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Sportverein Fortuna Sportförderung oder Abotrick?

Mit einer fragwürdigen Spendenaktion macht derzeit der SV Fortuna von sich reden. Der Sportverein kooperiert mit einer Berliner Firma, die Zeitschriftenabos an der Haustür verkauft.

Von Karolin Aertel 28.03.2015, 02:24

Magdeburg l Sie war sich sicher, dass ihr das nie passieren würde. Und doch hat Ingeborg E. an der Haustür ein Zeitschriftenabo abgeschlossen. Am Mittwochvormittag klingelte ein Mann an ihrer Tür. Er komme vom Deutschen Sportservice und unterstütze mit einer "Aktion" den Sportverein SV Fortuna, erklärte er.

Der Herr präsentierte eine Mappe mit Logo und Informationen zu Verein und Sportförderung. Kurz darauf beschrieb er das Konzept: Wenn Ingeborg E. bei ihm ein Zeitschriftenabo abschließe, verzichte sie auf die Werbeprämie und der Verein bekomme dafür eine finanzielle Zuwendung für die Sanierung des Kunstrasenplatzes am Schöppensteg. "Ich habe erstmal abgelehnt. Ich brauche ja keine Zeitschrift. Aber er hat mich dann so lange bequatscht, bis ich doch unterschrieben habe", so die 80-Jährige, die ihr Handeln schon wenige Minuten später bereute.

SV Fortuna will Rasenplatz sanieren

Fritz-Rainer Döbbelin war da schon vorsichtiger. Auch bei ihm stand der Herr vor der Tür in Rothensee. "Ich hatte gleich das Gefühl, dass das ein Abotrick ist", erzählt er. "Und woher weiß ich, dass es tatsächlich eine Förderung für den Verein ist?" Da könne ja jeder kommen, sagt er. Der Geschäftsstellenleiter des SV Fortuna, Manfred Bloch, bestätigte der Volksstimme die Kooperation mit dem Berliner Unternehmen: "Wir haben vor zwei Jahren schon einmal mit dem Deutschen Sportservice zusammengearbeitet, gute Erfahrungen gemacht und konnten uns so einen Kleinbus mitfinanzieren", erklärt er.

Nun hoffe man auf etwas Geld um den Eigenanteil zur Sanierung des Platzes zu generieren. Dass der Name des Vereins als Schlüssel für ein Haustürgeschäft genutzt wird, finde er nicht verwerflich. Per Posteinwurf habe der Verein die Haushalte der Umgebung zuvor auf die Aktion aufmerksam gemacht.

Was auf dem Schreiben jedoch mit keiner Silbe erwähnt wurde: Um den Verein zu unterstützen, muss ein Zeitschriftenabo abgeschlossen werden. Frank Hohl, Geschäftsführer des Deutschen Sportservice, der die Abos verkauft, erklärt auf Volksstimme-Nachfrage, warum: "Wenn wir mal ehrlich sind, würde uns dann doch keiner die Tür aufmachen", sagt er.

Erste Finanzspritze für SV Fortuna

Für fragwürdig hält Frank Hohl die Vorgehensweise und das Geschäftsmodell nicht: "Der Verein bekommt so die Möglichkeit, Spenden von Leuten zu erhalten, die sonst nicht spenden würden", sagt er. In den vergangenen Jahren habe sich das Modell bewährt. In Magdeburg hat er bereits mit dem MSC Preussen gearbeitet. Auch Eintracht Halberstadt hatte einen Vertrag mit der Agentur. Neben Sachsen-Anhalt seien Hohl und seine zwei Mitarbeiter auch in Brandenburg und Sachsen unterwegs.

Wie viel für einen Verein wie den SV Fortuna dabei rum kommt, verrät Frank Hohl nicht. Das sei individuell verhandelbar und hänge von der Anzahl der Abo-Abschlüsse ab. Das könne vom Trikotsatz bis hin zu mehreren Tausend Euro reichen. Im Falle des SV Fortuna habe man sich auf eine finanzielle Zuwendung geeinigt. Ein erster Abschlag sei bereits gezahlt worden, sagt er.

In Magdeburg werden die Mitarbeiter des Deutschen Sportservice noch gut zwei, drei Wochen an den Türen klingeln. Sie beschränken sich auf den Einzugsbereich des Sportvereins am Schöppensteg.

Wer ein Abo abgeschlossen hat und verunsichert ist, dem rät Marion Dittrich von der Verbraucherzentrale in Magdeburg, bei Bedarf vom Recht auf Widerruf Gebrauch zu machen. Da es sich hier praktisch um ein Haustürgeschäft handelt, besteht dieses 14 Tage lang nach Vertragsabschluss. "Wir empfehlen, diesen Widerruf schriftlich zu formulieren und per Einschreiben an die Firma zu schicken, mit der der Vertrag, oder hier das Abo, geschlossen wurde", so Dittrich. Wer einfach nur dem Sportverein helfen wolle, könne das mit einer direkten Spende genauso gut tun.