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Behindertenverband Sachsen-Anhalt beschert Eigentümern am Tränsberg den Negativpreis Zweifelhafte Ehre fürs Ärztehaus

Von Christina Bendigs 07.04.2015, 03:27

Über Jahre kämpften Bürger und die GWA Altstadt für einen barrierefreien Zugang zum Ärztehaus am Tränsberg. Doch nichts geschah. Jetzt wurde den Eigentümern eine zweifelhafte Ehre zuteil. Denn das Ärztehaus erhielt den Negativpreis des Allgemeinen Behindertenverbandes Sachsen-Anhalt.

Altstadt l Zwei Stufen sind seit Jahren ein Ärgernis für Patienten des Ärztehauses am Tränsberg. Denn diese Stufen sind für Rollstuhlfahrer nicht zu überwinden. Und auch Patienten, die auf einen Rollator angewiesen sind, haben Probleme in das Gebäude zu gelangen. Passiert ist trotz der Beschwerden nichts. Der Allgemeine Behindertenverband hat dem Ärztehaus nun den Negativpreis verliehen.

Bei der Entscheidung gehe es jedoch nicht nur um die fehlende Barrierefreiheit, sondern auch um das Verhalten, das die Eigentümergemeinschaft an den Tag gelegt habe, berichtete Jürgen Hildebrand als Vorsitzender des Verbandes. Denn immer wieder sei versucht worden, mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen. "Sie haben aber gar kein Interesse an den Leuten", meint Hildebrand. Denn auf Anfragen sei nicht reagiert worden. Der Vorschlag, Rampen für 6000 Euro anzubauen, war aus finanziellen Gründen abgelehnt worden. Eine Pflicht, das Gebäude barrierefrei zu gestalten, besteht jedoch nicht.

Auch wenn es schon lange keinen Kontakt mehr zu den Eigentümern gegeben habe und auf die Einladung zur Preisverleihung keine Antwort gekommen sei: Den Preis will Jürgen Hildebrand auf jeden Fall übergeben. Der Termin steht noch nicht fest.

Welche der Ärzte zur Eigentümergemeinschaft gehören, war nicht in Erfahrung zu bringen. Eine Stellungnahme war von angefragten Ärzten nicht zu bekommen, ebensowenig von der Hausverwaltung, die nicht zu erreichen war.

Immerhin: Eine Notlösung gibt es. Patienten, die die Stufen nicht schaffen, können über die benachbarte Apotheke und eine Radiologiepraxis das Hindernis umgehen.

Den Negativpreis hat der Behindertenverband erstmals verliehen. Auf viele positive Beispiele in Sachsen-Anhalt machten die Initiatoren mit ihrer Ehrungsveranstaltung am Wochenende in Schönebeck auch aufmerksam. Aus Magdeburg wurde Gerald Altmann ausgezeichnet, der sich im Verein Barriereloses Umfeld Magdeburg engagiert und die Veranstaltung "Blau-Weiße Begeisterung kennt kein Handicap" organisiert. Elke Lüdecke setzt sich als Direktorin des Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt des MDR für ein barrierefreies Medienangebot ein.