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Hellmuth Karasek war am Sonntag in Magdeburg nicht zum Lesen zumute Frosch mit Taschenlampe

Als Literaturkritiker und Autor genießt Hellmuth Karasek national große Popularität. Am Frauentag kam der Mann nach Magdeburg, um aus seinem neuen Buch zu lesen. Doch dazu kam es nicht.

Von Birgit Ahlert 10.03.2015, 01:24

Magdeburg l Frauen gehören zu den Lieblingsthemen von Hellmuth Karasek und so verwundert es wenig, dass er ein Buch veröffentlicht hat unter dem Titel "Frauen sind auch nur Männer". Wenn der Autor dazu noch am Weltfrauentag mit einer Lesung angekündigt wird, zieht es zahlreich Publikum an. Wie am Sonntagabend in die Festung Mark. Rund 160 Gäste hatten sich eingefunden, um dem berühmten Literaturkritiker und Autor zu lauschen. Auf dem Tisch hatte er sieben Bücher aufgebaut, das versprach literarische Unterhaltung. Doch als erste Amtshandlung drehte er die Leselampe von sich weg, zur anderen Seite. Symbolisch für das, was folgte.

Nur zwei Mal klappte er eines der Druckexemplare auf: für eine Geschichte über die Gesundheit von Spinat und Tante Martel sowie für eine Attacke auf Günter Grass´ "lyrische Inkontinenz". Wer sich auf Charmant-Weibliches gefreut hatte, dem 8. März angepasst, wurde enttäuscht.

Das weibliche Geschlecht gehörte allenfalls bei einigen Zoten zum Repertoire oder bei den Namen, die "Lieblingsgegner" Grass in den Schnee pinkelt. Dass der Vortragende dann in einer anderen Geschichte mit eben diesem Grass verwechselt wird, hat dann schon etwas sehr Komisches.

Vielleicht hatte der Autor vorausgesetzt, dass die Besucher seine Bücher selbst lesen können. Stattdessen zeigte er sich als unterhaltsamer Plauderer und amüsanter Witzeerzähler. "Soll das ein Witz sein" ist ja auch ein erfolgreiches Buch von Hellmuth Karasek, wenn auch nicht der Titel der Veranstaltung. Wobei ein Beitrag in "Frauen sind auch nur Männer" heißt: "Kennen Sie den?". Ob sich dahinter wirklich Witze verbergen, blieb zumindest an diesem Abend ungeklärt.

Der im Januar 81 Gewordene unterhielt mit sonorer Stimme und Einblicken in sein schier unerschöpfliches Repertoire von Witzen, Anekdoten und Geschichtchen. Immer wieder erklärend, wie man Pointen setzt, wie wichtig der richtige Zeitpunkt ist und dass im Witz ein Frosch nun mal eine Taschenlampe hat.

Und so glaubte man sich eher in einem Witze-Seminar oder einem Vortrag über Freudsche Theorien. Männer erzählen Witze am besten, wenn Frauen im Raum sind, erfährt man auf diese Weise, weil man/n ihnen imponieren möchte. Freud sagte wohl: Witze sind die Überwältigung des unbekannten weiblichen Wesens durch Erotik. Aha.

Und während sich an diesem Abend die Rezensentin fragt, wie wohl der große Literaturkritiker und spitzfedrige Spiegelautor eine solche Veranstaltung bewerten würde, stellt sich das Publikum artig in einer Reihe an, um Bücher zu kaufen und vor allem signieren zu lassen. Weil ein Abend mit Hellmuth Karasek eben etwas Besonderes ist. Ob er nun über Frauen philosophiert oder Witze erzählt. Und lesen, natürlich, das können wir allein zu Hause. Sich selbst Witze zu erzählen ist nicht unterhaltsam.