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Stadtfeld Magdeburg plant Asyl-Container-Anlage

10.02.2015, 02:25

Magdeburg l Immer wieder hat sich Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) gegen die Unterbringung von Asylsuchenden in Sporthallen, Zelten oder Containern ausgesprochen. Nun vollzieht die Stadtverwaltung einen Richtungswechsel. Aktuell wird über die Errichtung einer Container-Anlage für bis zu 200 Personen diskutiert. Nach Informationen der Volksstimme soll diese Anlage auf einem städtischen Grundstück an der Hermann-Gieseler-Halle errichtet werden. Auf Nachfrage bestätigte Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra nur, dass derzeit mehrere in Frage kommende Grundstücke geprüft würden. Geplante Inbetriebnahme: 2016. Container-Anlagen seien kein Richtungswechsel, "sondern die bedarfsorientierte flexible Möglichkeit zur Absicherung der Aufnahmeverpflichtung", so Kerstin Kinszorra. Derzeit erreichen 103 Asylsuchende und Flüchtlinge die Landeshauptstadt im Monat. Seit Monaten hat die Stadt Probleme bei der Aufnahme der Flüchtlinge und musste zuletzt sogar um Aufschub bei der Zentralen Aufnahmestelle Sachsen-Anhalt in Halberstadt bei der Zuweisung neuer Flüchtlinge bitten.

Gegen die Container-Pläne stemmen sich vor allem die Grünen. In den kommenden Stadtrat bringen sie daher einen Antrag ein, der die Errichtung der Container in Stadtfeld verhindern soll. Stattdessen fordert die Ratsfraktion, den geplanten Abriss des leerstehenden Wohnblocks Breiter Weg 257 - 260 zu stoppen und um mindestens ein Jahr zu verschieben. "Container sollten wirklich die allerletzte Lösung sein", sagte der Grünen-Landtagsabgeordnete und Stadtrat Sören Herbst der Volksstimme. Durch die Zentrumslage und die Nähe zur Ausländerbehörde sei die Lage des Wohnblocks am Breiten Weg ideal. "In einer Stadt mit hohem Leerstand kann es nicht sein, dass wir Asylsuchende in Containern unterbringen", so Herbst weiter. Außerdem sei die Aufstellung von Containern auch aus Kostengründen abzulehnen, da die Unterbringung in bestehendem Wohnraum wirtschaftlicher sei.

Zustimmung für die Pläne bekommen die Grünen von Domprediger Giselher Quast. "Ich würde eine Unterbringung von Asyl-Suchenden am Breiten Weg begrüßen", sagte Quast. Container seien nur eine Übergangslösung. "Hier muss aber die Politik eine Entscheidung treffen", so Giselher Quast weiter.

Die letzten Mieter waren erst kürzlich aus dem Breiten Weg 257 bis 260 ausgezogen. Gebäude und Gelände befinden sich im Besitz der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg. In dem Haus werden bereits die Armaturen herausgerissen. Auch die Fahrstühle des Achtgeschossers fahren nicht mehr. Die Abrissarbeiten an diesem Mitte der 1960er Jahre fertiggestellten Plattenbau sollen innerhalb der kommenden beiden Monate über die Bühne gehen.

"Das Gebäude wird abgerissen und steht nicht zur Debatte", sagte Wobau-Chef Heinrich Sonsalla der Volksstimme. Persönlich sei er dafür, dass leerstehende Häuser für die Unterbringung von Flüchtlingen - wie etwa in Neu-Olvenstedt - genutzt werden. "Wir müssen aber rechtzeitig darüber sprechen", so Sonsalla weiter. Für den Breiten Weg sei der Abriss-Auftrag bereits erteilt.

Wie im Falle des Nachbarblocks werden nach dem Abriss Archäologen untersuchen, welche Fundstücke sich in diesem Bereich befinden und welche von ihnen geborgen und weiter untersucht werden müssen. Geplant ist in den neuen Wohnhäusern auch Platz für Handel und Praxen. Darüber sollen Wohnungen entstehen. Unter den Gebäuden soll eine Tiefgarage angelegt werden.