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Neues Wohngebiet Lärmfrage an Magdeburgs Burchardstraße wird geklärt

Gute Nachrichten für die Kirchengemeinde in der Burchardstraße: Das neue
Wohngebiet in der direkten Nachbarschaft wird keinen strengen
Lärmschutzrichtlinien unterworfen.

Von Martin Rieß und Michaela Schröder 28.10.2014, 01:14

Magdeburg l Das zukünftige Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Cracauer Brauerei soll jetzt doch als allgemeines Wohngebiet, wo die Anforderungen an den Lärmschutz nicht so hoch gestellt sind, festgesetzt werden. Der Gemeindekirchenrat St. Briccius und Immanuel hatte Ende Mai auf einer Bürgerversammlung seine Bedenken über die Festlegung des neuen Baugebietes als reines Wohngebiet geäußert. Grund: Das Gemeindehaus grenzt direkt an eines der zu erschließenden Grundstücke. In der Begegnungsstätte finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Die neuen Eigenheimbesitzer könnten sich durch das Gemeindeleben gestört fühlen. Bewohner eines reinen Wohngebietes haben nämlich grundsätzlich den Anspruch auf ein ruhiges Wohnen. Störungen und Belästigungen müssen nur hingenommen werden, wenn sie aus der Wohnnutzung resultieren.

Um solchen Diskrepanzen aus dem Weg zu gehen, wurde das Gebiet jetzt als allgemeines Wohngebiet festgelegt. Der Investor, die Magdeburger Firma Urpic GmbH, hatte sich im Vorfeld übrigens bewusst für ein reines Wohngebiet entschieden. Begründung: In einem allgemeinen Wohngebiet könnten sich auch Arztpraxen, Gaststätten oder Gemeinschaftseinrichtungen ansiedeln. Das würde auch zusätzlichen Verkehr für die Burchardstraße bedeuten.

Bevor der Stadtrat über den Bebauungsplan entscheidet, wird der Entwurf den Ausschüssen vorgelegt. Auch im Bauausschuss waren die Pläne zur Neubebauung des Cracauer Brauereigeländes ein Thema. SPD-Stadtrat Denny Hitzeroth zeigte sich mit der geplanten Einteilung des Areals nicht sonderlich glücklich: Eine der Parzellen befinde sich so nahe an der benachbarten kirchlichen Einrichtung, dass hier Konflikte aufgrund einer Geräuschbelastung vorhersehbar seien. Dabei könnte eben jener Aspekt, aufgrund dessen die Einordnung vom reinen auf ein allgemeines Wohngebiet geändert wurde, doch noch für Spannungen sorgen. Denny Hitzeroth sagte: "Ich halte es für wichtig, dass diese Bedenken dem Käufer des Grundstücks bekannt gemacht werden."

CDU-Stadtrat Reinhard Stern indes konnte an den Planungen für das Brauereigelände eine gut gelungene Regelung erkennen: Als es in der Diskussion zu einem Gelände in Ottersleben um die Erschließungsstraßen ging, bezeichnete der Kommunalpolitiker die Cracauer Planungen als beispielhaft: Zwar soll auf dem Brauereigelände nur eine enge Einbahnstraße angelegt werden, die in einem Bogen durch das Gebiet führt und die eine durchgehende Strecke abgibt. In Cracau soll anders als in vielen anderen Projekten zum Eigenheimbau auf Stichstraßen verzichtet werden. "Das", so der Stadtrat, "ist dann wichtig, wenn es um die Müllabfuhr geht und die Menschen erwarten, dass sie die Tonnen direkt vor ihrer Haustür abstellen können." Bei einer durchgehenden Straße funktioniert das - bei Stichstraßen müssen die Anlieger aus hintenliegenden Grundstücken oft ihre Mülltonnen bis zur Einmündung der Sackgasse auf die nächstgrößere Straße schieben. Reinhard Stern: "Wenn die Häuser gebaut sind, ist der Bauträger raus - und wir bekommen die Beschwerden von den Bürgern auf den Tisch."

Das Gelände der Brauerei befindet sich auf einem schon frühzeitig besiedelten Gelände des heutigen Magdeburger Stadtteils Cracau mit mehr als 8000 Einwohnern. Die Cracauer Brauerei R. Sieger & Co. wurde im Jahr 1866 von Gustav Adolf Faber, dem Herausgeber der Magdeburgischen Zeitung, als Böhmische Lagerbierbrauerei gegründet. Im Denkmalverzeichnis war sie als "eindrucksvoller hochgründerzeitlicher Industriekomplex aus ein- bis viergeschossigen Ziegelbauten in orts- und landschaftsbildprägender Lage, zeittypisch schlichte Fassadengestaltung mit Lisenengliederung, Segmentbogenfenstern und Zinnenkränzen in dem für die zeitgenössische Industriearchitektur" beschrieben. Der bauliche Zustand aber habe die Auflage gegenüber dem Investor, den Komplex zu erhalten, unzumutbar gemacht, hieß es aus der Verwaltung.