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Kunst in Buckau Fliesenkunst lenkt den Blick auf den Verfall

"Zusammen flies(s)en" ist ein Projekt überschrieben, das in Buckau den
Blick auf den Verfall von Fassaden industrieller Fabriken lenken soll.
Drei Künstler gestalten von Donnerstag bis Sonnabend den zukünftigen
Kunst- und Gewerbehof des Werk 4 an der Brauereistraße - dafür haben sie
eine Serie von Fliesen entworfen.

Von Marco Papritz 14.10.2014, 03:09

Magdeburg l Saskia Siebe (Magdeburg), Eulalia Naveira (Barcelona) und Peter Herr (Bayern) zeichnen für das internationale und interdisziplinäre Kunstprojekt verantwortlich, das am Sonnabend im Rahmen eines Herbstfestes um 15 Uhr am Werk 4 im Magdeburger Stadtteil Buckau eingeweiht werden soll. Interessierte sind am Donnerstag und Freitag eingeladen, dem Entstehungsprozess des Wandbildes beizuwohnen, das an der Giebelfront des künftigen Kunst- und Gewerbehofes des Werk 4 geplant ist.

Mit der Fliesenkunst soll die Bedeutung verwaister Fabrikhallen, die von Kunstschaffenden mit neuem Leben gefüllt werden, unterstrichen werden, so das Ziel der Aktion. In verschiedenen europäischen Ländern sind in der Vergangenheit die Schließungen von Fabriken vermehrt zu beobachten gewesen, die seitdem ein tristes Dasein fristen, ehe sie von Kunstschaffenden als Freiraum entdeckt wurden. Industrieanlagen wie das Tacheles in Berlin, die Rote Fabrik in Zürich und eben das Werk 4 in Buckau sind Beispiele dafür. An der Brauereistraße entsteht u.a. ein Domizil für Kletter- und Parkoursportler, hier ist das Endzeitfestival "Bucktopia" fortgeführt worden (Volksstimme berichtete). Mit der Wiederbelebung des Areals, auf dem einst der VEB Technische Gase und ein Acetylenwerk ansässig waren, werde der Erhalt der zum Teil historisch und architektonisch wertvollen Gebäude gefördert, heißt es weiter.

Die Fliesen, die für das Wandbild verwendet werden, sind in einer zum Teil stillgelegten Keramikmanufaktur in Bayern mit der finanziellen Hilfe von Unterstützern wie dem Kulturbüro der Stadt Magdeburg entstanden, so Saskia Siebe. Erfahrungen und Fachkenntnisse in Kunst, Keramik, Mosaik, und Design werden vereint und dem aussterbenden Handwerk ein neuer Weg geebnet.

Die Grundform der Fliesen bildet ein Totenkopf in Profil, angelehnt an die aztekischen Tzompantlis, die im antiken Mesoamerica Totenköpfe aneinander reihten. "Vom mexikanischen Totenkult entlehnt, steht der Totenkopf hier als Metapher für das Ende, das gleichzeitig auf das Gebliebene, mit dem Leben Verbundene weist", heißt es in einer Einladung. "In Barcelona konnten wir das Projekt bereits umsetzen. Wir stehen in Kontakt mit einer Stadt in Mexiko, um auch dort tätig zu werden zu können", so Saskia Siebe.