1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Neuer Anlauf für die Ulrichskirche

Freilegung unterirdischer Gewölbe der Kirche Neuer Anlauf für die Ulrichskirche

Das Kuratorium zum Wiederaufbau der Ulrichskirche meldet sich zurück. In
der jüngsten Ausgabe seines Vereinsblattes "Ulrichsbote" kündigte es
Pläne für einen Architekturwettbewerb zur Neugestaltung des
Ulrichplatzes an.

13.03.2015, 04:46

Magdeburg l Der avisierte studentische Architekturwettbewerb zu dem zentralen Platz in der Innenstadt richtet sich dezidiert auf die kriegszerstörte Ulrichskirche. Speziell geht es um den Unterbau der 1956 gesprengten Reste der Altstadtkirche. Bekanntlich seien unter der Grünfläche des Platzes die Kellergewölbe erhalten, sagte Uwe Thal, 1. stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums Ulrichskirche. Beabsichtigt ist nun, die Anlagen unter den einstigen Türmen auszugraben, zu restaurieren und begehbar zu machen. Über dem Gewölbe soll nach dem Willen des Kuratoriums ein Ausstellungspavillon errichtet werden.

Mit dem Projekt im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017 würde man sowohl christlichen Ambitionen als auch weltlichen Bestrebungen Rechnung tragen, erklärte Uwe Thal weiter.

Im unterirdischen Bereich ist seinen Angaben zufolge ein öffentlicher Raum der Stille konzipiert, im Pavillon darüber eine Gedenkausstellung zur Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg einschließlich der Sakralbauten.

Finanzierung des Wettbewerbs mit Sponsorenhilfe
Die St.-Ulrich-und-Levin-Kirche war nach St. Johannis die zweitälteste Pfarrkirche Magdeburgs. Da das Kuratorium Ulrichskirche nicht der Grundstückseigentümer des ehemaligen Standortes ist, bedarf es der Zustimmung des Stadtrates als Grundlage von Verwaltungsentscheidungen. Es seien deshalb bereits erste informelle Gespräche mit verschiedenen Ratsfraktionen geführt worden, man werde auch weiter auf die Verwaltung zugehen, hieß es. Verlaufe alles positiv, soll der mit Sponsorenhilfe finanzierte studentische Wettbewerb im Sommer dieses Jahres ausgeschrieben werden.

Das Vorhaben auf dem Ulrichplatz soll in der künftigen neuen Kuratoriumssatzung als wichtigste Zielstellung etabliert werden. Der Wiederaufbau sei zwar nicht vollständig von der Agenda gerückt, doch man müsse sich den Realitäten und den derzeit vorherrschenden Meinungen annähern, sagte Thal. Das Kuratorium trage auch damit dem Bürgerentscheid von 2011 Rechnung, in dem der Wiederaufbau abgelehnt worden war.

Bereits bei einem kürzlichen Treffen des Verbundes Zerstörte Kirchen e. V. in Magdeburg hatte der Vorsitzende des Kuratoriums Ulrichskirche, Dr. Tobias Köppe, auf die neuen Pläne verwiesen und Unterstützung der Stadtverwaltung eingefordert. Gerade in jüngster Zeit gebe es nicht nur in ostdeutschen Großstädten viele Initiativen, kriegszerstörte oder später gesprengte Kirchen wieder zu errichten. Köppe und Thal erklärten: "Mit großem Aufwand werden in Deutschland historische Gebäude und Anlagen saniert oder originalgetreu rekonstruiert. Inzwischen wird diese Form der Reanimation als wertvolles Element städtebaulicher Entwicklungen begriffen."

Beispielhaft verweisen sie auf den Leipziger Förderverein Johanniskirchturm e. V., welcher auf dem dortigen Johannisplatz Überreste der 1945 beschädigten Johanniskirche und ihres 1963 gesprengten Kirchturms sichtbar machen will. In einem ersten Schritt war kürzlich mit Hilfe eines großen deutschen Bauunternehmens im dortigen Umfeld die berühmte Bach-Gellert-Gruft freigelegt worden.

Kuratorium gehört zum Verbund Zerstörte Kirchen

Das Kuratorium Ulrichskirche ist seit 2012 Mitglied des seinerzeit gebildeten Verbundes Zerstörte Kirchen. Diesem gehören inzwischen die Fördervereine und Stiftungen "Sophienkirche/ Busmannkapelle" in Dresden, "Johanniskirche und Universitätskirche St. Pauli" in Leipzig, "Ulrichskirche" in Magdeburg, "Garnisonkirche" in Potsdam sowie eine Berliner Initiative "Zerstörte Innenstadtkirchen" an.

Es gibt viele gemeinsame Schnittstellen, man profitiere gegenseitig von den Erfahrungen, verwies Thal auf den Zweck des erwähnten Treffens Ende Januar in Magdeburg.

Das Kuratorium Ulrichskirche, das derzeit aus 190 Bürgern besteht, bedauert, dass in der Landeshauptstadt in Bezug auf die Ulrichskirche die Unterstützung ausbleibe.

Zumal hier christliche und geschichtliche Motivation gleichrangig die Fundamente des Bemühens um die Ulrichskirche seien, stellte Uwe Thal klar.

Die nunmehr geplanten Ausgrabungen auf dem Ulrichplatz würden im Zuge des großen Reformationsjubiläums sowohl ein historisches Schlaglicht auf eine für die Reformation bedeutsame Kirche werfen als auch als Sachzeuge für im Krieg zerstörte bzw. in den Jahren danach gesprengte Monumentalbauten dienen. Das Projekt wurde inzwischen als Vorhaben in die Veranstaltungen des Kirchentags in Magdeburg zum Reformationsjubiläum vom 25. bis 27. Mai 2017 eingebracht, erklärte Uwe Thal.