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Stadtentwicklung Magdeburg Der lange Weg für den Blauen Bock

Frühestens Anfang 2016 beginnt der Abriss des Blauen Bocks. Vorher
stehen bei den SWM Planungen, aber auch Spurensuche und Führungen auf
dem Programm.

Von Martin Rieß 08.01.2015, 02:08

Magdeburg l So recht mochten viele nicht mehr daran glauben, dass Bewegung in den Fall Blauer Bock kommt. Und vor wenigen Wochen dann das: Die Städtischen Werke Magdeburg (SWM) wollen den heruntergekommenen Plattenbau abreißen und hier einen Neubau für ihre Firmenzentrale hinsetzen.

Anja Keßler-Wölfer leitet die Öffentlichkeitsarbeit des regionalen Energie-Unternehmens. Damit hat sie naturgegeben seit dem Bekanntwerden des Geschäfts mit dem bisherigen Eigentümer ein Interesse daran, dass hier ein Aushängeschild entsteht. All jene muss sie aber enttäuschen, die hoffen, dass hier bereits kurz nach dem Weihnachtsgeschäft die Abrissbagger anrollen. Sie sagt: "Der Eigentumsübergang war zum 1. Januar 2015. Seitdem nehmen wir zunächst unsere Pflichten in Sachen Räum- pflicht und Straßenreinigung wahr." Für die kommenden Monate dürfte darüber hinaus erst einmal kaum etwas nach außen Sichtbares passieren.

Der Energiedienstleister plant zumindest, den Blauen Bock vor dem Abriss noch einmal für Interessierte zu öffnen. Wie dies erfolgen wird und in welchem Umfang das möglich ist, hängt unter anderem von Sicherheitsaspekten ab - daher stehen für diese letzten Rundgänge durch das Plattenbau-Gemäuer bislang weder Einzelheiten noch Termine fest.

SWM suchen Erinnerungen an das Leben in dem Haus

Anja Keßler-Wölfer sagt: "Auch wenn das Gebäude von den meisten Magdeburgern seit Jahren als Schandfleck empfunden wird - die Spuren des früheren Lebens in dem Haus sind interessant." Für ihre Dokumentation suchen die Städtischen Werke daher Fotos und Geschichten rund um den Blauen Bock, gern auch vor seiner Errichtung - Kontakt siehe Infokasten. "Vielleicht möchte uns der ein oder andere Magdeburger seine Erlebnisse rund um das Gebäude erzählen", sagt die Frau von den Städtischen Werken. Interessant sei beispielsweise auch, wie das Haus zu seinem Namen kam. "Glaubhaft erscheint mir ja die Variante, dass die Säulen des Hauses als Läufe eines Bocks gedeutet wurden - und die blauen Fliesen auf der Fassade haben ihr Übriges getan", sagt Anja Keßler-Wölfer. Denkbar sei es, dass dieses blaue Gewand des Hauses Interessenten nach dem Abriss zur Verfügung gestellt werde.

Wenn es mit dem Abriss im Frühjahr noch nicht losgeht - wann dann? Die Frau aus der SWM-Verwaltung berichtet, dass derzeit das Projektmanagement und damit der Posten des Projektsteuerers ausgeschrieben seien: "Veröffentlicht ist diese Ausschreibung im EU-Amtsblatt."

Die Planer kommen ab dem Frühjahr zum Zug

Nach den Verhandlungen mit den Bietern soll der Auftrag Mitte März des neuen Jahres erteilt werden. Dabei müssen die SWM die Fristen und auch die Einspruchsfristen beachten, um den zeitlichen Ablauf nicht zu gefährden. Danach sollen mit dem Projektsteuerer die Anforderungen der SWM an den Neubau, der an der Stelle des Blauen Bocks entstehen soll, festgelegt werden. "Im Anschluss erfolgt die Architektenfindung. Wie diese ausgestaltet ist, wird noch entschieden", sagt Anja Keßler-Wölfer.

Fest stehe jedenfalls bereits jetzt: Mit einem Abriss ist frühestens im Jahr 2016 zu rechnen. Ganz im Sinne der guten Nachbarschaft sei mit Karstadt verabredet, dass das Weihnachtsgeschäft 2015 nicht beeinträchtigt wird.

Dass die Planungen erst jetzt ausgeschrieben werden, hat übrigens einen guten Grund: Erst kurz vor der Unterzeichnung des Vertrags war endgültig klar, dass das Geschäft klappt. Vorherige Planungen hätten im Falle eines Scheiterns bedeuten können, dass Geld und Arbeitskraft von Mitarbeitern der SWM umsonst investiert worden wären.