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Stadtgeschichte Magdeburg und Zweiter Weltkrieg: Bombenregen vernarbt das Stadtgesicht

Der Luftangriff auf Magdeburg am 16. Januar 1945 verwüstete die Stadt dramatisch. Eine Fotoreihe des Fotoclubs 88 dokumentiert die Veränderungen im Stadtbild.

Von Vanessa Kanz Aktualisiert: 26.4.2021, 11:06

Neue Neustadt. "Landeshauptstadt Magdeburg - Eine Stadt verändert ihr Gesicht" - unter diesem Ausstellungstitel zeigt der "Fotoclub 88 DVF Magdeburg" derzeit Aufnahmen, die eindrucksvoll die städtebauliche Entwicklung Magdeburgs vor und nach der Bombennacht 1945 abbilden.

Die Fotoreihe befindet sich derzeit im LKA Sachsen-Anhalt und genießt hohes Interesse bei den Mitarbeitern. "Alte und junge Kollegen verweilen vor den Bildern, schwelgen in Erinnerungen oder fachsimpeln über bestimmte Gebäude", sagt Andreas von Koß, Pressesprecher des LKA.

In einem Rundgang können die Beamten die Schönheit der Stadt vor dem Luftangriff, die Grausamkeit der Zerstörung 1945 und die Entwicklungen der Stadt in den Folgejahren nachvollziehen.

In einem Rahmen ist die Johanniskirche abgebildet. Ihre zwei Turmspitzen ragen auf einem Foto noch stolz in die Höhe. Auf dem Bild daneben befindet sich im Kontrast dazu die Plastik "Die Trauernde Magdeburg" in der Trümmerlandschaft der Johanniskirche. Im Gegensatz zu ihrem Umfeld wirkt sie relativ intakt. Ein zynisches, symbolhaftes Bild.

Siegfried Kompf und Rudolf Schoeps vom Fotoclub 88 haben gemeinsam an der Ausstellung gearbeitet. Die Bilder sind nicht alle im Originalzustand, teilweise entstammen Elemente der Fotoreihe aus Positiven und teils aus Negativen. Alte Postkarten wurden ebenso eingescannt und bearbeitet.

Fotos des alten und neuen Hasselbachplatzes sind ebenfalls Teil der Ausstellung. Auf einer alten Aufnahme umschließen die schönen Gründerzeithäuser den Platz, auf dem sich noch der Hasselbachbrunnen befand. Einst führten die Gleise der Straßenbahnen kreisförmig um den Brunnen herum. Durch die sich entwickelnde Verkehrslage entstand die heutige Kreuzung der Gleise. Vorab musste allerdings noch der Hasselbachbrunnen kurzerhand umgesetzt werden - und zwar an die Lüneburger Straße auf den Haydnplatz, auf dem er noch heute steht.

Edle und charakterstarke Gründerhäuser zierten damals noch den Breiten Weg. Heute ist von diesem klassischen Antlitz nicht mehr viel übrig. "In der DDR verschenkte man die Möglichkeit, die Stadt wieder herzurichten, wie sie einmal war. Es passte nicht in das sozialistische Stadtbild", sagt Kompf.

Auf die Frage hin, was er vom damaligen und vom heutigen Gesicht Magdeburgs hält, antwortet Kompf: "Zwei Seelen ruhen in meiner Brust. Einerseits trauere ich dem nach, was nicht mehr da ist. Andererseits freue ich mich auch, wie liebenswürdig sich die Stadt entwickelt hat."

Da sich die Ausstellung im LKA befindet, ist sie für die Öffentlichkeit derzeit nicht zugänglich. Siegfried Kompf und Rudolf Schoeps würden sich daher freuen, wenn sich ein Ort finden ließe, der es allen ermöglicht, auf die Reise von der Vergangenheit in die Gegenwart Magdeburgs zu gehen.