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AG Wildtiere Mehr Wildtiere in Magdeburg vor der Flinte

In der Stadt werden Wildtiere immer mehr zum Problem. Die Zunahme von
Wildschweinen, Waschbär und Füchsen spiegelt sich auch in der Zahl der gestreckten, also von Jägern erlegten Tiere wider. Die Zahl stieg in den
letzten Jahren teils sprunghaft an.

17.11.2014, 01:17

Magdeburg l Viel Nahrung, wenig Jagddruck. Wildtiere fühlen sich in Magdeburg offenbar immer wohler. Das spüren nicht nur Grundstückbesitzer seit Jahren, weil Schwarzkittel auf Nahrungssuche ganze Gärten umwühlen. Auch Fachleute beobachten die "Zuwanderung" von Wildschwein, Reh Co. So haben Mitglieder der von der Stadt initiierten AG Wildtiere im letzten halben Jahr neben Füchsen, Bibern und Fischottern auch Dachse, Waschbären und Marder entdeckt. Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft ist nun unter anderem, das Aufkommen an Wildtieren im Stadtgebiet nach und nach zu dokumentieren. Erste Ergebnisse liegen vor (Volksstimme berichtete).

Die Zunahme der Wildtierarten lässt sich aber auch an der Entwicklung der gestreckten, also in der Jagd erlegten Tiere ablesen. Dr. Gerd Petzoldt, seit Sommer neuer Kreisjägermeister in Magdeburg, legte auf Volksstimme-Anfrage jetzt Zahlen aus den letzten Jahren vor. Danach wurde in der Jagdsaison 2012/2013 dreimal mehr Schwarzwild gestreckt (138 Tiere) als noch vor zwanzig Jahren (9 Tiere). Vor gut zehn Jahren (2000/2001) waren den Jägern in Magdeburg schon 45 Wildschweine vor die Flinte gekommen. Bei den Mardern hat sich die Zahl der getöteten Tiere seit 2000 fast verdoppelt. 26 wurden 2012/2013 zur Strecke gebracht. Während die Zahl der erlegten Füchse mit 164 (2012/2013) in etwa gleich blieb, hat die Zahl der gejagten Waschbären (22 im Zeitraum 2012/13) sprunghaft zugenommen. Diese Zahlen seien ein deutlicher Indikator für die Entwicklung des Bestandes einer Art, betont der Kreisjägermeister. "Wir müssen regulierend eingreifen, sonst haben wir überall Überpopulationen. Wer will schon Wölfe in einer Stadt sehen", fragt Petzoldt.

Übertrieben sei die generelle Sorge nicht, denn: "Die Stadt hat zumeist befriedete Bereiche, wo es keine Jagd gibt. Der Nachteil ist, dass sich die Wildtiere da besonders wohlfühlen." Schon jetzt gebe es immer mehr Hilferufe von Elbestädtern, die Probleme nicht nur mit Wildschweinen, sondern auch mit Mardern oder Waschbären haben. So hält die Stadt an der Bejagung von Schwarzkitteln unter anderem im Stadtpark fest, um Schäden einzudämmen. Das sei, sagt Petzoldt, auch für die Jäger nicht leicht und eine besondere Verantwortung. "Ich schieße auch nicht gern im Stadtpark, sondern lieber irgendwo im abgelegenen Wald. Aber wir erfüllen hier einen Auftrag der Stadt", wirbt der 53-Jährige um Verständnis. Die Rolle der Jäger werde leider oft auf das Töten reduziert. "Wir sind aber zuallererst geprüfte Naturschützer. Hege und Pflege von Natur und Wild sind unsere wichtigsten Aufgaben", sagt Petzoldt, der sich in seiner Funktion als Kreisjägermeister vor allem auch in der Vermittlerrolle sieht. Gegenüber der Stadt, aber auch den Bürgern, so sagt er.

Die Kreisjägerschaft Magdeburg e.V. zählt im Augenblick 364 Mitglieder. Rund 50 Jäger sind zurzeit in der Stadt aktiv.