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Kathedrale St. Sebastian Diebe machen auch vorm Paradies nicht halt

Die Reliefpforte an St. Sebastian wurde
Opfer von Metalldieben. Sie sägten Adam und Evas Apfelbaum samt
Schlange ab. Ersatz wird aber nach Ostern angeschweißt.

Von Stefan Harter 27.03.2014, 02:20

Magdeburg l "Mir ist heute aufgefallen, dass das Türrelief an St. Sebastian beschädigt ist", schrieb Volksstimme-Leser Udo van Stipriaan in dieser Woche an die Redaktion. Für den flüchtigen Beobachter kaum erkennbar fehlt tatsächlich ein zentrales Element der Darstellung der Paradiesgeschichte von Adam und Eva. Der Baum der Erkenntnis, von dem aus die Schlange die ersten Menschen zur Sünde verführte, ist verschwunden. Fein säuberlich abgesägt wurde er, nur der bronzene Stumpf ist noch da.

Dompropst und Pfarrer Reinhold Pfafferodt bestätigt den Verlust, der sich bereits vor einigen Monaten während der Sanierung des Kirchenumfelds zugetragen habe. "Neben dem Paradiesbaum wurde ein Finger von Eva abgeknickt und eine Giraffe aus der Arche Noah entwendet", erklärt er.

Auch die Polizei beschäftigt sich mit dem Sündenfall. Sprecherin Beatrix Mertens bestätigt auf Nachfrage: "Es wurde eine Anzeige wegen des Diebstahls von Kunst- und sakralen Gegenständen aufgenommen. Die Spurensicherung war auch am Tatort. Bis heute konnte aber kein Täter ermittelt werden."

Auch wenn das Original verschwunden bleibt, ist das paradiesische Ensemble bald wieder komplett. Künstler Jürgen Suberg, der es 1987 nach den Wünschen des damaligen Pfarrers Johannes Braun gefertigt hatte, ist bereits mit der Modellierung eines neuen, diebessicheren Baumes beschäftigt.

Er befindet sich bereits in einer Bronzegießerei. Voraussichtlich nach Ostern wird Suberg die fehlenden Teile vor Ort anschweißen. "Das ist sehr aufwendig und sehr teuer", erklärt Pfarrer Pfafferodt. Er hofft, dass es bis zum "Weißsonntag" am 27. April klappt, weil dann die Erstkommunion durch das Portal einziehen soll.

Im benachbarten Dom ist laut Küster Jürgen Jerratsch "Gott sei Dank" noch kein Metall abhanden gekommen. "Es ist doch furchtbar, wenn man sich an solchen Kunstwerken vergreift", sagt er.