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Kampfansage an das Hochwasser

Einer der ersten Tagesordnungspunkte auf dem Stadtrat am Donnerstag ist
der Katastrophenschutz. Anlass sind die Erfahrungen des vergangenen
Jahres.

Von Martin Rieß 05.11.2014, 15:00

Magdeburg l Enorme Schäden hat das Elbehochwasser 2013 in Magdeburg verursacht. Künftig soll die Stadt einem Elbepegel von 7,80 Metern an der Strombrücke trotzen können. Und das bedeutet nicht allein eine Erhöhung des technischen Hochwasserschutzes - sprich sichere Deiche und Ufer. Deutlich wird dies in den "Schlussfolgerungen für die operative Gefahrenabwehr in Auswertung des Hochwasserberichtes 2013", die am Donnerstag im Stadtrat beraten werden sollen. Im Kern geht es darum, dass die von der Stadtverwaltung erarbeiteten elf Punkte zum Hochwasserschutz umgesetzt werden. Dabei handelt es sich - wie die Volksstimme bereits berichtete - um Maßnahmen zum Schutz von Rothensee ebenso wie um die Sicherung des Werder-Ufers.

Ordnungsbeigeordneter Holger Platz (SPD) hat in Vorbereitung auf die Sitzung des Stadtrats das Papier im Bauausschuss erläutert - und auch noch einmal ein kurzes Resümee für 2013 gezogen. "Unser Hauptproblem war die Überlastung an einer Vielzahl von Stellen." Beispiel Werder: Der habe sich unerwartet in eine "Sandsackhochburg" verwandelt. Holger Platz: "Heute würde ich den Stadtteil sofort evakuieren lassen. Wenn ein Sandsackwall bricht bleibt, nämlich keine Reaktionszeit, um noch etwas tun zu können."

Während mit dem aufgrund von Baumfällungen nicht ganz unumstrittenen Aufrüsten gegen das Hochwasser bereits begonnen wird und der Landeshochwasserbetrieb im kommenden Jahr die Deiche im Herrenkrug angehen will, wird in Sachen Rothensee der technische Hochwasserschutz etwas länger auf sich warten lassen. Zumindest sind die Planungen bereits fertig, so der Ordnungsbeigeordnete.

Spannende Frage an dieser Stelle: Was kann denn dann getan werden, falls es jetzt wieder zu einem Hochwasser kommt? Ein Kritikpunkt während des Hochwassers zielte auf eine fehlerhafte Kommunikation ab. Mit dem gezielteren Einsatz der Hilfskräfte könnten Schäden wie im vergangenen Jahr auch schon ein ganzes Stück weit verhindert werden, so die Überlegungen der Verwaltung.

Und an diesem Punkt soll ein ganzes Bündel an Neuerungen greifen. Zum einen soll der Katastrophenstab erweitert werden. Das würde bedeuten, dass in einer Extremsituation nicht mehr wie bisher 70, sondern 120 Fachleute aus den verschiedensten Bereichen die Arbeiten koordinieren würden. Für den Katastrophenschutz sollen auch zwei neue Stellen in der Verwaltung geschaffen werden.

Aber auch die Kompetenz vor Ort soll gestärkt werden. Holger Platz: "Das fängt bei den freiwilligen Feuerwehren an, die teils räumlich, teils aber auch in Sachen Kommunikationstechnik und Netzanbindung gestärkt werden müssten." Ortskundige sollen besser in die Arbeit der Technischen Einsatzleitplanung einbezogen werden und als Multiplikatoren wirken - zum Beispiel anderen Helfern also Hinweise zum richtigen Sandsackwallbau geben können.

Und es geht um Ansprechpartner vor Ort. Holger Platz: "Wir haben sehr gute Erfahrung mit den Ortsbürgermeistern in Pechau und in Randau-Calenberge gesammelt." Nun sollen zwar andere Stadtteile keine Ortsbürgermeister bekommen - was aus Gründen des Landesrechts schon nicht möglich wäre. Aber es soll ehrenamtliche Hochwasserbeauftragte geben. Die Rede war zunächst von Rothensee, auf dem Werder, in Buckau und in Salbke. CDU-Stadtrat Reinhard Stern: "Nehmen Sie doch bitte Cracau noch mit auf. Das ist nicht nur ein besonders gefährdeter Stadtteil. Vielmehr läuft - falls hier etwas passiert, der Elbepolder nach Süden hin voll."

Eine weitere Verbesserung der Kommunikation verspricht sich Holger Platz von einer besseren Besetzung der städtischen Hotline 0391/540 77 77, die im Katastrophenfall geschaltet ist, von der Einrichtung von Infopunkten, von verstärkten Aktivitäten in den sogenannten sozialen Netzwerken im Internet und von der Anschaffung von Lautsprechern für Fahrzeuge. "Es kann nicht die Aufgabe der Polizei sein, für Lautsprecherdurchsagen in einer solchen Situation durch die Straßen zu fahren", so der Ordnungsbeigeordnete.

Neben der technischen Ausrüstung für die Feuerwehren muss auch eine neue Halle her - als Materiallager, um zügig Sandsackwälle errichten zu können. Die Verwaltung hat die Anmietung einer Immobilie geprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen: Eine eigene Halle kommt günstiger. Die Zeichen stehen derzeit auf eine entsprechende Investition in der Nähe der Feuerwache Nord in der Peter-Paul-Straße in der Alten Neustadt.

Nachfrage von Reinhard Stern: "Steht denn fest, dass das Land den Hochwasserschutz mit Blick auf die 7,80-Meter-Marke überhaupt fördert?" In den entsprechenden Papieren einer Landesarbeitsgruppe sei genau dies festgehalten, so die Antwort aus der Stadtverwaltung. Holger Platz: "Ich werde aber meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass sich die Ministerialbürokratie daran in zwei oder drei Jahren noch erinnert."