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16 Filmpreis-Nominierte im Studiokino Deutschlands beste Filme laufen in Magdeburg

24.04.2014, 03:21

Magdeburg l Als einziges Haus außerhalb von Berlin zeigt das Studiokino Magdeburg ab heute die nominierten Produktionen des Deutschen Filmpreises 2014. Darunter sind auch mehrere Streifen, die in Sachsen-Anhalt gedreht worden sind.

Einer der großen Favoriten in der Kategorie "Bester Spielfilm" beim diesjährigen Deutschen Filmpreis ist "Finsterworld". Die Tragikomödie mit Corinna Harfouch in der Hauptrolle spielt in einem scheinbar aus der Zeit gefallenen Deutschland. Ein Land, in dem immer die Sonne scheint, Kinder Schuluniformen und Polizisten Bärenkostüme tragen, und Fußpfleger alten Damen Kekse schenken. Hinter dieser Parallelwelt lauert jedoch der Abgrund. Das Drehbuch von Regisseurin Frauke Finsterwalder entstand in Zusammenarbeit mit dem Bestsellerautor Christian Kracht ("Imperium").

Beim Festival "Lola@Magdeburg" läuft der Film nach wenigen Aufführungen im Programmkino ein zweites Mal. Kein Einzelfall. Von den 16 nominierten Produktionen für den diesjährigen Filmpreis wurden manche Filme nur kurz oder gar nicht in der Landeshauptstadt gezeigt. Grund dafür ist die Vergabepraxis der Filmverleiher und der harte Konkurrenzkampf unter den Kinos. Die Verleiher entscheiden, wie viele Kopien sie von einem Werk auf den Markt geben. Wenn "Fack ju Göhte" Millionen ins Kino lockt, verhagelt der Film damit aber auch anderen Produktionen den Start, da Kinos den Film länger zeigen, als ursprünglich geplant. Das kann dann dazu führen, dass Filme wie Finsterworld nur kurz oder gar nicht laufen, sie quasi vom Spielplan verdrängt werden.

"Für uns ist das Festival eine gute Gelegenheit, alle Filme kompakt zu zeigen", sagt Organisator Frank Salender, der "Lola@Magdeburg" in die Landeshauptstadt geholt hat. Der Name ist ein Verweis auf die Lola, die beim Filmpreis vergeben wird. Damit hat Magdeburg neben Berlin das einzige Kino deutschlandweit, wo so eine Veranstaltung im Vorfeld der Preisverleihung am 9. Mai stattfindet.

Schirmherr des Magdeburger-Vorabfestivals ist Reiner Robra, Chef der Sachsen-Anhalter Staatskanzlei. Robra wird heute Abend auch kurz vor der Vorführung von Finsterworld ein Grußwort an die Besucher richten. Im Programm laufen mit "Sputnik", "Der Medicus" und "Lauf Junge lauf" auch Filme, die zum Teil in Sachsen-Anhalt gedreht wurden.

Wo ein Film letztlich gedreht wurde, ist für Festivalorganisator Frank Salender jedoch egal. "Ich mag Kino, das etwas mit mir macht. Und das ist meistens dem Leben abgelauschtes Kino", sagt er. Heißt: Ein Film darf für den Magdeburger, der in Berlin lebt, ruhig mehrere Ebenen haben. "Hau-Drauf-Kino ist für mich nichts", so Salender weiter.

Könnte er allein entscheiden, wer in diesem Jahr die Lola für den besten Film bekommt, dann wäre es der Film "Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht". Regisseur Edgar Reitz hat mit dieser Produktion einen fantastischen Schwarz-Weiß-Film gedreht. Darin geht es thematisch um die Epoche des Vormärz Mitte des 19. Jahrhunderts und die Auswandererwelle aus dem Hunsrück nach Brasilien. Der Zuschauer begleitet dabei den Bauernjungen Jakob Simon, der davon träumt, in der Ferne ein neues Leben zu beginnen. "Die andere Heimat" bekam im vergangenen Jahr schon den Bayerischen Filmpreis (Drehbuch und Produzent) und den Preis der Deutschen Filmkritik (Bester Spielfilm und Beste Kamera).

Würde der Film gewinnen, würde wieder ein Schwarz-Weiß-Film siegen. Im vergangenen Jahr gewann in der Königskategorie "Bester Spielfilm" die Tragikomödie "Oh Boy" von Regisseur Jan-Ole Gerster. Der Film war Gersters Abschlussarbeit an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. "Da hat ihm noch keiner reingequatscht", sagt Salender und lacht. Der Film schaffe das, was so viele professionelle deutsche Produktionen mit viel größerem Team und Budget oft nicht erreichen: "Der Film wirkt nicht typisch deutsch", erläutert Salender. Ein Trend, den der Filmexperte auf dem Markt beobachtet. "Das Kino wird europäischer", sagt er.