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Wallach auf Abwegen Pferdchen in der (Klär-)Grube

Von Robert Richter 07.06.2014, 03:12

Magdeburg I Komplizierter Rettungseinsatz auf dem Westerhüser Pferdehof an der Holsteiner Straße: Dort hatte sich am Donnerstagabend ein Wallach losgerissen und war in eine stillgelegte Klärgrube eingebrochen. In einer gut zweistündigen Aktion hievten Tierretter den auf Abwege geratenen "Carlo" per Kran wieder heraus.

Am Tag danach steht "Carlo" seelenruhig auf der Pferdekoppel in der Sonne und frisst vom saftig-grünen Gras am Fuße der Sohlener Berge. "Ein paar Kratzer hat er davongetragen, aber es geht ihm gut", sagt Heike Wallstab vom Westerhüser Pferdehof. Bei Wettkämpfen werde das Turnierpferd aber womöglich noch nicht gleich wieder starten können.

"Plötzlich hat sich ein Karabiner gelöst." - Heike Wallstab vom Westerhüser Pferdehof

Am Donnerstag gegen 19 Uhr hatte der sieben Jahre alte Wallach "Carlo" - ein Westerhüser Reit- und Wagenpferd vom Hof Kauert - für helle Aufregung am Stadtrand gesorgt. Reiterin Juliane Wallstab (29) war mit zwei Pferden an der Hand auf dem Hof unterwegs gewesen. "Plötzlich hat sich ein Karabiner gelöst - und Carlo ist losgelaufen, rein in das Gestrüpp am Wegesrand. Dort befand sich eine alte Klärgrube, da hat er sich draufgestellt", erzählt Heike Wallstab. Die Grube war mit stabilen Platten abgedeckt gewesen. "Doch so ein Pferd hat natürlich einiges an Gewicht, Carlo ist in die Grube eingebrochen", so Heike Wallstab weiter: "Meine Tochter hat sich rührend um das Pferd gekümmert und es beruhigt, mit ihm geredet, damit er nicht versucht selber rauszuklettern und sich dabei noch ernsthaft verletzt. Ich habe unterdessen den Tierarzt gerufen und die 112 gewählt. Auf einmal war hier alles voller Blaulicht."

Der herbeigeeilte Tierarzt Dietrich Horrmann aus Welsleben stellte das Pferd in der Grube ruhig. Die Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Südost rückten derweil mit je einem Wechsellader-Fahrzeug zu der komplizierten Rettungsaktion an.

Zunächst musste die zugewucherte Grube freigeschnitten werden, um mit schwerem Gerät hantieren zu können. Die Tierretter der Feuerwehr funktionierten schließlich einige Löschschläuche zu Gurten um, um "Carlo" mit einem Kran als "Bündel" wieder aus seiner Falle hieven zu können.

"Carlo hat einfach keine Angst." - Michael Kauert, Inhaber des Pferdehofes

Pferd und Besitzer hatten Glück im Unglück: Außer Schürfwunden trug "Carlo" keine schweren Verletzungen davon. "Carlo ist durch den Sport und die Wettkämpfe Hindernisse gewohnt und hat deshalb einfach keine Angst, sonst wäre er nicht dort im Gestrüpp herumgelaufen", meint Michael Kauert, der Inhaber des Unternehmens für Hufbeschlag und Metallbau sowie den Pferdehandel in Westerhüsen.

"Carlo hat uns einen riesigen Schreck eingejagt, wir waren alle völlig aufgelöst - und als alles überstanden war, flossen die Tränen", sagt Heike Wallstab.

Freitag rückten gleich die Bauleute an, um die alte Klärgrube zuzuschütten. Ein Pferdchen in der (Klär-)Grube und ein solches Feuerwehraufgebot vor ihrer Haustür wollen die Bewohner des Westerhüser Hofes wirklich kein zweites Mal erleben.