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Schließung von Sparkassen-Filialen Protestnote ans Geldinstitut

Oberbürgermeister Lutz Trümper ist Vorsitzender des Verwaltungsrates der Stadtsparkasse. Und er ist der einzige Sozialdemokrat im Stadtrat, der die Pläne zur Schließung von Filialen vorbehaltlos verteidigt. Eine Ratsmehrheit teilt dagegen den Unmut der Kundschaft.

Von Katja Tessnow 04.10.2014, 03:08

Magdeburg l Bereits im November soll in den ersten Geschäftsstellen der Stadtsparkasse für immer das Licht ausgehen. Bis Sommer 2015 sollen neun Filialen schließen und eine weitere auf Automatenbetrieb umgestellt werden. Viele Sparkassenkunden, vornehmlich die älteren, sind empört und wollen auf den persönlichen Berater um die Ecke nicht verzichten, wenn´s ums sauer Ersparte geht. Linke und Grüne stellen sich in einem Antrag hinter die Wutbürger und fordern den Erhalt des flächendeckenden Filialnetzes. Die Sozialdemokraten im Rat teilen die Forderung, bis auf Trümper. "Das Thema ist wichtig, aber Sie ziehen die falschen Schlüsse", attackierte das Stadtoberhaupt die Filial-Freunde.

Trümper erinnerte an einen einhelligen Beschluss im Sparkassen-Verwaltungsrat und daran, dass Räte von Linke, SPD und CDU darin Mitglied sind. "Wir wussten schon damals, dass die Bürger sich beschweren werden, aber ich bin nicht schizophren", so Trümper, der wenig Verständnis für die zweierlei Meinungen aufbrachte, die andere Kommunalpolitiker zum einen im Verwaltungsrat und zum anderen gegenüber dem Wutbürger äußerten. Trümper erachtet die Schließungen als unumgänglich, um das stadteigene Geldinstitut in wirtschaftlich sicherem Fahrwasser zu halten. "Die Ertragslage verschlechtert sich. Die Zinslage ist schlecht. Die erste Sparkasse in Nordrhein-Westfalen ist schon pleite und kein Sparkassenkunde nimmt aus gutem Herzen hier einen Kredit für ein halbes Prozent mehr Zinsen auf." In jeder Kaufhalle, so Trümper weiter, könne man sich heute Bargeld auszahlen lassen: "Das ist die Zukunft und das muss man den Leuten sagen. Die Umstellung mag manchem schwer fallen, aber auch nach den Post-Schließungen ist das Leben weitergegangen."

"Die Sparkasse ist nicht irgendein Geldinstitut, sondern unseres", warb Olaf Meister (Grüne) dagegen für eine erneute Verständigung im Verwaltungsrat und für die Suche nach einem Kompromiss: "Dass sich nicht alles wird erhalten lassen, ist klar, aber es ist auch unangemessen, wenn es gar keine Redebereitschaft gibt." Wigbert Schwenke (CDU) bekundete aus Kundensicht Verständnis für Verärgerung: "So sehr ich die Bürger verstehe, aber ihr Appell an uns hat keinen Effekt. Wir können nichts tun. Die Welt verändert sich." "Aber Herr Schwenke, an wen sollen sich die Bürger denn wenden, wenn nicht an uns", konterte Frank Theile (Linke). Er wisse, dass die Sparkasse "glasharte Zahlen" zur Begründung auf den Tisch gelegt habe, "daran lässt sich nichts rütteln". Dennoch müssten die Signale aus der Bürgerschaft auf- und ernstgenommen werden. Theile: "So arm ist die Sparkasse nun auch wieder nicht, dass sie die Sache nicht noch einmal prüfen könnte." Der Grüne Alfred Westphal arbeitet im Seniorenbeirat mit und hört die Signale kontra Filialschließung besonders laut: "25 Prozent unserer Bürger sind über 65 Jahre alt, denen gegenüber haben wir auch eine Verpflichtung." Sie scheuten sich vor Automaten und Internet.

Am Ende stimmten 24 Stadträte (Linke/Gartenpartei, Grüne, SPD, future!, Bund für Magdeburg und auch ein CDU-Mann)für die Ratsprotestnote an die Stadtsparkasse; 13 Räte (CDU, FDP und der SPD-OB) votierten dagegen und 5 enthielten sich der Stimme. Eine Ratsmehrheit spricht sich damit "für den Erhalt einer flächendeckenden Versorgung" mit Filialen aus. Die Mitglieder des Sparkassen-Verwaltungsrates werden "aufgefordert, darauf hinzuwirken".