. Und daher soll der Ausflug nach Paris die absolute Ausnahme bleiben."Seite 4